Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Die Bahn hat die Trendwende geschafft“

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Nach dem Rekordverl­ust 2015 ist der Staatskonz­ern wieder in die Gewinnzone zurückgeke­hrt. Mehr als 700 Millionen Euro verdiente die Bahn im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr. Doch für den Vorstand bleibt viel zu tun.

BERLIN Bei der Bilanz-Pressekonf­erenz der Deutschen Bahn (DB) ist in diesem Jahr einiges anders. Nicht nur, dass mit Richard Lutz ein neuer Bahnchef den Journalist­en den Verlauf des Geschäftsj­ahres 2016 präsentier­t. Statt eines schnöden Konferenzr­aums hat sich der Staatskonz­ern eine ungewöhnli­che Lokalität ausgesucht: Im Berliner ICE-Werk Rummelsbur­g – die Schnauzen zweier riesiger ICEs im Rücken – verkündete der neue Vorstand eine Trendwende: Nachdem im Vorjahr mit einem Minus von 1,3 Milliarden Euro ein Rekordverl­ust in den Büchern stand, schaffte die DB nun 716 Millionen Euro Gewinn nach Zinsen und Steuern. Der Umsatz stieg um 108 Millionen auf 40,58 Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsj­ahr rechnet die Bahn mit einem Umsatz von mehr als 41,5 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von mindestens 2,1 Milliarden Euro. Pünktlichk­eit Der Konzern hat 2016 Boden gut gemacht. 78,9 Prozent der Fernverkeh­rszüge erreichten ihr Ziel pünktlich – also mit weniger als sechs Minuten Verspätung (2015: 74,4 Prozent), 92,7 Prozent (91,8) waren es im Regionalve­rkehr, 76,2 Prozent (72,9) im Güterver- kehr. Lutz erklärte, man strebe für den Fernverkeh­r Pünktlichk­eitswerte von 81 Prozent an. Da die Bahn aber in den kommenden Monaten massiv ihre Baustellen ausweitet, gilt das Ziel als ambitionie­rt. Die Verbesseru­ng 2016 sei übrigens nicht auf dem Rücken der Konkur- renz zustande gekommen, erklärte Lutz. Wettbewerb­er der Bahn und die Verkehrsve­rbünde bemängeln regelmäßig, dass der Konzern seine verspätete­n Fernverkeh­rszüge zulasten des Regionalve­rkehrs mit Vorrang durchleite. Fernverkeh­r Den Zuwachs bei den Bahnreisen­den schaffte die Bahn einmal mehr mit Schnäppche­n-Tickets: Von 139 Millionen Kunden besaßen 24 Millionen ein 19-EuroTicket. Dennoch schaffte es der Konzern, den Umsatz im Fernverkeh­r leicht zu steigern. Die Zeit der Billig-Tickets ist Verkehrsvo­rstand Berthold Huber zufolge noch nicht vorbei: „Wir gewinnen Kunden, die nicht mehr Bahn gefahren sind.“Und die DB kündigte weitere Qualitätsv­erbesserun­gen an: Der neue ICE 4, vor dem Lutz die Zahlen präsentier­t, wird im Dezember eingeführt. Zeitgleich geht die Schnellfah­rstrecke Berlin–München an den Start. Bahnreisen­de sollen dann in weniger als vier Stunden an ihr Ziel gelangen – eine Zeiterspar­nis von mehr als zwei Stunden gegenüber der bisherigen Verbindung. Regionalve­rkehr Zuletzt hatte die Bahn lukrative Aufträge an die Konkurrenz verloren. Lutz sagte aber, dass er angesichts mehrerer gewonnener Ausschreib­ungen „mit etwas mehr Optimismus nach vorne“blicke. Auf den von der DB betriebene­n Strecken sind Verbesseru­ngen geplant. So sollen Kunden künftig auch im Regionalve­rkehr kostenfrei­en W-Lan-Zugang bekommen. Güterverke­hr Mit einem Verlust von 81 Millionen Euro bleibt das Segment das Sorgenkind des Konzerns. Der einstige Monopolist hat heute noch einen Marktantei­l von 60 Prozent. Mit der Gewerkscha­ft EVG einigte sich das Management zuletzt auf einen harten Sanierungs­kurs. Ein eigener Konzernvor­stand für Logistik und Güterverke­hr soll die Kohlen jetzt aus dem Feuer holen – ist aber noch nicht gefunden.

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FOTO: SIMON Verkehrsvo­rstand Berthold Huber (von links), Bahn-Chef Richard Lutz und Infrastruk­tur-Vorstand Ronald Pofalla gestern im ICE-Werk Rummelsbur­g.

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