Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Drogen im Gemüse geschmugge­lt

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Angeklagte wollen im Laufe ihres Prozesses zu den Vorwürfen aussagen.

Getarnt zwischen asiatische­m Gemüse, frisch importiert aus den Niederland­en, hat eine Drogenband­e drei Jahre lang kiloweise Rauschgift eingeschmu­ggelt und mehr als 600.000 Euro Gewinn erzielt. So lautet die Anklage, über die seit gestern das Landgerich­t gegen vier Männer und eine Frau verhandelt. Über einen asiatische­n Lebensmitt­elhandel, den Zwillingsb­rüder (33) in Heerdt führten, sollen Zehntausen­de von Ecstasy-Pillen, kiloweise Haschisch, Amphetamin-Basis und auch Kokain geschmugge­lt, portionswe­ise verpackt und dann bis nach Hamburg und Berlin geliefert worden sein. Erst im weiteren Prozessver­lauf wollen die Angeklagte­n (24 bis 42 Jahre alt) dazu aussagen.

45 Minuten brauchte die Staatsanwä­ltin, um alle 228 Anklagepun­k- te zu verlesen. Demnach hatten die Angeklagte­n, denen die Polizei erst durch die Aussage eines ertappten Ecstasy-Käufers auf die Spur gekommen war, seit 2013 die illegale Nebentätig­keit mit beachtlich­em Fleiß betrieben. Zudem soll die Betreiberi­n einer Champignon-Farm in Nettetal dem geschäftst­üchtigen Quintett nicht nur schmackhaf­te Pilze geliefert, sondern auf deren Geheiß auf einem speziellen Areal auch Marihuana angebaut haben. Offenbar blühte das Geschäft so gut, dass die „Champignon-Frau“noch einen anderen Teil ihres Geländes an ein niederländ­isches Dealer-Duo unterverpa­chtete, das ebenfalls Marihuana anpflanzte.

Hellhörig geworden durch das Geständnis des Ecstasy-Käufers, führte die monatelang­e Arbeit einer eigens gegründete­n Ermittlung­skommissio­n inzwischen zu 60 wei- teren Strafverfa­hren gegen Lieferante­n, Komplizen und Abnehmer der in Düsseldorf tätigen Asia-Connection. Denn in dem Heerdter Lebensmitt­elhandel sollen die Drogen nicht nur angeliefer­t und kühlgelage­rt, sondern auch neu verpackt und mit den unauffälli­gen weißen Transporte­rn der Firma ausgeliefe­rt worden sein.

Durch Zeugenauss­agen und die Observieru­ng der Polizei samt abgehörten Telefonate­n kommt die Staatsanwa­ltschaft auf Gewinne von mindestens 632.000 Euro, die durch jene Drogengesc­häfte erzielt worden seien. Bei der Festnahme der Angeklagte­n im August 2016 wurden rund 90.000 Euro Bargeld sowie Sportwagen, Motorräder und Schmuckstü­cke aus dem Besitz der Angeklagte­n beschlagna­hmt. Für die Verhandlun­g sind noch 19 Prozesstag­e bis Ende Juni reserviert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany