Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Merkels Punktlandu­ng

- VON BIRGIT MARSCHALL VON MARTIN KESSLER ZWEIFEL AN GESETZESTR­EUE . . ., SEITE A 4 VON GODEHARD UHLEMANN VENEZUELA AUF DEM WEG . . ., SEITE A 5

Das Murren in der Union ist vorbei. Angela Merkel hat geliefert. Sechs Wochen vor der NRW-Wahl schaltete die CDU-Vorsitzend­e in Münster auf Attacke. Manchem in der Union kam das angesichts des Höhenflugs von SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz viel zu spät. Doch Merkels Timing war goldrichti­g: Sechs Wochen Wahlkampf reichen völlig aus, alles andere wäre ermüdend. Ohnehin entscheide­n sich die meisten Wähler erst in den Tagen vor dem Wahltermin.

Merkel fiel es nicht schwer, die Leistungen der Landesregi­erung genüsslich als ungenügend darzustell­en. Denn tatsächlic­h zeigt ja die Statistik, dass Nordrhein-Westfalen wirtschaft­lich nicht so vorangekom­men ist wie die meisten anderen Flächenlän­der. Ziele, die sie sich etwa bei der Bekämpfung von Kinderarmu­t selbst gesetzt hat, werden klar verfehlt.

Mehr als ein zweiter Platz für die Union am 14. Mai wäre dennoch eine Sensation. Mindestzie­l der Union ist daher die Regierungs­beteiligun­g. Gelänge es der Union, Rot-Grün oder alle anderen Regierungs­konstellat­ionen ohne sie zu verhindern, wäre das ein schlechtes Signal für die SPD und Schulz im Bund. Denn Schulz lebt davon, dass es für ihn eine echte Machtpersp­ektive jenseits der großen Koalition gibt. BERICHT MERKEL SCHALTET AUF ANGRIFF, TITELSEITE

Das Gefängnis ist ein Raum, den Islamisten gern zur Rekrutieru­ng von Glaubenskä­mpfern nutzen. Die Konsequenz des nordrheinw­estfälisch­en Justizmini­sters, solchen Kräften den Zutritt zu den Justizvoll­zugsanstal­ten des Landes zu verwehren, zahlt sich aus. Statt wie bisher 117 Imame sind nur noch zwölf Seelsorger des vom türkischen Staat abhängigen Islamverba­nds Ditib als Freitagspr­ediger im Einsatz. Die anderen verweigert­en die Sicherheit­sprüfung durch die Behörden.

Die Zahl spricht Bände. Offenbar verzichten viele Ditib-Imame auf den Besuch im Gefängnis, weil sie fürchten, von den Sicherheit­sbehörden als Spitzel oder Aktivisten des zunehmend autoritäre­r werdenden türkischen Staats enttarnt zu werden. Gleichzeit­ig übernehmen Imame aus unabhängig­en islamische­n Gemeinden deren Aufgabe.

Das Beispiel zeigt, dass sich der Rechtsstaa­t gegen die Unterwande­rung autoritär-islamische­r Gruppen wehren kann. Auch bei Religionsl­ehrern sollte eine solche Überprüfun­g stattfinde­n. Denn auch an der Schule haben solche Prediger nichts verloren. BERICHT

VKonsequen­t im Fall Ditib

„Armes“Venezuela

enezuela steht am Abgrund. Es droht ein wirtschaft­lich und soziales Fiasko. Die Menschen im ölreichen südamerika­nischen Land hungern und stöhnen unter der Last der welthöchst­en Inflation von rund 800 Prozent. Sie würden gern Staatschef Maduro loswerden, doch der knechtet sie weiter mit Sondervoll­machten und autoritäre­m Gehabe. Eine funktionie­rende Demokratie sieht anders aus.

Der Versuch Maduros, das von der Opposition beherrscht­e Parlament zu entmachten, mag vorerst gescheiter­t sein. Doch Maduro bereitet weiter den Weg in eine linke Diktatur. Sie ist für ihn der einzige Weg zum Machterhal­t, denn angesichts der desaströse­n Lebensbedi­ngungen der Bürger muss er jede freie Wahl fürchten. Da geht es nicht nur um persönlich­en Machtverlu­st, sondern auch um Rechenscha­ft für die Fehler der Vergangenh­eit. Ob Venezuela am Ende nicht doch noch in die Gewaltspir­ale abgleitet, ist offen. Zumindest ist die Gefahr groß, dass sich Menschen nicht länger auf eine bessere Zukunft vertrösten lassen. Sie wollen jetzt ihren Anteil an den Reichtümer­n ihres Landes, sie wollen eine Perspektiv­e. BERICHT

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