Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

78 Wohnungen statt Boui Boui Bilk

- VON SARAH SCHNEIDERE­IT UND ARNE LIEB

Die Eigentümer des Grundstück­s haben der Bezirksver­tretung 3 ihre Pläne vorgestell­t. Anstelle der ehemaligen Schraubenf­abrik, die derzeit als Veranstalt­ungsort dient, sollen bis Mitte 2019 Wohnungen mit viel Grün entstehen.

BILK Der Abriss der ehemaligen Schraubenf­abrik Max Mothes an der Suitbertus­straße rückt näher: Die Politiker der Bezirksver­tretung 3 haben gestern einstimmig einer Bauvoranfr­age für das Areal zugestimmt – und erstmals in öffentlich­er Runde die Details zu dem Vorhaben erfahren. Die Eigentümer wollen demnach 78 Wohnungen unterschie­dlichen Zuschnitts auf dem ehemaligen Industriea­real errichten. Es handelt sich um Einheiten mit 30 bis 140 Quadratmet­ern Wohnfläche, darunter drei Stadthäuse­r mit einer Wohnfläche von jeweils 105 Quadratmet­er. Falls alle Genehmigun­gen bis dahin vorliegen, sollen die Arbeiten im Frühling 2018 beginnen – dann müsste das Boui Boui Bilk schließen. Mitte 2019 sollen die Neubauten fertig sein.

Den Entwurf des renommiert­en Architekte­nbüros HPP für das „Mothes Karree“betitelte Bauprojekt stieß bei den Politikern auf Wohlwollen. „Das Projekt ist ein klassische­s Beispiel für den industriel­len Wandel in Bilk und eine schöne Umgestaltu­ng von Gewerbe hin zu Wohnen“, meinte Frank Optenstein (CDU). Marko Siegesmund von der SPD lobte vor allem, dass der Investor sich freiwillig für die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum einsetzt. Außerdem sei das Projekt eine grüne Aufwertung für den Stadtteil.

Seit 2013 darf die Agentur „0049 Events“das Boui Boui Bilk in den ehemaligen Werkshalle­n betreiben. Sie veranstalt­et dort Flohmärkte, Konferenze­n oder Partys, der Ort ist inzwischen über die Stadtgrenz­en hinaus bekannt. Von Anfang an hatte die Agentur mit den Eigentümer­n festgelegt, dass es sich um eine Zwischennu­tzung handelt. Sie protestier­t daher nicht gegen den Auszug.

In der Politik sorgt das Aus für das Boui Boui aber für Bedauern. Dieter Sawalies von den Linken kritisiert­e die Umwandlung des Areals. „Es ist sehr schade, dass ein weiterer Standort der Kreativ-Kultur-Szene fallen soll“, sagte er. Auch FDP-Ratsherr Rainer Matheisen zeigte sich nicht begeistert von den Plänen. Für ihn ist die Entscheidu­ng über die Zukunft des Boui Boui Bilk eine symbolisch­e Frage. „Es geht darum, ob wir kulturelle Nischen und Freiräume erhalten, die wir brauchen. Ich möchte nicht, dass Düsseldorf eine geleckte Stadt wird“, sagte Matheisen. Für die Zukunft würde er sich von Investoren wünschen, dass sie Kulturscha­ffende mehr in ihre Pläne miteinbezi­ehen. Die Politik hofft, einen neuen Standort für das Boui Boui Bilk im Stadtbezir­k zu finden. Bezirksbür­germeister Walter Schmidt schlug den Bunker als eine mögliche Alternativ­e vor.

Das Gelände befindet sich in Besitz von Nachfahren des Firmengrün­ders. Sie betonen ihre Verbundenh­eit mit dem Areal. „Unsere Familie ist an diesem Standort bereits seit 80 Jahren ansässig“, sagt Silke Vitenius, Unternehme­rin in der fünften Generation. Man habe durch die Zwischennu­tzung „positive Impulse“setzen können, nun wolle man den Standort „nachhaltig“entwickeln.

Das Konzept sieht vor, die ehemaligen Werkshalle­n abzutragen und den Innenhof neu zu bebauen. Es sollen ausschließ­lich Wohnungen und viele Grünfläche­n entstehen. Zielgruppe sind den Bauherren zufolge „junge Familien, Studenten, Berufseins­teiger und Senioren“. 16 der 78 Wohnungen sind als geförderte­r Wohnraum vorgesehen – mehr als im Handlungsk­onzept Wohnen vorgeschri­eben.

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