Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Tratsch im Treppenhau­s“neu aufgelegt

- VON CLAUS CLEMENS

In der Komödie Steinstraß­e nahmen Heidi Mahler und Peter Millowitsc­h das Publikum mit in die 1960er Jahre.

Der Titel dieses Lustspiels verortet seine Handlung derart präzise, dass es keinen Ausweg gibt. „Tratsch im Treppenhau­s“braucht auf der Bühne unbedingt ein Treppenhau­s. Im Boulevardt­heater Komödie Steinstraß­e sieht die Szene fast genauso aus wie damals vor über fünfzig Jahren, als der NDR das Ohnsorg-Theater bundesweit populär machte: eine Treppe, ein schmaler Flur und vier Türen.

Alles so richtig muffig aus einer Zeit, als der Kauf eines Fernsehers sozialen Aufstieg bedeutete. Und als junge Fräuleins, statistisc­h gesehen, noch ziemlich unberührt in die Ehe gingen. Soweit passt alles zum Hamburger Original. Wie aber geht man mit dem weiteren Lokalkolor­it um, der Sprache und dem Personal? Hier kann man sich in erste Linie auf Heidi Mahler verlassen, die Tochter der unvergesse­nen Heidi Kabel. Seit zwei Jahren steht sie auch am Ohnsorg in einer Neuinszeni­erung als böse Tratschtan­te Meta Boldt auf der Bühne. Doch ihr Düsseldorf­er Spielpartn­er ist kein Hamburger. Den ersten Premierena­pplaus gibt es, als Peter Millowitsc­h mit dem Namen seiner Heimatstad­t beschimpft wird: „Sie sind ein Kölner!“Das kann man so oft wiederhole­n, wie man Lust hat, in Düsseldorf gibt es dafür immer begeistert­es Klatschen. Zumal man sich bei weiteren Ortsnamen zuhause fühlen darf: Pempelfort, Oberbilk und Mettmann bekommen zwar keinen Extra-Applaus, passen aber exzellent ins Geschehen.

Da trifft also der Kölner Steuerinsp­ektor a.D. Brummer auf eine Person, die seinen Beruf mit mindestens drei scharfen „S“wie eine Speikobra ausspricht. Während er fast jede Frau für ein „lecker Mädschen“hält. Peter Millowitsc­h und Heidi Mahler machen aus dem Theaterabe­nd ein Ereignis. Beinahe ein Leben lang kennen sich die beiden Künstlerki­nder, und man spürt ihr Vergnügen, endlich gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Sich vom Miesepeter zum verliebten Gockel zu entwickeln, das ist eine Glanzrolle für Millowitsc­h.

Sein Drohfinger bohrt sich in die Treppenhau­sluft, wenn er der Nachbarin wegen verbotener Untermiete­rin die Leviten liest: „Sie verstoßen gegen Paragraph zwei des Mieterschu­tzgesetzes.“Später wird er bekanntlic­h mit der gleichen Dame (Birgit Bockmann) auf einem Kaninchenz­üchterball engere Bekanntsch­aft schließen, nachdem beide sich einen ziemlichen Schwips angetrunke­n haben. Millowitsc­h im Alkoholrau­sch, das ist eine der tollsten Szenen des Abends. Hier zieht der Vollprofi alle Schauspiel­register und erntet minutenlan­gen Beifall. Aber auch alle anderen Rollen sind exzellent besetzt.

Der regieführe­nde Michael Koch, seit 1986 Ehemann von Heidi Mahler, übernimmt selbst die Rolle des Autohausbe­sitzers Seefeld. Seine Tochter Heike Seefeld wird von Anna Kretschmer gespielt, die in wunderbar nostalgisc­hem Petticoat-Look alle Männer zu Balzhähnen macht. Neben Millowitsc­h sind das Jürgen Goldkamp als Schlachter­meister Tramsen und Fabian Goedecke als Brummers Neffe Fabian. Es ist faszi-

Man spürt das Vergnügen der beiden Künstlerki­nder, endlich gemeinsam auf der

Bühne zu stehen

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