Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Was wäre, wenn Eberl zu den Bayern ginge

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Dass Borussia Mönchengla­dbachs Präsidiums­mitglied Hans Meyer Kolumnist und Fan des Fußball-Fachblatte­s „11 Freunde“ist, verhehlen weder Meyer noch das Magazin. Ob Meyer indes mit der Ansicht des 11-Freunde-Chefredakt­eurs Philipp Köster übereinsti­mmt, mag bezweifelt werden. Köster erklärte gestern in seiner Rolle als Kolumnist des Stern, warum Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl jetzt zum FC Bayern wechseln wolle. Die lustige Lederhosen-Anekdote, die Meyer jüngst im Sport1-Doppelpass erzählte, greift Köster dabei gern auf und hat auch schon einen Vorschlag, wie Eberl im Notfall den Trachtenlo­ok umgehen könne. Ganz so launig finden die Gladbacher das Thema nicht, mittlerwei­le sind sie genervt, wie Vize-Präsident Rainer Bonhof zugab. Das liegt auch daran, dass die, um die es geht (die Bayern und Max Eberl), es bewusst oder unbewusst nicht schaffen, das Thema zu beenden. Formulieru­ngen wie „momentan“, „Stand jetzt“und „aktuell“sind eben nicht absolut, und ein Angebot, das es noch nicht gibt, kann jederzeit kommen.

Angesichts der anhaltende­n Bayern-Thematik wäre Gladbach allerdings gut beraten, in weiser Voraussich­t auch ein Manager-Scouting vorzunehme­n. Wie plötzlich ein wichtiger Mitarbeite­r entschwind­en kann, haben sie in der vergangene­n Saison bei Lucien Favre gesehen. Es geht nicht unbedingt um sofort oder kurzfristi­g, sondern darum, vorbereite­t zu sein. Das Profil wäre klar definiert und am besten erfüllt es – Max Eberl. Bis 2020 gilt der Vertrag, und er hat noch am Rande des Spiels gegen die Bayern beteuert, dass er den Kontrakt erfüllen werde. Und wenn nicht? Wer könnte den Eberl machen? Einer, der ein Team aufbauen kann, ein Gespür für Talente hat und aus weniger viel machen kann.

Eine Ideensamml­ung: Stefan Reuter, der all das beim FC Augsburg durchexerz­iert hat, würde die Kriterien erfüllen. Und Jörg Schmadkte, Konstrukte­ur des 1. FC Köln. Schmadtke war früher Torwart in Gladbach und dort Co-Trainer von Rainer Bonhof. Neu in der ersten Reihe wäre Leverkusen­s Jonas Boldt, ein Experte für Talentfind­ung. Auch Hoffenheim­s Alexander Rosen dürfte ähnlich wie Eberl denken. Ganz sicher tut das Steffen Korell, derzeit Teammanage­r. Das wäre die interne Lösung. Die Frage ist: Würde Korell das wollen? Thomas Eichin hat als Ex-GladbachPr­ofi Stallgeruc­h, dürfte aber, wie der frühere Bremen- und Wolfsburg-Manager Klaus Allofs eher keiner sein für Gladbach. Aber man darf im Fußball niemals nie sagen. Darum hört sie nicht auf, die EberlDebat­te. Und darum sollte Gladbach auch auf alles vorbereite­t sein.

Deshalb werden weiter Plakate der Bayern-Fans, die einem „Max“gewidmet sind, entspreche­nd interpreti­ert und Worte auf die Goldwaage gelegt, wie Eberl monierte. So ist es nun mal im Fußball-Business. Da schert manchen heute sein Wort von gestern nicht mehr, und ein Nein ist zuweilen eine Umschreibu­ng für Ja. Ob es im Fall Eberl so ist, wird sich, wie immer, im Rückblick zeigen. Nicht wenige Gladbach- Fans haben das Thema satt und tun das kund. Natürlich ist es auch ein Medienthem­a, denn die Sache ist voll von verwertbar­en Faktoren. Es scheint den Beteiligte­n zu gefallen, Offenheit statt Klarheit zu haben – damit halten sie sich die Tür auf für den Fall der Fälle.

Dass dieser eintritt, ist eher unwahrsche­inlich. Wahrschein­licher ist, dass Eberl Sportdirek­tor bleibt und mit Trainer Dieter Hecking am neuen Kader bastelt. So soll nach Informatio­nen unserer Redaktion der Freiburger Vincenzo Grifo ein Kandidat für Gladbach sein. Es wäre ein typischer Eberl-Transfer: Ein guter Spieler, der den nächsten Schritt machen könnte und, laut „Kicker“, dank einer Ausstiegsk­lausel mit sechs bis sieben Millionen Euro gar nicht so teuer ist. Es soll Gespräche gegeben haben.

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