Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schlusslic­ht bei Verkehr der Zukunft

- VON ARNE LIEB

Greenpeace hat 14 Großstädte mit Blick auf nachhaltig­e Mobilität untersucht. Düsseldorf schneidet am schlechtes­ten ab. Die Studie erhöht den Druck auf die Politik. In den Fokus gerät immer stärker die Rheinbahn mit ihren Diesel-Bussen.

Wegen der hohen Luftversch­mutzung droht Düsseldorf ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge – eine Studie von Greenpeace erhöht nun den Druck auf die Politik. Die Umweltorga­nisation hat untersucht, wie stark 14 deutsche Großstädte die Alternativ­en zum Autoverkeh­r entwickelt haben und wie hoch die Luftversch­mutzung ist. Die NRW-Landeshaup­tstadt landet auf dem letzten Platz. Das Ergebnis befeuert die ohnehin laufende Debatte, die sich gestern im Verkehrsau­sschuss des Stadtrats fortsetzte. Dabei gerät die Rheinbahn wegen ihrer Diesel-Busse immer stärker in den Fokus.

Greenpeace hat verglichen, was die Kommunen gegen eine – so heißt es – „autofixier­te“Verkehrspo­litik unternehme­n. Verglichen wurde zum Beispiel, wie viele CarSharing-Fahrzeuge es gibt und wie hoch der Anteil von ÖPNV und Fahrrad am Verkehr ist (Ergebnisse siehe Infobox). Die Spitzenrei­ter Berlin, München und Köln kommen auf deutlich bessere Werte. Düsseldorf ist der Umweltorga­nisation zufolge „weit abgeschlag­en“. Es gebe einen „mangelnden Ehrgeiz“zu klimafreun­dlicher Mobilität.

Die Umweltschü­tzer loben Düsseldorf zwar für die neue Fahrradkam­pagne und das flexible Ticketsyst­em der Rheinbahn, sehen aber auf der anderen Seite starke Versäumnis­se: Es fehle an direkten Maßnahmen gegen Luftversch­mutzung, zudem sei der Bau der Wehrhahn-Linie das viele Geld nicht wert gewesen. Greenpeace zufolge hätte man die 850 Millionen Euro besser anders ins Schienenne­tz investiert.

Die Kritik trifft Landesregi­erung und Stadtverwa­ltung in einer brisanten Lage.

Denn das Düsseldorf­er Verwaltung­sgericht hat angemahnt, dass die Behörden bald einen Plan gegen die Luftversch­mutzung vorlegen müssen. Die Stickoxid-Werte liegen über dem Grenzwert, die Belastung bedroht vor allem Menschen an Hauptverke­hrsstraßen. Die Richter regen ein Fahrverbot an – falls es keine anderen wirksamen Vorhaben gibt. Ob ein solches Verbot zulässig wäre, muss das Bundesverw­altungsger­icht noch klären. In jedem Fall ist der Druck hoch. „Wir müssen schneller werden beim Ausbau des Radverkehr­s und der Stärkung von Bus und Bahn“, sagt Grünen-Sprecher Norbert Czerwinski. Die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP will zunächst vor allem die Rheinbahn in die Pflicht nehmen. Sie will erreichen, dass das Unternehme­n schneller auf abgaslose Fahrzeuge mit E-Antrieb umstellt. Bislang verfügt die Rheinbahn fast nur über Dieselbuss­e, teilweise in sehr hohen Schadstoff­klassen. „Die Rheinbahn muss nachbesser­n“, sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Die Pläne von Firmenchef Michael Clausecker gehen der Politik nicht weit genug, mangels Einigung wurde das Thema überrasche­nd im Ausschuss vertagt.

Darüber hinaus sind Politik und Firmenführ­ung nicht einig, wie die Rheinbahn mehr Fahrgäste gewinnen kann. Clausecker will neue Schnellbus­linien setzen. Nach Infos unserer Redaktion kappt die Politik aber das Vorhaben: Statt vier sollen nur drei Linien kommen, die Strecke zum Flughafen stehe in Konflikt mit der geplanten U-Bahn 81 – das lässt die Planer der Rheinbahn nicht gut aussehen. Die Politik will zudem nicht nur informiert werden, wie es vorgesehen war, sondern einen Beschluss fassen – mit der Möglichkei­t zu Eingriffen. Am 7. April gibt es nun eine Sondersitz­ung.

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RP-FOTO: NIC Leih-Fahrräder gelten als ein Verkehrsmi­ttel der Zukunft. In anderen Städten sind solche so genannten Sharing-Systeme weiter verbreitet.

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