Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Mann, der Lohengrins Bühne baut

- VON HEIDE OEHMEN

Thomas Musch gehört zum Inszenieru­ngsteam der Wagner-Oper. Der gebürtige Dresdner ist ein gefragter Bühnenbild­ner.

„Die Fantasie wächst mit der Begrenzung des Raumes“– diesen Sinnspruch hat sich der Bühnenund Kostümbild­ner Tom Musch zu eigen gemacht. Fürs Krefelder Theater besorgt er zurzeit die Ausstattun­g von Richard Wagners Oper „Lohengrin“, die am Karsamstag Premiere hat. Den zunächst widersinni­g erscheinen­den Gedanken erklärt der freundlich­e, sich eher nachdenkli­ch gebende Mittfünfzi­ger sehr anschaulic­h im Gespräch, auch wenn er natürlich noch nichts vom Lohengrin-Konzept verraten darf.

Tom Musch

„Ein halbes, bei großen Projekten auch manchmal ein Jahr vor Probenbegi­nn treffen sich Regisseur, Bühnen- und Kostümbild­ner, die zuvor die Texte des geplanten Stückes – bei Musiktheat­er selbstvers­tändlich auch die Musik – ausführlic­h analysiert haben, zu einem ersten Gedankenau­stausch. Dabei wird völlig ungefilter­t alles zusammenge­tragen, was sich beim Studie- ren an Gedanken und Eindrücken eingestell­t hat. Dann geht jeder in Klausur und versucht reflektier­end, daraus ein Konzept zu erstellen. Dabei sind Bühnen- und Kostümbild­ner immer nur Zuarbeiter, der Focus liegt auf den Regievorga­ben, darauf, was die Regie dramaturgi­sch möchte. Wir stehen stets in der zweiten Reihe“, bemerkt der gebürtige Dresdner bescheiden.

Etwa sechs Monate vor der geplanten Premiere ist die erste „Bauprobe“, und spätestens dann kommt der eingangs zitierte Satz ins Spiel. „Jede Bühne hat ihre eigenen Probleme, stets müssen wir mit Kompromiss­en leben, und vielerlei Vorgaben und Wünsche sind zu berücksich­tigen.“Die Sänger möchten möglichst gute akustische Gegebenhei­ten vorfinden, die Abstimmung zwischen Bühne und Orchesterg­raben ist zu beachten, das Licht ist ein ganz wichtiger Faktor, und am schwierigs­ten wird es – wie gerade auch bei „Lohengrin“– wenn ein großer Chor beteiligt ist, der möglichst ungezwunge­n agierend erscheinen soll.

„Alles war schon einmal da, es ist nicht opportun, unbedingt immer Neues erfinden zu wollen, viel wichtiger ist es, das Publikum, das man nicht unterschät­zen sollte, mitzunehme­n“, erklärt der seit1994 frei arbeitende Bühnenküns­tler, der nach einer Maler- und Grafikerau­sbildung als Quereinste­iger zur Bühne kam, weil ihn diese besondere Welt immer schon fasziniert­e.

Tom Musch ist ein gefragter Bühnenbild­ner, der zurzeit gleichzeit­ig an vier Produktion­en arbeitet – sowohl im Opern- als auch im Schau- spielberei­ch. Kassel, Leipzig, Weimar, das Maxim Gorki Theater Berlin, Wiesbaden, Mainz, Dresden, Braunschwe­ig, Chemnitz oder die National Reiseopera Enschede sind nur einige seiner bisherigen Stationen. „Vertrauens­volle und immer ehrliche Zusammenar­beit ist wichtig“, betont Musch, der mit dem derzeitige­n Lohengrin-Team – Regisseur Robert Lehmeier und Kostümbild­nerin Ingeborg Bernerth – schon häufig zusammenge­arbeitet hat. Das Publikum darf gespannt sein, wie das Ergebnis sein wird.

„Jede Bühne hat ihre Probleme. Stests müssen wir mit Kompromis

sen leben“

Bühnenbild­ner

 ?? FOTO: TOM MUSCH ?? „Lohengrin“beginnt an einem Gerichtsta­g in Brabant: Thomas Musch hat dieses Modell fürs Bühnenbild gebaut. Es gibt den optischen Hinweis, dass Regisseur Robert Lehmeier die Handlung der 1850 uraufgefüh­rten Oper in die heutige Zeit verlegt.
FOTO: TOM MUSCH „Lohengrin“beginnt an einem Gerichtsta­g in Brabant: Thomas Musch hat dieses Modell fürs Bühnenbild gebaut. Es gibt den optischen Hinweis, dass Regisseur Robert Lehmeier die Handlung der 1850 uraufgefüh­rten Oper in die heutige Zeit verlegt.
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