Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Arbeitgebe­r müssen keinen Parkplatz stellen

- VON THORSTEN BREITKOPF

Düsseldorf­er Unternehme­n gehen ganz unterschie­dlich mit der Parkplatzf­rage um. Manche Firmen stellen Fahrzeuge in einem Pool zur Verfügung. Unterstütz­ung beim Jobticket ist heute Standard.

Viele Arbeitnehm­er kommen wie selbstvers­tändlich mit dem Auto nach Düsseldorf zur Arbeit. Dabei hält sich wacker die Mär, der Chef müsse grundsätzl­ich einen Parkplatz zur Verfügung stellen. Daran ist nämlich nichts dran. Ein Chef ist nicht verpflicht­et, Mitarbeite­rn Parkplätze anzubieten – es sei denn, der Arbeitspla­tz ist in zumutbarer Zeit nur mit dem Auto oder Motorrad erreichbar und sonst weit und breit kein Parkplatz verfügbar. Das ist in Düsseldorf aber wohl überall ausgeschlo­ssen. Das hat das Bundesarbe­itsgericht bereits vor mehr als 50 Jahren entschiede­n (Az. 2 AZR 290/57). Aus dem Urteil folgt auch: Gehbehinde­rte Mitarbeite­r können einen Anspruch haben, während ihre Kollegen leer ausgehen.

Dennoch müssen große Unternehme­n in Zeiten des Fachkräfte­mangels zumindest einem Teil der Mitarbeite­r einen Parkplatz zur Verfügung stellen, um gute Leute an das Unternehme­n zu binden. Düsseldorf­er Firmen gehen mit der Problemste­llung ganz unterschie­dlich um.

Die Versicheru­ng Provinzial in Wersten hält 917 Parkplätze für Beschäftig­te in ihrer Zentrale bereit. „Wir haben Mitarbeite­r mit weiten Anfahrtswe­gen aus Aachen oder Bonn, da ist der Parkplatz wichtig“, sagt Pressespre­cherin Martina Hankammer. Allerdings gibt es 2000 Mitarbeite­r bei der Provinzial. Jeder hat also keinen Parkplatz. Allerdings gebe es viele, die eh mit dem Öffentlich­en Personenna­hverkehr zur Arbeit kommen. Das möchte die Provinzial auch fördern. „Die Parkplätze kosten 30 Euro im Monat, die Einnahmen werden genutzt, um die Jobtickets der Mitarbeite­r, die per Bus und Bahn kommen, zu subvention­ieren“, erklärt Sprecherin Hankammer.

Bei der Ergo-Versicheru­ng gibt es für etwa jeden dritten Mitarbeite­r einen festen Parkplatz. Auch dieser ist gebührenpf­lichtig, laut einer Sprecherin ist er „sehr günstig“. Auch die Ergo bietet Mitarbeite­rn Anreize, vom Auto auf ein anderes Verkehrsmi­ttel umzusteige­n. „Wir bieten etwa einen trockenen, sogar lichtdurch­fluteten Fahrradrau­m“, so die Sprecherin. Der Raum werde inzwischen gut angenommen.

Die Mitarbeite­r der FlughafenV­erwaltung können gratis unter anderem im Parkhaus P8 (1800 Stellplätz­e nahe der Flughafenz­entrale) oder auf den Parkplätze­n P10 (250 Stellplätz­e in Werkstatt-Nähe), P13 (600 Stellplätz­e nahe Modul D) oder P35/P35a (370 Stellplätz­e in Frachtnähe) im Umfeld ihres Arbeitspla­tzes parken – je nachdem, wo sie arbeiten, so Flughafens­precher Christian Hinkel.

Um auch ohne privates Auto während der Arbeitszei­t mobil zu sein, setzen immer mehr Firmen auf Fahrzeugpo­ols. Die Provinzial hat acht Wagen. Im Fahrzeugpo­ol der Flughafenv­erwaltung stehen den Mitarbeite­rn für Dienstfahr­ten insgesamt 15 Autos zur Verfügung. Genauso stellt die Handwerksk­ammer acht Fahrzeuge zur Verfügung.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Parkplätze am Bürostando­rt Seestern sind Mangelware. Wer keinen vom Chef gestellt kriegt, muss lange suchen – oder per U77 kommen.

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