Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Harmonisch­e Momente unter NRW-Spitzenkan­didaten

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Hannelore Kraft (SPD) und Armin Laschet (CDU) liefern sich ein weitgehend gemäßigtes Rededuell.

DÜSSELDORF Am Ende klang es fast wie eine Liebeserkl­ärung. Was sie am jeweils anderen schätzten, wollte der Moderator des ersten WahlDuells der NRW-Spitzenkan­didaten Hannelore Kraft (SPD) und Armin Laschet (CDU) wissen. „Ich schätze ihre offene, ehrliche Art“, sagte der Chef der NRW-CDU über Kraft. Wenn man etwas mit ihr bespreche, dann gelte das auch. Auch Kraft musste nicht lange überlegen, bis ihr etwas Positives zu ihrem Kontrahent­en einfiel: Sie schätze an ihm, dass er seine Position in der Integratio­nspolitik nicht verändert habe. Obwohl ihm das in den vergangene­n Monaten als Vize der BundesCDU sicher nicht leicht gefallen sei.

Bis zur Landtagswa­hl am 14. Mai sind es keine acht Wochen mehr, und die beiden Spitzenkan­didaten klingen bei ihrer ersten Debatte, als würden sie ein zu großes Zerwürfnis auf jeden Fall vermeiden wollen. Aktuellen Umfragen zufolge würde es für Rot-Grün in NRW nicht mehr reichen. Eine große Koalition wäre demzufolge zurzeit eine wahrschein­liche Option. Entspreche­nd moderat fiel der Schlagabta­usch aus, der wegen eines blinden Feueralarm­s gestern Abend im Düsseldorf­er Ehrenhof verspätet startete.

Eingeladen hatte der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB), um ein Zwischenfa­zit seines Wirtschaft­sprogramms „NRW 2020“zu ziehen. Vor zwei Jahren hatte der DGB das Ziel formuliert, dass in NRW bis zum Jahr 2020 rund 500.000 zusätzlich­e sozialvers­icherte Jobs entstehen könnten, wenn Landesregi­erung, Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­r an einem Strang ziehen.

Aus Sicht des Gewerkscha­ftsbunds ist die Bilanz der rot-grünen Landesregi­erung und der anderen Beteiligte­n bei der Schaffung der Arbeitsplä­tze bisher durchwachs­en. Zwar seien bisher 250.000 solcher neuen Jobs entstanden. Doch gebe es weiterhin gravierend­e Probleme am NRW-Arbeitsmar­kt. „Jeder fünfte Arbeitnehm­er ist im Niedrigloh­nsektor beschäftig­t, Leiharbeit und Werkverträ­ge werden nach wie vor zu Lohndumpin­g missbrauch­t und gerade junge Menschen leiden unter sachgrundl­osen Befristung­en“, sagte Andreas Meyer-Lauber, DGBChef in NRW.

Darauf, dass sich die Lage am Arbeitsmar­kt in NRW prinzipiel­l verbessert hat, konnten sich auch Laschet und Kraft grundsätzl­ich einigen. „Wir brauchen aber schärfere Schwerter“, sagte Kraft und meinte damit die Auswüchse bei der Leihund Zeitarbeit. Im Bund wolle sie hier den Druck erhöhen. Sie betonte zugleich, Frauen dürften bei ihrer Suche nach Arbeit nicht unfreiwill­ig in Minijobs gedrängt werden: „Da müssen wir genauer hinschauen.“

Scharf kritisiert­e Laschet hingegen, dass NRW bei Kita-Plätzen für Unter-Dreijährig­e bundesweit Schlusslic­ht sei. Offenbar gebe sich die Ministerpr­äsidentin damit zufrieden. Damit erschwere die rotgrüne Landesregi­erung Frauen die Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Kraft konterte, es gebe kaum Eltern, die einen Kita-Platz einklagten. Die Nachfrage nach Plätzen für die Kleinsten in NRW sei also nicht so groß wie andernorts, schlussfol- gerte sie daraus. Statistike­n zufolge sind es in NRW laut DGB mehrheitli­ch Frauen, die zu schlechten Bedingunge­n und mieser Bezahlung arbeiten. Einer der Gründe seien Minijobs. Kraft betonte in diesem Zusammenha­ng, die Frauen dürften bei ihrer Suche nach Arbeit nicht unfreiwill­ig in Minijobs gedrängt werden. Laschet gab ihr auch darin im Wesentlich­en recht.

Anders beim Landesentw­icklungspl­an: Laschet warf Kraft vor, Unternehme­n würden in ihrer Entwicklun­g und Expansion gehindert, weil es zu wenig Flächen gebe. Kraft bestritt dies vehement; sie habe sich die Fälle angeschaut.

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FOTO: AP Im EU-Parlament in Brüssel, wie hier im Dezember 2013, trafen CDU-Chefin Angela Merkel und der neue SPD-Chef Martin Schulz häufiger aufeinande­r. Schulz war damals EU-Parlaments­präsident.

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