Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Süßer Schmelz vom kalten Stein

- VON JÖRG ISRINGHAUS UND ANTONIA LANGE

Auch Eisdielen müssen heute Ungewöhnli­ches bieten, um aufzufalle­n. In Hamburg wird Eis auf einem minus 16 Grad kalten Stein zubereitet, in Köln werfen die Waffeln Blasen, und in Düsseldorf lässt sich bald Safran schlecken.

DÜSSELDORF Mit steigenden Temperatur­en wächst die Lust nach eiskaltem Vergnügen – am liebsten von der Speiseeis-Manufaktur des Vertrauens. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, werden alle gastronomi­schen Register gezogen. Ein kleiner Überblick über die Trends: Cold Stone Auf dem heißen Stein Fleisch zu braten, ist schon lange en vogue. Ein minus 16 Grad kalter Stein für die Zubereitun­g von Eis ist neu: Im Hamburger „Schlecks“werden die gewünschte­n Zutaten auf dem Stein gemischt. „Auf diese Weise kann jeder Gast zusehen, wie seine Lieblingss­orte entsteht“, erklärt Eismacher Thommy Noack. Eis-Burger Im Eiscafé „Old Bridge“in Stuttgart kommt der süße Schmelz nicht im Becher oder in der Waffel, sondern wird zwischen den Hälften eines Brioche-Brötchens verteilt und so zum Eis-Burger. Wer es knusprig mag, kann sich sein Eis andernorts auch zwischen Kekse pressen lassen. Unter dem Namen „Zwei dicke Bären“verkaufen die Macher in Berlin die Sandwiches etwa auf Streetfood-Märkten. Egg Waffles Sie sehen aus wie Waffeln mit Blasen – sogenannte Egg Waffles (Eier-Waffeln) oder Bubble Waffles (Blasen-Waffeln) werden zum trendigen Behälter für Eiscreme. Derzeit sind die Waffeln, die aus Hongkong kommen und inzwischen New York erobern, in Deutschlan­d noch selten. In Köln etwa gibt es sie in der Eisdiele „Romeo & Julia“. Dort haben die Waffeln mit den eier-artigen Ausbuchtun­gen sogar Geschmacks­richtungen wie Blaubeere oder Schoko.

Stickstoff Egg Waffles findet man auch bei den Eismachern von „Whoop Whoop“in Berlin. Die setzen aber eigentlich auf ein anderes Konzept: Frische Zutaten mit minus 196 Grad kaltem Stickstoff gemischt. „Durch die Schockfros­tung entstehen kleinste Wasserkris­talle, und es bildet sich ein sehr cremiger Schmelz“, erklären die Macher auf ihrer Internetse­ite. „Zusätzlich wird durch die kurze Produktion­szeit wenig Luft mit ins Eis gemischt.“So soll es besonders cremig werden. Spezielle Sorten Wer sagt, dass Eis immer Milch oder Frucht enthalten muss? So mancher setzt inzwischen lieber auf Gemüse. Bei „Oak & Ice“in Berlin etwa bekommen Schleckerm­äuler Eis mit Roter Bete. Auch Torsten Lode von der Düsseldorf­er Herrtotti Eismanufak­tur bietet an heißen Sommertage­n Rote-Bete-Eis mit sauren Gurken. „Das ist nicht für die breite Kundschaft, wird aber immer wieder nachgefrag­t“, sagt Lode. Besser gehen bei ihm vermeintli­che Exoten wie Granatapfe­lund Apfel-Eis. Alle Fruchtsort­en seien rein vegan, betont Lode, und dazu mit viel frischem Obst durchsetzt. Auch veganes Schokolade­neis steht an vier bis fünf Tagen pro Woche auf der Karte. Eine ganz neue Sorte soll es auch geben. Ingwer werde dabei eine Rolle spielen, verrät Lode, möglicherw­eise kombiniert mit Zitrone.

Fruchtig wird es auch in Bochum und Essen im Laden „I Am Love“. Zuckerfrei­es Datteleis steht dort hoch im Kurs. „Überhaupt versuchen wir, viel mit alternativ­en Süßungssto­ffen zu arbeiten“, sagt Inhaber Kevin Kuhn. Experiment­ell hört sich auch das dort angebotene Lakritz-Cranberry-Eis an – das sich wegen des relativ milden Aromas nicht nur für Lakritz-Fans eigne, verspricht Kuhn.

Auf Gewürze setzt Nordmanns Eisfabrik in Düsseldorf. „Wir ma- chen in Safran“, sagt Inhaber Jörg Tatje. Die Sorte „Persepolis“enthält demnach Safran, Rosenwasse­r und Pistazie, daneben gibt es noch Safran-Orange. In der Filiale an der Immermanns­traße wird außerdem die Sorte Matcha angeboten, in der das japanische Grünteepul­ver verarbeite­t ist. Andere Eisdielen experiment­ieren auch mit Gewürzen, speziell Salz. Beispielsw­eise in Form von Meersalz, Mini-Salzbrezel­n oder Erdnussbut­ter im Eis. Kurioses Gewöhnungs­bedürftig ist eine Spezialitä­t aus Stuttgart: Das Eiscafé „Flori & Palma“verkauft die Sorte „Asphalt und Beton“. Die sieht so aus, wie sie heißt: Hinter der grauen Optik verbergen sich dunkle Vanille und natürliche­r Farbstoff von Kohle, wie Eismacher Andrea Scopelliti erklärt. „Wir haben die Sorte wegen einer Baustelle vor unserer Tür spaßeshalb­er eingeführt“, sagt er. Nun ist sie im Sortiment.

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In der Hamburger Eisdiele „Schlecks“wird aus Käsekuchen, Erdbeeren und Schokokeks eine individuel­le Sorte kreiert.
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Auf einem kalten Stein werden die Zutaten mit Vanille- und Schokolade­neis mit zwei Spateln zu einer Kugel geformt.
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FOTOS: DPA Die Eiskugel wird noch mit Sirup und Krokant garniert und dann in einer Waffelscha­le serviert.

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