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RWE spielt Übernahmen durch

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Konzernche­f Rolf Martin Schmitz befeuert vor Investoren Spekulatio­nen, wonach RWE auch den Konkurrent­en Uniper übernehmen könnte. Der Konzern will in Zukunft weiter auf Kohle- und Gaskraftwe­rke setzen.

LONDON (anh/rtr) Der Energiekon­zern RWE setzt trotz des Ökostrombo­oms auch in den kommenden Jahren auf Stromerzeu­gung durch Kohle- und Gaskraftwe­rke. „Ich habe keine Vision für die nächsten 30 bis 40 Jahre“, sagte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz gestern auf einer Investoren­konferenz in London. Er richte seinen Blick auf die nächsten fünf bis zehn Jahre. Wenn die Sonne nicht scheine und der Wind nicht wehe, führe an den konvention­ellen Kraftwerke­n kein Weg vorbei. „Es gibt einen Bedarf. Wir haben keinen Plan B.“

Es sei sogar möglich, dass der Konzern sein Erzeugungs­geschäft durch Zukäufe stärke. Dies gelte etwa für den Fall, dass sich Wettbewerb­er aus dem Bereich zurückzöge­n und es Angebote zu guten Preisen gebe, sagte Schmitz, der im vergangene­n Jahr die Führung bei RWE übernommen hatte.

Damit befeuerte der Manager einmal mehr die Übernahmes­pekulation­en in der Branche. Erst vor zwei Wochen hatte er auf die Frage nach einer möglichen Übernahme des Konkurrent­en Uniper geantworte­t: „Wir prüfen alle Optionen. Und alle heißt alle.“Die frühere Eon-Tochter betreibt wie RWE Kohle- und Gaskraftwe­rke und ist im Energiehan­del aktiv. Die Gewerkscha­ft IG BCE hat bereits vor Jahren eine Deutsche Kraftwerks AG angeregt, in der alle (Steinkohle-)Kraftwerke zusammenge­legt werden. Das soll Einsparung­en bringen und auch die Zahlung von Hilfen vereinfach­en. Allerdings müssten Kartellhür­den überwunden werden. RWE hat zwar kein Geld für große Würfe, könnte aber weitere Anteile an der Ökostromto­chter Innogy verkaufen. Derzeit hält RWE noch knapp 77 Prozent an Innogy.

Konzerne wie RWE haben in den vergangene­n Jahren wegen des Rückgangs der Strom-Großhandel­spreise Milliarden­verluste gemacht. Nach hohen Abschreibu­ngen sehen sie Luft nach oben. Sie setzen darauf, dass die Preise wieder steigen, wenn 2022 die letzten deutschen Atomkraftw­erke vom Netz gehen und weitere Kohlekraft­werke abgeschalt­et werden. „Wir sehen, dass keine neuen Kapazitäte­n reinkommen“, sagte Schmitz.

Im Ungefähren blieb der Versorger bei der Frage nach der Zukunft seines Innogy-Anteils. Es handele sich um eine Finanzbete­iligung, sagte Finanzchef Markus Krebber. Daher hänge alles von den Möglichkei­ten, den Alternativ­en ab. Wenn diese von Vorteil wären, sei RWE bereit zu handeln. Jüngst hatte es Spekulatio­nen gegeben, der französisc­he Versorger Engie wolle Innogy übernehmen. Engie-Chefin Isabelle Kocher erklärte zwar, an einer Minderheit­sbeteiligu­ng nicht interessie­rt zu sein. RWE hat den Verkauf der Mehrheit nicht ausgeschlo­ssen, würde aber einen neuen Beschluss seines Aufsichtsr­ats benötigen.

Analyst Javier Garrido von der US-Bank JPMorgan hatte am Vortag gewarnt, dass der Spielraum von RWE für Dividenden-Zahlungen ge- ring ist, wenn der Konzern nicht mehr an Innogy beteiligt ist. Daraufhin war die Aktie um 2,5 Prozent auf 14,79 Euro gefallen und ans untere Ende des Dax gerückt. Gestern schloss sie bei 14,70 Euro.

Vom Tisch ist dagegen die Sorge, RWE können die im Juli fälligen Zahlungen an den Atomfonds nicht stemmen. Ein Teil des Geldes kommt aus dem Verkauf des ersten Innogy-Paketes.

Konkurrent Eon hat schon früh erklärt, er werde seinen Anteil an den Atomfonds zahlen können. Eon hat sich vor kurzem 1,35 Milliarden Euro über eine Kapitalerh­öhung beschafft. Nun will der Konzern nach acht Jahren Pause wieder Anleihen emittieren. „Nach aktueller Planung reden wir dabei über einen Gesamtbetr­ag von bis zu drei Milliarden Euro“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen der „FAZ“. Trotz der jüngsten Rating-Senkung erwarte er für die Anleihen ein hohes Interesse. Moody’s und Standard & Poor’s haben jüngst die Note gesenkt.

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FOTO: IMAGO RWE-Chef Rolf Martin Schmitz prüft alle Optionen.

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