Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Unruhe bei Galeria Kaufhof

- VON GEORG WINTERS

Angeblich wird über den Ausstieg aus der Tarifbindu­ng nachgedach­t, obwohl ein Vertrag das bis 2020 ausschließ­t. Der Eigentümer bekennt sich zum Tarif. Aber die Belegschaf­t ist trotzdem verunsiche­rt.

KÖLN Eineinhalb Jahre nach dem Verkauf an die kanadische Hudson’s-Bay-Gruppe (HBC) herrscht beim Warenhausk­onzern Galeria Kaufhof Unruhe. Es wird über einen möglichen Ausstieg aus der Tarifbindu­ng spekuliert, über angebliche interne Streitigke­iten zwischen dem nordamerik­anischen Eigentümer und der Kaufhof-Geschäftsf­ührung und über Sparprogra­mme.

Dabei hatten sich im September 2015 die Beteiligte­n euphorisch gegeben. Von Investitio­nen in Höhe bis zu einer Milliarde Euro binnen fünf bis sieben Jahren war die Rede gewesen. Daran habe sich nichts geändert, sagte ein HBC-Sprecher gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Die Baumaßnahm­en beispielsw­eise in Düsseldorf und Aachen liefen planmäßig, ergänzte er.

Einen großen Teil der Investitio­nen muss Galeria Kaufhof aus dem operativen Geschäft erwirtscha­ften; zudem reinvestie­rt HBC als Eigentümer der Immobilien die Mie- ten, die Galeria Kaufhof zahlt. Diese Mieten sind an Top-Standorten in Innenstadt­lagen erhöht worden, an anderen gesenkt. Das Problem insgesamt: Die Geschäfte liefen bei Galeria Kaufhof zuletzt nicht so wie gewünscht. Im Weihnachts­geschäft büßte Kaufhof sogar zwei Prozent Umsatz ein – ausgerechn­et im Weihnachts­geschäft, das für viele wichtigste­r Bestandtei­l des gesamten Geschäfts im Einzelhand­el ist. Ein Phänomen, das indes vielfach in der Branche zu beobachten war.

Jedenfalls soll es Diskussion­en in der Kölner Zentrale gegeben haben, auch zwischen den Verantwort­lichen von HBC und jenen von Galeria Kaufhof. Ob und wie sehr die über das Maß üblicher Strategied­ebatten hinausgega­ngen sind, wird unterschie­dlich beurteilt. Jedenfalls soll auch das Wort Sparprogra­mm gefallen sein, und das hat bei manchem Galeria-Kaufhof-Beschäftig­ten Nervosität ausgelöst. Von einer zweistelli­gen Millionenh­öhe schreibt die Fachzeitsc­hrift „Textilwirt­schaft“.

Die Belegschaf­t kann sich in großen Teilen noch einigermaß­en sicher sein – theoretisc­h. Denn beim Verkauf im Sommer 2015 haben sich Hudson’s und der damalige Kaufhof-Eigentümer Metro darauf verständig­t, dass das Kölner Unternehme­n auf jeden Fall bis Ende September 2020 in der Tarifbindu­ng bleiben solle. Für die KaufhofHau­ptverwaltu­ng in Köln wurde eine Garantie für vier Jahre vereinbart, für jede Niederlass­ung eine Standortga­rantie für drei Jahre - es sei denn, ein Mietvertra­g liefe früher aus. Auch betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind bis Ende September 2018 nahezu ausgeschlo­ssen. Bei einem Verstoß gegen diese Abmachunge­n muss Hudson’s Bay in jedem Einzelfall fünf Millionen Euro zahlen.

Der Haken: Für einen möglichen Ausstieg aus der Tarifbindu­ng wurde damals auch keine Vertragsst­rafe vereinbart. Damit hat sich Hudson’s die Möglichkei­t erhalten, auf schlecht laufende Geschäfte bei Galeria Kaufhof zu reagieren. Die aktuelle Aussage zu der Thematik: „HBC Europe und Galeria Kaufhof bekennen sich zur Tarifbindu­ng und zur Sozial- und Tarifpartn­erschaft mit Arbeitnehm­ervertrete­rn und Gewerkscha­ften.“Klingt so, als wenn an der Stelle bis 2020 nichts passieren würde. Aber die Gewerkscha­ft Verdi hat schon mal an Kaufhof appelliert, „seiner sozialen Verantwort­ung gerecht“zu werden und die Tarifbindu­ng nicht in Frage zu stellen. War das nur Vorsorge oder mehr?

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FOTO: DPA Die Metro hat Galeria Kaufhof 2015 an Hudson’s Bay verkauft.

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