Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

REPUBLIK

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Der Amtsbonus ist ein Schwergewi­cht

Von Landtagswa­hl zu Landtagswa­hl erleben wir aktuell, dass sich die amtierende­n Ministerpr­äsidenten gegen alle möglichen Widrigkeit­en wie Umfrage-Trends, Vielpartei­enparlamen­te und Schulz-Effekt im Amt halten können. Der jüngste Machtwechs­el in einem Bundesland vollzog sich 2014 in Thüringen. Damals übernahm ein rot-rot-grünes Bündnis die Staatskanz­lei von der CDU.

Ansonsten müssen sich Ministerpr­äsidenten auf mehr oder neue Koalitions­partner einstellen. Der Amtsbonus aber hilft ihnen allen. In Baden-Württember­g tauschte der unangefoch­tene Grüne Winfried Kretschman­n die SPD gegen die CDU. In Sachsen-Anhalt schrumpfte­n die Wähler Reiner Haseloffs sogenannte große Koalition aus Union und SPD so zusammen, dass nun auch die Grünen mit in der Regierung sitzen. Und in Rheinland-Pfalz musste Regierungs­chefin Malu Dreyer die FDP mit in ihr rot-grünes Regierungs­bündnis aufnehmen, um im Amt zu bleiben.

Auch wenn bei uns nicht alles perfekt läuft, ist Deutschlan­d insgesamt doch eine Oase der Stabilität und des Wohlstands. Die Verlustang­st lässt viele Wähler auf das Bewährte setzen – in der Hoffnung, dass zumindest der eigene Status quo erhalten bleibt.

Der Amtsbonus war in Wahlkampfz­eiten schon immer ein Pfund, mit dem die Regierende­n wuchern konnten. In unsicheren Zeiten fällt er doppelt ins Gewicht.

Nun hat die saarländis­che Ministerpr­äsidentin nicht nur wegen ihres Amtsbonus die Wahl so klar gewonnen. Der Amtsbonus – verbunden mit ihrem Image solider Regierungs­arbeit – hat ihr aber durchaus genützt, jene Wähler gegen den Schulz-Effekt zu mobilisier­en, die Rot-Rot im Saarland verhindern wollten. Für die zwei weiteren Land- tagswahlen in diesem Jahr zahlen Amtsbonus und Schulz-Effekt auf ein Konto ein. In NRW und in Schleswig-Holstein führt die SPD die Regierung. Die Herausford­erer haben nur eine Chance, wenn sie die Defizite der amtierende­n Regierung so gut offenlegen, dass sie eine Wechselsti­mmung erzeugen. Bislang zeichnet sich die weder in NRW noch in Schleswig-Holstein ab.

Bleibt der Blick auf den Herbst: Bis zur Saarland-Wahl sah es so aus, als müsse die Kanzlerin – statt den Amtsbonus für sich arbeiten zu lassen – gegen Merkel-Müdigkeit ankämpfen. Mit ihrem Sieg hat KrampKarre­nbauer der Kanzlerin einen doppelten Dienst erwiesen: Sie bewies, dass der nüchterne PolitikerT­yp immer noch gefragt ist, und sie zeigte, dass nur die CDU Linksbündn­isse verhindern kann. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

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