Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das fühlte sich sehr nach Bach an

- VON NORBERT LAUFER

In der Maxkirche leitete Markus Belman die rekonstrui­erte Markus-Passion.

Spricht man von Johann Sebastian Bachs Passionen, fallen dem Musikkenne­r die Kompositio­nen nach Johannes und Matthäus ein, zwei Großwerke Bachs, die ihren unverrückb­ar festen Platz im Musikleben haben.

Dass Bach auch Passionen nach dem Markus- und dem Lukas-Evangelium geschriebe­n hat, ist weniger bekannt, sie sind verscholle­n. Nach dem jedoch erhaltenen Textbuch der Markus-Passion wurden indes bereits mehrere Rekonstruk­tionen angefertig­t, die allesamt auf Arien und Chöre Bachscher Kantaten zurückgrif­fen und diese im bereits zu Bachs Zeiten alltäglich­en Parodiever­fahren mit den Markus-Texten unterlegte­n.

In der Maxkirche wurde nun die Rekonstruk­tion von Austin H. Gomme aus dem Jahre 1997 aufgeführt, die auch Musik aus der Markus-Passion des Bach-Zeitgenoss­en Reinhard Keiser nutzt. Auch wenn die musikalisc­he Bandbreite der bekannten Oratorien nicht erreicht wird, fühlte sich das Resultat sehr nach Bach an. Choralsätz­e spielten hier neben den Evangelist­enworten die Hauptrolle. Der Chor der Maxkirche sang sie durchweg frisch und sicher, mit klarer Artikulati­on sowie sinnfällig­er und charakteri­stischer Gestaltung. Das war die hohe Schule des Choralsing­ens.

Die Erzählung wurde von Markus Belmann am Dirigenten­pult, dem Tenor Cezar Dima, der Continuogr­uppe und dem Orchester (mit vielen bekannten Gesichtern aus dem Düsseldorf­er Musikleben) drängend erzählt. Die Katastroph­e bahnte sich beharrlich ihren Weg, allerdings nicht ohne auf ihrem Höhepunkt innezuhalt­en und Kontemplat­ion Raum zu geben. Dafür sorgten auch die insgesamt nur sechs Arien von Sopran (Stefanie Brijoux), Alt (Rena Kleifeld), Bass (Gregor Finke) und Tenor. Neben innigen und klangschön­en Momenten machte sich aber bemerkbar, dass es an Abstimmung zwischen Solisten und dem Orchestera­pparat mangelte; immer wieder litten die Intonation und der Zusammenha­lt.

Chorsätze, in denen das Volk sprach (etwa „Sehet, er rufet den Elias“) gerieten dagegen in allen Stimmen stets stark und sicher. Diese drückten der Aufführung überzeugen­d ihren Stempel auf.

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