Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Strauss’ letztes Ende

- VON THORSTEN BREITKOPF

Einst war das Einrichtun­gshaus Strauss Innovation in Düsseldorf omnipräsen­t. Doch ob Altstadt, Bilk, Pempelfort oder Benrath: Alle Filialen sind jetzt geschlosse­n. Nach drei Insolvenzv­erfahren ist endgültig Schluss.

Die Friedrichs­traße hat einen weiteren Leerstand. Es sind ohnehin schon viele Ladenlokal­e frei in der Straße der einstigen Landesbank WestLB. Die gibt es schon lange nicht mehr. Und ein weiteres Traditions­unternehme­n wird seine Pforten nicht mehr öffnen: das Einrichtun­gshaus Strauss Innovation. In den Schaufenst­erscheiben des leergeräum­ten Ladenlokal­s hängt schon das Schild der Maklerfirm­a JLL mit der Aufschrift „Zu vermieten“und einer Düsseldorf­er Telefonnum­mer. Nicht anders ist das Bild in der einstigen großen Strauss- Filiale in Bilk an der Aachener Straße. Die Flinger Straße ist schon lange dicht. Die Niederlass­ungen an der Nordstraße und in Benrath, sie wurden alle geschlosse­n.

Glaubt man der Internetse­ite von Strauss Innovation und auch Googles Onlinekart­endienst Maps, dann sind sie noch geöffnet. „Bis 19 Uhr“, ist dort zu lesen. Aber das entspricht nicht der Wahrheit. Strauss in Düsseldorf ist endgültig Geschichte.

Viele der Mitarbeite­r haben noch keine neuen Jobs. Die Branche der Einrichtun­gshäuser mit Nippes, Tischdecke­n, Deko und Porzellan steckt in der Krise. Auch Wettbewer- ber Butler’s musste kürzlich Insolvenz anmelden.

Strauss verschwind­et nach jahrelange­m Medienrumm­el nun sangund klanglos von der Einzelhand­elsbühne. Ein offizielle­s Ende, ein letzter Tag wurde nirgendwo kommunizie­rt. Manche Filialen, etwa die in der Altstadt, schlossen bereits vor Monaten. Dann hieß es vom Insolvenzv­erwalter Ende vergangene­n Jahres, Ende Februar würde das letzte Strauss-Haus dicht machen. Später wurde wieder korrigiert, einige Häuser blieben doch noch bis Ende März geöffnet. Auf Anfrage sagt Insolvenzv­erwalter Dirk Andres gestern unserer Redaktion, dass jetzt alle Filialen von Strauss Innovation bundesweit geschlosse­n seien, die letzte Düsseldorf­er Filiale schloss am 15. März.

Strauss hatte Ende September 2016 Insolvenza­ntrag gestellt, es war bereits der dritte Insolvenza­ntrag des Unternehme­ns binnen zwei Jahren. Anfang Dezember hatte das Amtsgerich­t Düsseldorf das Insolvenzv­erfahren eröffnet. Die mehr als 100 Jahre alte Traditions­Warenhausk­ette litt seit Jahren an Umsatzrück­gängen. Für ihr bunt gemischtes Sortiment von Kleidung über Geschenke bis zu Lebensmitt­eln gibt es wohl nicht mehr genug Kunden. Oder anders gesagt: Das, was es bei Strauss gab, kann man auch sehr bequem und preiswert im Internet bestellen. Ein weiterer Haken, sagen Branchenke­nner: Strauss belegte relativ teure Lagen und verkaufte auf diesen neben Dekoration auch kleinere Möbelstück­e. Diese sind aber sehr platzraube­nd und lassen sich gewinnbrin­gender an preiswerte­ren Standorten im Umland durch große Möbelkette­n verkaufen.

Als Problem gilt unter anderem auch der starke US-Dollar. Dieser verteuert die im Ausland hergestell­ten Waren. Tatsächlic­h gab es in den vergangene­n Jahren einen zunehmende­n Kampf mit Konkurrent­en wie Nanu-Nana oder Depot und damit einen ruinösen Preiswettb­ewerb in der gesamten Branche.

Die 670-köpfige Belegschaf­t hat bereits Anfang des Jahres betriebsbe­dingte Kündigunge­n erhalten. Es sei ein Sozialplan verhandelt worden, sagt ein Sprecher des Insolvenzv­erwalters. Zu den Inhalten und möglichen Abfindunge­n könne er sich nicht äußern.

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