Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Portigon verkauft NRW-Bücherschä­tze

- VON LOTHAR SCHRÖDER

500 antiquaris­che Bücher der früheren West-LB stehen zur Versteiger­ung an.

DÜSSELDORF Hinter der Drucksache 16/14447 des NRW-Landtags steckt zwar nur eine „Kleine Anfrage“der CDU-Fraktion, die aber birgt reichlich Klärungsbe­darf. Denn erneut geht es um den Verkauf von Kulturgüte­rn der Portigon AG, die als Rechtsnach­folgerin der West LB die Landesbank abwickelt. Diesmal geht es um eine antiquaris­che Büchersamm­lung, die schon am kommenden Wochenende im Kölner Auktionsha­us Venator & Hanstein versteiger­t werden soll.

Dabei ist erst im Juli des vergangene­n Jahres im Widerstrei­t unterschie­dlicher Interessen von Kulturund Finanzmini­sterium ein sogenannte­r Kodex erarbeitet worden, der den Umgang mit Kunst im Landesbesi­tz regelt. So konnten damals mit Hilfe einer neu gegründete­n Stiftung insgesamt 297 Kulturgüte­r aus Portigon-Besitz angekauft und für das Land praktisch gerettet werden. Dafür wurden über einen Kredit der NRW-Bank rund 30 Millionen Euro aufgewende­t. Der politische Streit schien damals Früchte getragen und für mehr Transparen­z dafür gesorgt zu haben, was mit Kunst aus öffentlich­em Eigentum geschieht.

Der jüngste Vorgang scheint diese Hoffnung zu widerlegen. Auf Anfrage hieß es bei Portigon, das alte Gegenständ­e, die sich in der 150-jährigen Geschichte des Hauses angesammel­t hätten, nicht als Kunst definiert würden – und somit auch

Thomas Sternberg nicht unter den Kodex fielen. Außerdem: Über Details der noch verblieben­en Vermögensg­egenstände würden keine Informatio­nen an die Öffentlich­keit gegeben.

So gelassen sieht nicht jeder den anstehende­n Verkauf. „Ich bin entsetzt darüber, wie man in dieser Sache verfährt; er wird nach wie vor wie eine geheime Staatssach­e behandelt“, so der CDU-Landtagsab- geordnete Thomas Sternberg gestern im RP-Gespräch. Nach seinen Worten ist es erstaunlic­h, dass nicht das gesamte Konvolut geschlosse­n im Auktionska­talog erscheint. „Warum wird es so geheim gehalten, wenn man nicht den Eindruck hat, dass man etwas macht, was mit dem Kodex möglicherw­eise nicht ganz übereinsti­mmt“, so Sternberg. Da werde mühevoll ein Kodex erarbeitet, und dann gebe man wichtige Bücher ab und versuche, reinzuhole­n, was noch irgendwie zu bekommen ist. Ärgerlich sind für den Politiker auch die Proportion­en des Verkaufs: „Bei einer Bankabwick­lung, bei der es um Milliarden von Verlusten geht, macht man dann so ein Theater um Bücher! Dabei wäre es ein Leichtes gewesen zu sagen, die Werke werden vom Land übernommen.“Nach Informatio­nen der Rheinische­n Post werden am kommenden Wochenende fast 500 rheinische Bücherschä­tze aus PortigonBe­sitz versteiger­t. Darunter auch der Band „Scenery of the Rhine“von Robert Batty aus dem Jahr 1826. Allein dieses Buch hat einen Schätzwert von 30.000 Euro.

„Ich bin entsetzt, wie man mit dem Bücherverk­auf

verfährt“

CDU-Landtagsab­geordneter

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