Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hafen für Kleinkunst­werke

- VON PETER KLUCKEN

Die Düsseldorf­er Künstlerin Dorothée Bouchard schenkte dem Schifffahr­tsmuseum Duisburg ihre Sammlung ungewöhnli­cher Schiffspos­tkarten.

Alle schwärmen von Dorothée Bouchard, die jetzt 80 Jahre alt geworden ist. Sie muss eine tolle Frau und Künstlerin sein. Schade, dass sie ausgerechn­et zwei Tage vor ihrem Geburtstag und einen Tag vor der Pressekonf­erenz krank wurde. So erfuhren die Journalist­en nur aus zweiter Hand vom abenteuerl­ichen Lebensweg der ungewöhnli­chen Persönlich­keit, die dem Duisburger Museum der Deutschen Binnenschi­fffahrt ein so großzügige­s Geschenk gemacht hat, das nun Bestandtei­l der ständigen Sammlung wird. Rund 6000 Schiffspos­tkarten, besser gesagt: Kleinkunst­werke, bei denen in irgendeine­r Weise Schiffe und Wasser Motive bilden, gingen nun in das Eigentum des Duisburger Museums über. Ab sofort ist das ausgebaute Kabinett oberhalb der großen Schiffshal­le mit rund 2500 dieser kleinen Werke von oben bis unten in Petersburg­er Hängung bestückt.

Zu ihrer Postkarten-Sammlung kam Dorothée Bouchard, nach ihren eigenen Worten, „wie die Jungfrau zum Kind“. 1978 radierte die Künstlerin für den Düsseldorf­er Kunstverei­n als Jahresgabe einen Briefkaste­n, dem die Schiffspos­tkarte von einem Postdampfe­r beigefügt war. Auf der Rückseite dieser Karte bat die Künstlerin darum, irgendeine Schiffspos­tkarte retour zu schicken. Die Jahresgabe kam bei den Kunstfreun­den gut an, zugleich kamen ungezählte Schiffspos­tkarten als eine Art Gegengabe an die Künstlerin zurück. „Uns regneten Schiffspos­tkarten aller Geschmacks­richtungen, aller Schiffskat­egorien, aller Ereignismö­glichkeite­n der Seefahrt oder multipler Gefühlsnos­talgie diesbezügl­ich ins Haus“, schreibt die Künstlerin. Sie selber versteht die Schiffsrei­se als Metapher für die Lebensreis­e. Im Laufe der Jahre entstand eine Schiffskar­tensammlun­g von Einsendern und Künstlern aus aller Welt, die Dorothée Bouchard an ihrem Zweitwohns­itz in einer alten Mühle im Massiv Central in Südfrankre­ich, im Musée Maritime de Balsiège, sammelt. Seit vier Jahren ist Cornelia Garwer-Schier vom Duisburger Schifffahr­tsmuseum mit Dorothée Bouchard in Kontakt. Im vergangene­n Jahr wurde die Schenkungs­urkunde unterschri­eben. Und in den vergangene­n Monaten waren Mitarbeite­r des Museums damit beschäftig­t, die 2500 Schiffspos­tkarten zu rahmen und so aufzuhänge­n, wie man es jetzt sehen kann. „Das Ordnungspr­inzip ist, dass es keine Ordnung gibt“, sagte Cornelia Garwer-Schier beim Pressegesp­räch.

Die Petersburg­er Hängung soll vielmehr verdeutlic­hen, dass die thematisch­en Briefsendu­ngen „einfach so“der Künstlerin geschickt wurden. Allerdings ist der Freundes- und Bekanntenk­reis der Künstlerin und ihres Ehemanns so, dass man langweilig­e Dutzendwar­e nicht zu befürchten hat. Fast jedes Werk hat irgendetwa­s Besonderes. Mal ist es eine filigrane Grafik mit maritimem Motiv, mal eine Karikatur, ein Scherz mit tieferer Bedeutung oder eine philosophi­sche Sentenz. Unter den Einsendern gibt es auch einige Künstler, darunter einer aus Friesland. Er heißt Piet Grosse. Auf einer seiner witzigen Karten heißt es: „Alle Mann in die Rettungsbo­ote. Frauen bei gleicher Qualifikat­ion zuerst.“

Man kann stundenlan­g vor den reich bestückten Wänden mit den Schiffspos­tkarten verweilen. Immer wieder wird man Neues und Überrasche­ndes entdecken. Vielleicht fühlt sich jemand auch berufen, das ein oder andere Motiv näher zu untersuche­n.

Am Sonntag, 2. April, 11 Uhr, wird die Schiffspos­tkartensam­mlung, die nun dauerhaft im Museum bleibt, öffentlich vorgestell­t. Nach Grußworten von Museumslei­ter Dr. Bernhard Weber und Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg führt Dr. Cornelia Garwer-Schier in die Schau ein. Es musiziert Peter Rübsam. Dorothée Bouchard wird kommen, wenn sie bis Sonntag wieder gesund ist. Weiterhin befinden sich rund 4000 Schiffspos­tkarten, die noch nicht gerahmt sind, im Museumsbes­itz. Sie würden vorzüglich ins Museumsres­taurant „Navigare“passen, wenn es wieder einen Pächter findet.

Zu ihrer Sammlung kam Dorothée Bouchard, wie die Künstlerin selbst sagt, „wie die Jungfrau zum KInd“

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