Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

FBI: keine Beweise für Abhöraffär­e

- VON FRANK HERRMANN

Vor dem Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses entkräftet FBIChef Comey Trumps Vorwürfe, sein Vorgänger Obama habe ihn abgehört.

WASHINGTON Wieder geht es um eine Serie wütender Kurzmittei­lungen aus dem reichen Twitter-Fundus Donald Trumps. Wieder wird zitiert, was er vor gut zwei Wochen in seinem Strandclub Mar-a-Lago in die Welt hinausposa­unte. Nur dass es diesmal der Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses ist, vor dem die Zweizeiler verlesen werden. Gestern rief das Gremium den FBI-Direktor James Comey in den Zeugenstan­d, um den Tweets auf den Grund zu gehen.

„Schrecklic­h“, er habe gerade herausgefu­nden, dass er im Trump Tower von seinem Vorgänger Barack Obama abgehört worden sei, polterte der US-Präsident am 4. März und verglich es mit dem größten Skandal der jüngeren amerikanis­chen Geschichte, Richard Nixons Watergate. Ob es sich dabei um ein Statement handle, das der Wahrheit entspreche, will Adam Schiff, ein Abgeordnet­er aus Kalifornie­n, von Comey wissen. „Ich besitze keine Informatio­nen, die diese Tweets stützen“, antwortet der Chef der Bundespoli­zei mit einstudier­ter Einsilbigk­eit. „Und wir haben im FBI sorgfältig danach gesucht.“Kein amerikanis­cher Präsident, fügt er hinzu, wäre rechtlich in der Lage, auf eigene Faust eine solche Lauschakti­on anzuordnen.

Damit widerspric­ht er einem Mann, in dessen Macht es steht, ihn abzusetzen, im Zweifelsfa­ll ohne großes Federlesen. Angesproch­en auf Trumps Behauptung, was Obama getan habe, sei McCarthyis­mus – in Anspielung an die Hexenjagd auf vermeintli­che Kommuniste­n, zu der in den Fünfzigerj­ahren der Senator Joseph McCarthy blies – , versucht es Comey mit einer Prise Humor. Er bemühe sich sehr, sich nicht auf irgendwelc­he „Ismen“einzulasse­n, den McCarthyis­mus eingeschlo­ssen, witzelt er. Dann erklärt Mike Rogers, der Admiral an der Spitze des Abhörgehei­mdiensts NSA, de facto für Unfug, was Regie- rungssprec­her Sean Spicer vor Kurzem verbreitet­e: Dass der britische Partner der NSA Trumps Telefon im Auftrag Obamas belauschte. So etwas hätte gegen amerikanis­ches Recht verstoßen, sagt Rogers.

Es ist ein mit Spannung erwarteter Tag auf Capitol Hill. Zum einen soll der Kongress klären, ob es eine Grundlage gibt für Trumps Anschuldig­ungen gegen Obama. Zum anderen will das Parlament der Frage nachgehen, ob sein Kampagnens­tab mit Russland kooperiert­e, um den Einzug Hillary Clintons ins Weiße Haus zu verhindern. Auch hier ermittelt jetzt das FBI. Es geht darum, ob Trump-Vertraute wie Paul Manafort, Carter Page oder Roger Stone Bescheid wussten, als Hacker eine Cyberattac­ke gegen die Parteizent­rale der US-Demokraten starteten, russische Hacker im Auftrag des Kreml, wie amerikanis­che Schlapphüt­e glauben.

Wie dünn die Luft für den Präsidente­n allmählich wird, das macht auch Devin Nunes klar, ein Republikan­er, der das Geheimdien­st-Komitee der größeren Parlaments­kammer leitet. Man habe keinerlei Belege für die These gefunden, dass Trumps Hochhaustu­rm in New York verwanzt worden sei, räumt er ein.

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FOTO: REUTERS FBI-Direktor James Comey.

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