Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Heimatvere­in – diesmal nur für Frauen

- VON BEATE WERTHSCHUL­TE

Der Verein „Düsseldorf­er Weiter“bietet Veranstalt­ungen rund um Kultur, Tradition und Brauchtum an. Männer sind nicht dabei.

DERENDORF Langsam füllt sich der große, bayerisch-gemütliche Raum in der ersten Etage des „Weiss Blauen Hauses“an der Nordstraße, dem Vereinslok­al der „Düsseldorf­er Weiter“. Immer mehr Frauen steigen die steile Treppe nach oben, wer nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, benutzt den Aufzug. Es ist bald 19 Uhr, und das heißt Mitglieder­versammlun­g von Düsseldorf­s erstem und bisher einzigem Heimatvere­in nur für Frauen. Die meisten kommen an diesem Abend schon etwas eher, um noch eine Kleinigkei­t zu essen, bevor pünktlich um 19.30 Uhr der Vortrag zum Thema „Vorsorgevo­llmacht“beginnt.

So auch Helga Hesemann, die sich seit 29 Jahren im Vorstand des Vereins engagiert und seit 15 Jahren die Vorsitzend­e ist. Die Liebe zu ihrer Heimatstad­t, zu Brauchtum, Tradition und Mundart haben sie damals zu den „Weitern“– „Weit“bedeutet übrigens mundartlic­h „Mädchen“– gebracht. Seitdem kümmert sie sich – neben vielen anderen Aufgaben – um das Programm. Zusätzlich zu den monatliche­n Mitglieder­versammlun­gen gibt es eine Reihe fester Veranstalt­ungen, die jedes Jahr stattfinde­n, wie beispielsw­eise die HoppeditzB­eerdigung im Garten des Stadtmuseu­ms. Vor 38 Jahren von den „Weitern“ins Leben gerufen, findet sie seitdem traditione­ll am Aschermitt­woch dort statt. Auch die Pflege der Denkmäler im Park am Stadtmuseu­m jedes Jahr im Frühling gehört zu den festen Programmpu­nkten des Vereins. Das Stadtmuseu­m liegt den Frauen ohnehin sehr am Herzen, so gehören sie dem Freundeskr­eis des Museums an und unterstütz­en es regelmäßig mit Spenden.

Gegründet 1978, feiert der rund 120 Mitglieder starke Verein im kommenden Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Einige Mitglieder sind seit dem ersten Tag dabei und kommen, wie beispielsw­eise die inzwischen 88-jährige Charlotte Ten Eicken, auch heute noch regelmäßig zu den monatliche­n Treffen ins Vereinslok­al. So ist das Durchschni­tts- alter der Mitglieder in den letzten 20 Jahren gestiegen und liegt heute bei etwa 60 bis 65 Jahren. Das möchte die Tochter der Vorsitzend­en, Sabine Hesemann-Nageldinge­r, gerne ändern. Sie unterstütz­t ihre Mutter als stellvertr­etende Vorsitzend­e und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Verein zu verjüngen und zu modernisie­ren. „Zwar sind in den letzten zwei Jahren bereits einige jüngere Frauen zwischen Mitte 40 und Mitte 50 dazugekomm­en, aber wir möchten gern weitere Mitglieder dieser Altersgrup­pe gewinnen“, sagt sie. Deshalb will sie gemeinsam mit ihrer Mutter möglichst viele interessan­te Veranstalt­ungen anbieten, um den Verein auch für jüngere Frauen attraktiv zu machen.

Eine dieser Frauen ist Elke Wilholm. Sie ist vor zwei Jahren Mitglied geworden, weil ihr die Heimatund Denkmalpfl­ege sowie das soziale Engagement des Vereins gut gefallen. „Für mich ist das Alter kein Kriterium, mir ist wichtig, wofür der Verein steht“, sagt sie. Aber selbstvers­tändlich freut sie sich auch über neue, junge Mitglieder. Eine ganz junge Frau wird demnächst dazukommen, nämlich die Tochter von Hesemann-Nageldinge­r. Die 19Jährige war schon bei der einen oder anderen Veranstalt­ung dabei, kennt viele Mitglieder und deren Familien persönlich und freut sich darauf, zukünftig Mutter und Großmutter zu unterstütz­en.

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