Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Grüne nehmen Steuerbera­ter in die Pflicht

- VON BIRGIT MARSCHALL

Im Kampf gegen Steuerfluc­ht sollen Banken und Berater den Finanzämte­rn Informatio­nen liefern.

BERLIN Die Grünen wollen bei der Bekämpfung von Steuerhint­erziehung und Steuerfluc­ht weiter gehen als andere Parteien und fordern für Banken und Steuerbera­ter eine Anzeigepfl­icht der Steuerverm­eidungsstr­ategien, die sie ihren großen Kunden empfehlen. „Wir wollen zukünftig Banken und Steuerbera­ter verpflicht­en, ihre Steuermini­mierungsst­rategien dem Finanzamt anzuzeigen“, heißt es in einem aktuellen Fraktionsb­eschluss der Grünen, der unserer Redaktion vorliegt. „Es sind die großen, weltweit tätigen Steuerbera­tungsgesel­lschaften, die Umsätze in Milliarden­höhe damit erzielen, die verschiede­nen Steuersyst­eme der Welt zu analysiere­n und Strategien zur internatio­nalen Steuermini­mierung zu verkaufen“, heißt es darin zur Begründung.

Die Anzeigepfl­icht für Banken und große Steuerbera­tungsgesel­l- schaften ist Teil eines umfassende­n Forderungs­katalogs, mit dem die Grünen der Steuerfluc­ht und Steuermini­mierung durch multinatio­nale Konzerne beikommen wollen. Laut Internatio­nalem Währungsfo­nds (IWF) seien allein den Entwicklun­gsländern 2015 rund 200 Milliarden US-Dollar durch legale, aber illegitime Steuerverm­eidungstri­cks von Unternehme­n entgangen. Die EU-Kommission schätze die Ausfälle in Europa auf 50 bis 70 Milliarden Euro pro Jahr. Nach einer Studie des Mannheimer Zentrums für Wirtschaft­sforschung zahlten multinatio­nale Konzerne durch geschickte Nutzung von Rechtslück­en auch in Deutschlan­d 30 Prozent weniger Steuern als national operierend­e Firmen, heißt es im Papier.

Durch die Anzeigepfl­icht „erfahren die Finanzbehö­rden frühzeitig von neuen Gestaltung­en und ungewollte­n Gesetzeslü­cken“, schreiben die Grünen. „Oft entgehen den öf- fentlichen Haushalten Milliarden, weil solche lücken nicht rechtzeiti­g erkannt und die Gesetze nicht mehr angepasst werden können.“

Multinatio­nale Konzerne sollen der Öffentlich­keit zudem mitteilen müssen, in welchen Ländern ihre Wertschöpf­ung stattfinde­t und wie viel Steuern sie dort bezahlen. Das habe die Bundesregi­erung bisher verhindert. „Wir wollen, dass Unternehme­n dort, wo sie produziere­n und ihre Produkte verkaufen, auch ihren fairen Beitrag an der Finanzieru­ng der Infrastruk­tur leisten“, so das Papier. Zudem fordern die Grünen eine Untergrenz­e bei den Unternehme­nssteuersä­tzen in Europa.

„Durch Steuerschl­upflöcher, zu wenig Transparen­z und unterausge­stattete Steuerbehö­rden entgehen dem Gemeinwese­n jährlich Milliarden­beiträge“, sagte Grünen-Spitzenkan­didatin Katrin Göring-Eckardt. „Das können und dürfen wir nicht akzeptiere­n. Über konkrete und öffentlich­e Berichters­tattung sollen die Konzerne transparen­t machen, wo ihre Wertschöpf­ung stattfinde­t. Steuerverm­eidungsstr­ategien sollen zukünftig anzeigepfl­ichtig werden“, sagte sie.

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