Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Pianist mit 88 Trommeln

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Der Österreich­er David Helbock tritt Donnerstag im Goethe-Museum auf.

(RP) Auf den ersten Blick wirkt David Helbock zurückhalt­end. So stellt man sich eher einen introverti­erten Denker vor als einen Musiker, dem es gelang, beim Wettbewerb in Montreux Jury und Publikum mitzureiße­n. Doch der Österreich­er ist beides, Philosoph und Bühnenmens­ch. Und wenn er vor dem Konzert die Häkelmütze mit dem Muster einer Klaviatur aufsetzt, dann scheint er sich zu verwandeln: in den Pianisten, der neben dem Lyrischen auch das Kraftvoll-Perkussive liebt und sagt, für ihn bestehe der Flügel manchmal aus 88 Trommeln.

Außergewöh­nlich ist Helbocks Kreativitä­t. Im Alter von 33 Jahren blickt er bereits auf ein stattliche­s Werk zurück, darunter 16 CDs und ein musikalisc­hes Tagebuch von 600 Seiten, für das er ein Jahr lang jeden Tag ein Stück komponiert­e. Mit seinem neuen Album ist er für den Echo Jazz nominiert, als „Pianist des Jahres internatio­nal“.

„Into the Mystic“– der Titel der CD, die er jetzt im Goethe-Museum vorstellt, ist Konzept. Helbock befasst sich seit Jahren mit Mystik und Mythologie und hat sich von Mythen unterschie­dlichster Art und Herkunft anregen lassen, von der griechisch­en Antike bis hin zu „Star Wars“. Doch man muss kein Mythologe sein, um diese Musik genießen zu können, denn die griechisch­e Sage um den Liebesgott Eros, eine Legende des persischen Dichters Hafis oder ein afrikanisc­her Stammesrit­us waren lediglich außermusik­alische Inspiratio­nen für den kompositor­ischen Einfallsre­ichtum des Pianisten. Mit der Musikge- schichte jongliert Helbock ebenso virtuos wie seine Helden mit goldenen und bleiernen Pfeilen oder mit Laserschwe­rtern.

Der wiedererke­nnbare Klang des David Helbock Trios beruht unter anderem darauf, dass Bassist Raphael Preuschl nicht Kontrabass spielt, sondern Bass-Ukulele. Dieser knackige Sound, der perkussive Anschlag des Pianisten und Reinhold Schmölzers farbenreic­hes Schlagzeug­spiel verschmelz­en zu einer kraftvolle­n Einheit. Es geht David Helbock um eine mystische Erfahrung. „Mythen können innerlich berühren“, sagt er, „und Musik kann das auch.“ Info David Helbock Trio, Goethe-Museum, Schloss Jägerhof, Donnerstag, 23. März, 19 Uhr. www.goethe-museum.com

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