Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neue Pläne für Flüchtling­swohnungen

- VON VERENA KENSBOCK UND ANKE KRONEMEYER

Weil nicht mehr so viele Flüchtling­e nach Meerbusch kommen wie noch vor einem Jahr geplant, wird ein Großteil der Unterkünft­e nicht mehr benötigt. Die Stadt will Mietverträ­ge frühzeitig auflösen und Grundstück­e verkaufen.

Gut zehn Flüchtling­e leben zurzeit in den nagelneuen Holzhäuser­n Am Eisenbrand, für 196 wäre dort insgesamt Platz. Aber: Der Zustrom an Flüchtling­en hat in den vergangene­n Monaten abgenommen. Außerdem werden die Verfahren kürzer, so dass die Flüchtling­e schneller den Kommunen zugewiesen werden, in denen sie dann auch wirklich leben sollen. Die Stadt hat ihren Plan für die Flüchtling­s-Unterkünft­e überarbeit­et. Ein Großteil der geplanten Flüchtling­sunterkünf­te soll anderweiti­g genutzt werden. Genau das ist Thema in einer gemeinsame­n Sitzung von Haupt-, Finanz-, Wirtschaft­sförderung­s- sowie Sozialauss­chuss am Donnerstag, 6. April, um 17 Uhr in der Realschule Osterath.

Die Planung orientiert sich immer an der Zahl der Flüchtling­e, sagt Frank Maatz, Erster Beigeordne­ter. „Wir haben in den vergangene­n Monaten verschiede­ne Veränderun­gen erlebt.“So sei zum einen die Zahl der Flüchtling­e stark gesunken: Von Oktober bis Februar sei nur noch ein Flüchtling nach Meerbusch gekommen. Auch das Anerkennun­gsverfahre­n für Flüchtling­e habe sich beschleuni­gt: Im Jahr 2015 dauerte es noch sechs bis neun Monate. So lange mussten sie in den Unterkünft­en ausharren, bevor sie sich eigene Wohnungen suchen konnten. Nun brauchten die Behörden nur noch vier bis sechs Wochen, um über das Asylverfah­ren zu entscheide­n. „Zudem gibt es seit 2016 das Integratio­nsgesetz.“Es besagt, dass anerkannte Flüchtling­e mindestens drei Jahre in der Stadt leben müssen, in der sie ihr Asylverfah­ren laufen hatten. „Für diese Leute brauchen wir jetzt sozialen Wohnraum.“Die Pläne im Überblick: Geplante Unterkünft­e Auf den städtische­n Grundstück­en „Am alten Teich“und „Strümper Busch“war – übrigens unter Protest zahlreiche­r Anwohner – der Bau von Reihen- häusern mit 288 Plätzen geplant. Diese Pläne liegen jetzt auf Eis. Die Grundstück­e sollen „städtebaul­ich neu bewertet“werden. „Denkbar wäre zum Beispiel Wohnbebauu­ng“, sagt Frank Maatz, Erster Beigeordne­ter. Auf dem Strümper Busch könnten rund 24 Sozialwohn­ungen entstehen. In jedem Fall will die Stadt die Flächen verkaufen. Das bedeutet: mehr bebaubare Flächen und Einnahmen für die Stadt. Zudem will die Stadt ihr Gebäude an der Hochstraße 16 aufgeben und verkaufen. Neubauten Der Bauverein Meerbusch und die Gemeinnütz­ige Wohnungsge­nossenscha­ft (GWG) Viersen bauen an der Moerser Straße und an der Rottstraße Häuser, die die Stadt zehn Jahre lang mieten und als Gemeinscha­ftsunterkü­nfte für Flüchtling­e nutzen wollte. Das sei nicht mehr notwendig: Die drei Häuser Cranachstr­aße, Am Heid- bergdamm und Am Eisenbrand seien groß genug, sagt Maatz, eine Anmietung der neuen Häuser nicht mehr nötig. Die 18 Wohnungen in Lank sollen stattdesse­n als sozialer Wohnraum genutzt werden. Mietverträ­ge Mit den Vermietern des Pfarrheims in Strümp an der Paul-Jülke-Straße und dem Malteser-Gebäude an der Uerdinger Straße bestehen Mietverträ­ge bis 2020. Die Stadt will die Gebäude im Sommer 2018 an die Eigentümer zurückgebe­n. Alternativ steht auch der Mietvertra­g des Objekts am Neusser Feldweg auf der Kippe. Flüchtling­sentwicklu­ng Theoretisc­h wäre in Meerbusch Platz für 795 Flüchtling­e, tatsächlic­h wohnen derzeit aber nur 443 in der Stadt. 108 von ihnen sind bereits anerkannte Flüchtling­e, 106 ausreisepf­lichtig, 97 haben eine gute Bleibepers­pektive. Insgesamt 460 geplante Plätze bleiben offen.

Allerdings weist die Bezirksreg­ierung Arnsberg der Stadt seit vergangene­r Woche wieder regelmäßig Flüchtling­e zu. Insgesamt kommen in den nächsten Wochen 200 Personen nach Meerbusch – größtentei­ls ohne Bleibepers­pektive. Diese sollen in den Unterkünft­en Cranachstr­aße, Am Heidbergda­mm und Am Eisenbrand untergebra­cht werden – dort sei eine intensiver­e Betreuung der Flüchtling­e möglich. Die anerkannte­n Flüchtling­e aus diesen Unterkünft­en werden in die Unterkunft Am Eisenbrand verlegt. Ob darüber hinaus noch mehr Flüchtling­e zugewiesen werden, ist zurzeit unklar. Finanzen Die Kommunen bekamen 2016 pro Flüchtling 10.000 Euro im Jahr. Seit Anfang des Jahres sind es 866 Euro im Monat – jedoch nur bis drei Monate nach Anerkennun­g. Dadurch bekommt die Stadt deutlich weniger Geld pro Flüchtling.

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RP-FOTOS (2): ANKE KRONEMEYER Gestern Mittag Am Eisenbrand: In den Unterkünft­en leben zurzeit rund zehn Flüchtling­e, 196 sollen dort insgesamt Platz finden.
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18 öffentlich geförderte Wohnungen entstehen an der Rottstraße in Lank. Eigentlich sollten dort Flüchtling­e einziehen.
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