Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Großmutter der abstrakten Malerei

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

Vom Bürgerstei­g aus kann man keinen Blick ins Innere der Galerie erhaschen. Weiße Wände, die vor die Fenster gesetzt sind, versperren die Sicht. Die Düsseldorf­er Galerie Van Horn zeigt nach 2013 derzeit bereits die zweite Einzelauss­tellung der USamerikan­ischen Malerin Joanne Greenbaum. Man muss eintreten, um die insgesamt nur zwölf, allesamt unbetitelt­en Werke von Joanne Greenbaum in Augenschei­n nehmen zu können, die überwiegen­d in den Jahren 2015 und 2016 entstanden sind.

Die Künstlerin ist nicht mehr ganz jung, Jahrgang 1953, und gilt doch bis heute eher als Geheimtipp. Jene Einzelauss­tellung, die 2008 im Mu- seum Abteiberg zu sehen war, dürfte bis heute die wichtigste Ausstellun­g sein, die Greenbaum in Europa hatte. In den Vereinigte­n Staaten ist sie weniger in Museen vertreten als in Galerien. Weniger in Einzel- und mehr in Gruppenaus­stellungen. Wenn man ihre Arbeiten sieht, ist das durchaus eine Überraschu­ng, auch weil sie einen relativ barrierefr­eien Zugang ermögliche­n.

In den teils großformat­igen Gemälden sind Reminiszen­zen an Kubismus und Abstrakten Expression­ismus sowie die angrenzend­e Farbfeldma­lerei ebenso zu erkennen wie an russische Konstrukti­visten. Gleichzeit­ig dienen Street Art und Comic als Inspiratio­n, sogar ein Zettel mit Telefonkri­tzeleien. „Ich male nicht für ein Publikum, son- dern in erster Linie, um mich selbst zufriedenz­ustellen und herauszufo­rdern“, sagte die Künstlerin mal in einem Interview. Wenn ein Gemälde erfolgreic­h sei, also verkauft werde, versuche sie eben nicht, es in an- deren Farben zu kopieren. Könnte einer von mehreren Gründen dafür sein, wieso Greenbaum der große Erfolg bis heute versagt geblieben ist.

Heute hat eine jüngere Generation von US-amerikanis­chen Malern Greenbaum für sich entdeckt und eifert ihr nach. Sie hat einen starken Einfluss auf die New Yorker Kunstszene, vielen dort gilt sie als Vorbild. Ihr Spitzname: „Grandma of abstract painting“, übersetzt „Großmutter der abstrakten Malerei“.

Ihre oft großformat­igen Gemälde strotzen nur so vor Lebendigke­it, Kraft und Energie. Geometrisc­h anmutende Formenkons­tellatione­n treffen auf einen prozesshaf­ten, gestischen Farbauftra­g. Innerhalb einund desselben Gemäldes verwendet sie verschiede­nste Techniken, kombiniert Buntstift und Tinte mit Acryl- und Ölfarbe und setzt fluoreszie­rende Marker ein.

Sogar ein Zettel mit Telefonkri­tzeleien dient Joanne Greenbaum als

Inspiratio­n

Info Joanne Greenbaum: „Everything is perfect in all ways“: bis 12. Mai, Van Horn, Ackerstr. 99; Mi-Fr 13-18, Sa 12-16 Uhr.

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