Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
RP-ONLINE.DE/SPORT
kommt. Aber dafür hat er ein feines Gespür. Welche Tipps haben Sie noch? LITTBARSKI Ich bin damals mit einem Koffer mit Brot, Wurst und Schokolade eingereist. Das braucht er nicht. Da ist auch wieder der Dolmetscher gefragt, der ihm zeigt, wo er essen kann, wo er sich wohlfühlen kann. Poldi ist auch kein Schicki-Micki-Typ. Der will irgendwo locker mit der Familie sitzen und Spaß haben. Diese Plätze gibt es in Kobe en masse. Zur Not gibt es in der Ginza in Tokio auch ein deutsches Lokal mit Schweinshaxe und Kölsch. Ich bin nach Japan gegangen und habe Fisch gehasst, jetzt liebe ich Fisch. Er wird ein paar Sachen kennenlernen müssen, die ihm aber dann bestimmt gefallen werden. Noch etwas? LITTBARSKI Nicht in der Innenstadt parken. Es gibt keine Parkplätze, nur Parkhäuser. Aber wenn er abgeschleppt wird, sind die Japaner so nett, dass sie den Ort, wo er das Auto holen kann, mit Kreide auf den Boden schreiben. Er muss nur hoffen, dass kein anderes Auto auf der Schrift steht oder dass es nicht stark regnet. Sie haben ein Lehrbuch „Japanisch im Sauseschritt“mitentwickelt. Bekommt Podolski ein Exemplar? LITTBARSKI Angelegt war es, um im Sauseschritt zu lernen, aber es dauert tatsächlich sehr lange. Ich gucke mal, ob ich noch ein Exemplar finde. Es ist auf jeden Fall hilfreich. Als ich nach Japan gekommen bin, gab es nur Lernbücher Japanisch-Englisch. Daraufhin meinte mein Lehrer, lass uns doch ein JapanischLernbuch für Deutsche machen. Neben diesem Buch gibt es auch DVDs. Die japanische Sprache ist jedenfalls extrem schwierig zu lernen. Das heißt? Wie lange dauert der Lernprozess? LITTBARSKI Ich habe zehn Jahre gebraucht, um mich richtig verständlich zu machen. Sieben, acht Jahre hatte ich nebenbei noch einen Dolmetscher, auf den ich mich verlassen habe. Währenddessen habe ich mit Frank Ordenewitz zusammen Vokabeln gepaukt. Richtig lernt man dann japanisch erst, wenn man niemanden mehr zur Hilfe hat. Aber die Japaner verzeihen Fehler. Poldi wird sagen: ,Hüre Se, ich ben jetz zwei Johr he un dann geht´ s widder noh Hus’. Ich kann mir bei Poldi aber auch sehr gut vorstellen, dass es eine längere Liebe wird. Dann wäre es wichtig, die Sprache immer besser zu sprechen. Sie sind Chef der VfL-Scoutingabteilung. Wie irrwitzig erscheint der Aufwand heute im Gegensatz zu früher? LITTBARSKI Der Sprung zu heute ist enorm. Wir haben mittlerweile den gläsernen Spieler. Die Spieler kriegen schon sehr viel Input. Fußball ist aber auch so, wie Poldi das spielt. Los geht’s und hau das Ding in den Winkel. Diese Art geht vielleicht etwas verloren. Es gibt also Vor- und Nachteile. Kann man diesen Instinktfußballer in der heutigen Zeit noch finden und einfach so spielen lassen? LITTBARSKI Man muss die Daten richtig bewerten. Felix Magath hat mich mal um Laufdaten gebeten. Ich bin in der Halbzeit zu ihm und habe gesagt: ,Wir haben viel schlechtere Daten als der Gegner!’ Später hat mich der Dienstleister angerufen und gesagt, sie hätten falsche Daten übermittelt. Die Laufdaten waren tatsächlich viel besser. Die Trainer, die erfolgreich sind, machen sich die Daten zunutze, aber ziehen auch andere Komponenten heran. Werden wir Litti noch mal auf der Bank sehen? LITTBARSKI In Japan habe ich zwei Mannschaften durch eigene Fehler in den Sand gesetzt, weil ich die Kultur und den Verein nicht richtig kannte. Das wurmt mich und da würde ich gerne irgendwann noch mal arbeiten. Als Trainer von Poldi? LITTBARSKI (lacht) Dann lasse ich ihn aber laufen. Alle Einheiten ohne Ball. Wie intensiv verfolgen Sie noch die Entwicklungen rund um den FC? LITTBARSKI Sehr intensiv. Allein schon durch unser Scouting. Aber natürlich habe ich noch eine Verbundenheit zum FC. Jörg Schmadtke und Peter Stöger gelingt es, den Spagat zwischen Euphorie und Erfolg zu meistern. Ich gucke sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge nach Köln. Denn wir wären mit dem VfL natürlich auch gerne da, wo die Kölner derzeit stehen. Sie waren nach der aktiven Karriere in Japan, Australien, Liechtenstein,der Schweiz und im Iran tätig. In Deutschland für Leverkusen und Duisburg. Warum nie beim FC? LITTBARSKI Die Kontakte sind ein bisschen abgerissen. Dann bin ich nach Leverkusen gegangen. Eigentlich nicht der Weg für einen, der nach Köln gehört. Aber ich hatte kein Angebot vom FC. Die Liebe für den Verein ist noch da, aber es wäre nicht vernünftig, zurückzukehren. Zudem bin ich beim VfL Wolfsburg glücklich.