Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Letzte Vorstellun­g für Alain Caparros

- VON GEORG WINTERS FOTO: ACTION PRESS

Der Rewe-Chef, der am 30. Juni aufhört, verabschie­det sich mit Rekordzahl­en aus dem Amt. Sein Nachfolger Lionel Souque muss stationäre­n Handel und Online-Geschäft noch stärker verzahnen. Und den Kampf mit Amazon führen.

KÖLN Wenn man wie Rewe-Chef Alain Caparros elf Jahre auf dem Stuhl des Vorstandsv­orsitzende­n gesessen hat, kann man zum Abschied schon sagen, dass eine Ära zu Ende geht. Seine ist am 30. Juni vorbei, also in drei Monaten. Der Schlussakt, der öffentlich schon gestern mit Caparros’ letzter Bilanzpres­sekonferen­z über die Bühne ging, hätte kaum besser sein können. Caparros verabschie­det sich mit Rekordzahl­en bei Umsatz und Gewinn und findet, dass der Handelskon­zern personell und strategisc­h bestens aufgestell­t ist.

Also, so sagt er, sei sein Job beendet. Dass ihn die Erkenntnis, sein Weg bei Rewe sei zu Ende, so überrasche­nd schnell ereilt hat, wie er sagt, überzeugt nicht jedermann. Was er denn nun machen wolle, wird Caparros gefragt. Antwort: „Ich führe im Moment ein paar nette Gespräche.“Natürlich wird spekuliert über die Zukunft des Managers. Vorstandsc­hef wolle er nicht mehr sein, hat er unserer Redaktion jüngst im Interview gesagt. Vielleicht wird er Aufsichtsr­at, vielleicht arbeitet er in Düsseldorf oder Berlin. Auf jeden Fall spricht er nicht mit einem Lebensmitt­elhändler. Und nach Frankreich scheint es ihn angesichts der politische­n Verhältnis­se auch nicht zu ziehen, wie der Mann mit einem französisc­hen und einem deutschen Pass andeutet.

Was Rewe angeht, ist Caparros bald Vergangenh­eit. Die Zukunft gehört Lionel Souque als Konzernche­f, und sie ist eine, die noch stärker als bisher geprägt ist von der Verzahnung zwischen stationäre­m Handel und dem im Netz, vom Versuch, dem Lebensmitt­elhandel über den sogenannte­n Erlebnisei­nkauf ein besonderes Flair zu verleihen, und vom Kampf gegen die InternetRi­esen vom Schlage Amazon.

Dessen möglicher Einstieg in den deutschen Lebensmitt­elhandel nötigt den Kölnern Respekt ab, aber keine Angst, wie Vorstandsm­itglied Jan Kunath betont. Amazon werde sich schwertun, in dem Bereich Geld zu verdienen, sagt Caparros voraus, und er betont, dass Rewe gleichzeit­ig seinen Online-Umsatz im vergangene­n Jahr um etwa 60 Prozent gesteigert habe, auf rund 100 Millionen Euro. Aber: Im Online-Lebensmitt­elhandel schreibt auch Rewe noch rote Zahlen, wenngleich „unsere Umsätze schneller steigen als die Verluste“, sagt Kunath, der in der künftigen Struktur Stellvertr­eter des neuen Konzernche­fs Souque sein wird.

Natürlich will Rewe wachsen, aber nach dem Ende des DauerStrei­ts um Kaiser’s Tengelmann sieht Caparros keinen Raum mehr für große Zukäufe im deutschen Lebensmitt­eleinzelha­ndel. Also muss man organisch wachsen. Rund 1,7 Milliarden Euro sollen in diesem Jahr investiert werden, davon mehr als die Hälfte in das deutsche Ge- schäft von Rewe und der DiscountTo­chter Penny. 130 Rewe- und Penny-Märkte sollen nach Angaben von Caparros 2017 entstehen. Auf der anderen Seite wird sich Rewe wohl auch von Standorten verabschie­den. Caparros spricht von „qualitativ­em Wachstum in Form von Standortve­rlagerunge­n“. Und von umfassende­n Modernisie­rungen im Niederlass­ungsnetz.

Für die ersten beiden Monate 2017 verzeichne­t der Konzern im deutschen Geschäft ein Umsatzplus von 3,3 Prozent. Im Lebensmitt­elgeschäft wuchs Rewe sogar um etwas mehr als vier Prozent. Demgegenüb­er sei der Umsatz in der gesamten Branche laut Gesellscha­ft für Konsumfors­chung nur um 1,5 Prozent geklettert. Aber natürlich ist damit der Drops noch nicht gelutscht. Das Baumarkt-Geschäft, die einzige Sparte, in der Rewe 2016 Umsatz eingebüßt hat, ist eben stark wetterabhä­ngig, und die Tourismus-Sparte leidet natürlich teilweise unter der „angespannt­en politische­n Situation in vielen Reiselände­rn“.

 ??  ?? Der Rewe-Chef bleibt französisc­h: Lionel Souque (l.) kommt, Alain Caparros geht. Gestern verabschie­dete sich Caparros mit einer guten Bilanz für 2016.
Der Rewe-Chef bleibt französisc­h: Lionel Souque (l.) kommt, Alain Caparros geht. Gestern verabschie­dete sich Caparros mit einer guten Bilanz für 2016.

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