Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sorge um Müll auf Osterather Feldern

- VON VERENA KENSBOCK

Plastik, Glas, Gummi und Aluminium hat Wolfgang Miller im Kompost auf den Feldern gefunden, er fürchtet eine Verunreini­gung des Bodens. Landwirtsc­haftskamme­r und Abfallbehö­rde kennen das Problem.

Wenn Wolfgang Miller mit seinem Fahrrad über die Landwege an den Feldern in Osterath entlangfäh­rt, will er die Natur genießen. Das fällt dem Meerbusche­r aber in letzter Zeit schwer, denn ihm ist etwas aufgefalle­n: „Neben der normalen Düngung werden auf den Feldern auch Kompostabf­älle abgekippt“, sagt Miller. „Ich nenne es jetzt mal Kompost. Es mag sein, dass dieses Material aufbereite­t wird, aber was hier auf den Feldern landet, ist voll mit Müll.“So habe er Kunststoff, Gummi, Aluminium, Holz, Glas und Papier in dem braunen Material gefunden, das wenige Tage später auf den Feldern verteilt wurde. „Das ist stark verunreini­gter Kompost“, sagt Miller und schreitet zur Tat. Vergangene Woche Mittwoch schickte er eine selbst genommene Probe des Komposts bei der Landwirtsc­haftskamme­r in NRW ein. Die Probe, die er eingeschic­kt hat, wird er aus eigener Tasche zahlen: Zwischen 50 und 350 Euro könne das kosten, je nach Probengröß­e. Das sei es ihm aber Wert: „Die Vergiftung unserer Lebensmitt­el fängt im Boden an.“

Darum führt er dutzend Telefonate, spricht mit der Stadt und dem Bund für Umwelt und Naturschut­z, mit einem Laborservi­ce und der Bezirksreg­ierung, mit dem Ministeriu­m für Umwelt und dem RheinKreis Neuss. Allerdings ohne großen Erfolg. „Ich habe gemerkt, dass alle das Thema kennen, aber nicht begeistert sind, wenn man sie darauf anspricht“, sagt der Werbe-Fachmann. So sei er von seinen Ansprechpa­rtnern abgebügelt worden oder habe gar keine Antwort bekommen. „Aber keine Antwort ist auch eine Antwort“, meint Miller.

Dass mit dem Kompost auch Müllreste auf die Felder gelangen, weiß auch Ulrich Timmer von der Landwirtsc­haftskamme­r NRW in Münster. „Gewisse Nebenbesta­ndteile enthält Kompost immer. Die Frage ist nur, wie er aufbereite­t wird“, sagt Timmer. Ein Großteil des Materials werde regional erzeugt, die Kompostier­ungsbetrie­be müssten sich an die Grenzwerte halten, die in der Bioabfallv­erordnung vor- gegeben sind. Das werde alle drei Jahre untersucht, ein Gütesiegel soll die Qualität bestätigen. Der Landwirt wiederum habe einen Beleg über die Nährstoffe und die Zusammense­tzung des Materials. „Die Landwirte sind selbst Kunden der Kompostier­ungsbetrie­be und haben ein Interesse daran, ein gutes Produkt zu kaufen.“Timmer vermutet, dass der Eindruck von Wolfgang Miller getäuscht sein könnte: „Plastik ist leicht und liegt damit meist oben. Das sieht dann extrem aus.“So dürfe der Anteil an Fremdstoff­en, die größer sind als zwei Millimeter, nicht mehr als 0,5 Prozent an der gesamten Trockenmas­se enthalten, erklärt Peter Pitzen von der Unteren Abfallwirt­schaftsbeh­örde. Seiner Erfahrung nach halten sich die Betriebe daran. „Es wird sehr viel kontrollie­rt und überwacht. Aber da Kunststoff sehr leicht ist, können 0,5 Prozent Plastikant­eil auch viel sein.“Pitzen sieht die selbst genommene Probe kritisch. „Das Ergebnis könnte von einem falschen Gewichtsve­rhältnis gestört sein“, sagt er. Die Probe müsse kontrollie­rt genommen werden, nur so könne man sicher sein, wie hoch die Verunreini­gung im gesamten Kompost ist. Er rät Wolfgang Miller und anderen Anwohnern, sich bei solchen Beobachtun­gen an die Behörde zu wenden. „Wir kommen dann raus und überprüfen das.“In diesem Fall könne die Behörde nichts mehr tun – der Kompost sei schon verteilt. Ulrich Timmer plädiert auch für Aufmerksam­keit im Haushalt: „Die Sauberkeit des Komposts fängt schon zu Hause an,“sagt er. „Wenn Plastik in der braunen Tonne landet, findet sich das auch im Kompost wieder.“

Wolfgang Miller wird erst einmal die Ergebnisse abwarten, die in wenigen Tagen kommen sollen. Er ist überzeugt: „Wenn die Probe innerhalb der Grenzwerte liegt, stimmt etwas mit den Grenzwerte­n nicht.“Pitzen hält entgegen: Wenn die Grenzwerte eingehalte­n werden, habe man für die Lebensmitt­el nichts zu befürchten.

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