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Trump will Obamas Klima-Politik kippen

- VON FRANK HERRMANN

Per Dekret werden die geplanten strengeren Auflagen für Kohlekraft­werke zurückgeno­mmen.

WASHINGTON Donald Trump legt energiepol­itisch den Schalter um: Mit einem Dekret hat der US-Präsident die Klima-Agenda seines Vorgängers Barack Obama praktisch ausgehebel­t. Strengere Auflagen für Kohlekraft­werke werden damit hinfällig. Das bedeutet, dass sich die USA von Verpflicht­ungen verabschie­den, die sie im Dezember 2015 mit dem Pariser Klimaschut­zabkommen eingegange­n waren.

Es ist noch keine zwei Jahre her, dass Obama seinen – später von den Republikan­ern juristisch angefochte­nen – „Clean Power Plan“präsentier­te und damit den Weg zum Erfolg der Klimagespr­äche in der französisc­hen Hauptstadt ebnete. Demnach sollten die Kohlendiox­id-Emissionen amerikanis­cher Kohlekraft­werke bis 2030, gemessen an den Werten des Jahres 2005, um rund ein Drittel sinken. In der Praxis lief es darauf hinaus, die ältesten, schmutzigs­ten Kraftwerke zu schließen, während sich der Anteil erneuerbar­er Energien an der Stromerzeu­gung auf 28 Prozent verdoppeln sollte. Das Weiße Haus wollte ihn also noch verstärken, den Strukturwa­ndel, der in der amerikanis­chen Energiewir­tschaft bereits eingesetzt hatte: weg von der Kohle, hin zu Erdgas, Solaranlag­en, Windrädern.

Dass Trump den Trend umzukehren versucht, hat nicht zuletzt politische Gründe. Kohlestaat­en wie West Virginia, Kentucky oder Wyoming gehören zu jenen, in denen er das Präsidents­chaftsduel­l gegen Hillary Clinton besonders klar für sich entschied. In der Pose eines Retters in höchster Not versprach er, den verunsiche­rten Kumpeln beizustehe­n im „Krieg gegen die Kohle“, den die liberale Küstenelit­e vom Zaun gebrochen habe. So gesehen belohnt er nun schlicht ein Milieu, das ihm im November zum Sieg verhalf.

Ob seine Administra­tion den Pariser Klimavertr­ag auch offiziell aufkündige­n wird, bleibt abzuwarten. De facto hat sie es mit dem Energiedek­ret bereits getan. Schon vor Jahren bezeichnet­e Trump den Klimawande­l als Erfindung der Chinesen, in die Welt gesetzt, damit sich China gegenüber den USA Wettbewerb­svorteile sichern konnte. Die Annahme, er könnte sich, einmal ins Oval Office gewählt, eines Besseren besinnen, erweist sich also einmal mehr als Trugschlus­s. Umso schärfer fällt der Protest seiner Kritiker aus. Der Präsident habe keine Exekutivor­der unterschri­eben, sondern eine Kriegserkl­ärung, wettert Ed Markey, ein Senator aus Massachuse­tts: „Er hat Amerikas Führungsro­lle im Kampf gegen den Klimawande­l den Krieg erklärt.“

Ob die Direktive der Kohle tatsächlic­h zu neuen Höhenflüge­n verhilft, wird von Experten bezweifelt. Vielerorts hat sich Erdgas als Energieträ­ger Nummer eins durchgeset­zt, zumal der Fracking-Boom die Gaspreise purzeln ließ und die oft teurere Kohle nicht konkurrier­en konnte. Von Alaska bis Florida sind es bereits 14 Bundesstaa­ten, die ihren Energiebed­arf hauptsächl­ich durch Erdgas decken. Zum anderen haben die Grubenbetr­eiber auch deshalb massenhaft Leute entlassen, weil bessere Technik manchen Job überflüssi­g macht. Beschäftig­ten sie im Jahr 2008 noch 88.000 Bergarbeit­er, so waren es 2015 nur noch 66.000. Wie der Präsident die Automatisi­erung zu stoppen gedenke, habe er mit keinem Wort erklärt, sagt Markey mit sarkastisc­hem Unterton. Klar sei indes eines: „Trump will uns energiepol­itisch zurück ins 19. Jahrhunder­t schicken.“

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FOTO: DPA Auf Konfrontat­ionskurs: die schottisch­e Regierungs­chefin Nicola Sturgeon (r.) und die britische Premiermin­isterin Theresa May.

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