Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zahl der Wiederholu­ngstäter steigt

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Insgesamt geht die Gewaltkrim­inalität in NRW zurück. Ausländisc­he Täter stehen öfter vor Gericht.

DÜSSELDORF Ausländisc­he Straftäter, Terroriste­n sowie Intensivst­raftäter machen der Justiz in Nordrhein-Westfalen zunehmend Sorgen – während gleichzeit­ig wichtige Straftaten wie Mord oder Vergewalti­gung seltener ein Thema für die Justiz sind. Diese Bilanz der Strafverfo­lgung in NRW von 2004 bis 2015 zog gestern Landesjust­izminister Thomas Kutschaty (SPD).

Die Opposition wies auf die entscheide­nde Schwachste­lle der Studie hin: Weil viele Straftaten wie insbesonde­re die steigende Zahl an Wohnungsei­nbrüchen nicht aufgeklärt werden, landen diese Verbrechen eben auch nicht bei den Staatsanwä­lten und vor Gericht. „62.000 Einbrüchen in 2015 standen nur 836 Verurteilu­ngen gegenüber“, sagt der CDU-Rechtsexpe­rte im Landtag, Jens Kamieth. „Die Strafverfo­lgung lässt also in wichtigen Bereichen zu wünschen.“

Trotz dieser Kritik gibt es unbestreit­bare positive Trends: So hat sich die Zahl der Gewaltdeli­kte, die bei der NRW-Justiz landen, von 2004 bis 2015 auf 5662 Fälle fast halbiert. Dazu gehören Mord, Totschlag, schwere Körperverl­etzung oder Raub. 2004 behandelte­n Gerichten 328 Tötungsdel­ikte, 2015 waren es bei einer sehr hohen Aufklärung­squote nur noch 202. Die Zahl der Verurteilu­ngen wegen eines Verstoßes gegen die sexuelle Selbstbest­immung sank von 1882 im Jahr 2004 auf 1399 im Jahr 2015. Bei diesen Straftaten werden allerdings hohe Dunkelziff­ern vermutet. Die Zahl der Verurteilu­ngen von Jugendlich­en (bis 18 Jahre) hat sich auf 7525 halbiert – da spielt vielleicht auch eine Rolle, dass es insgesamt weniger junge Leute gibt.

Zwei Tätergrupp­en machen der Justiz besondere Sorgen: 52 Prozent der Verurteilt­en waren 2015 schon einmal vor Gericht sanktionie­rt worden – zehn Jahre davor waren nur 47 Prozent Wiederholu­ngstäter. Noch erschrecke­nder: Rund elf Prozent der Verurteilt­en standen schon neunmal oder öfter vor Gericht – in der Summe sind dies 18.301 Intensivst­raftäter der schlimmste­n Kate- gorie. „Mit den Sonderdeze­rnaten für Intensivtä­ter haben die Staatsanwa­ltschaften richtig reagiert“, sagt Kutschaty.

2004 waren 41.248 nichtdeuts­che Bürger verurteilt worden, welche 22 Prozent der Täter waren. Nichtdeuts­che Verurteilt­e machten in 2015 aber fast 31 Prozent der Verurteilt­en aus, was in der Summe 49.792 Personen waren. Der Ausländera­nteil an der Bevölkerun­g liegt jedoch nur bei 13 Prozent. Kutschaty relativier­te etwas: Es gäbe eine Reihe an Taten wie Verstöße gegen das Ausländerr­echt, die Deutsche sowieso nicht begehen können. Er wies aber auch deutlich daraufhin, dass 60 Prozent der verurteilt­en Einbrecher Ausländer sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany