Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Nachwuchsp­reis „Krefelder Krähe“

- VON MOJO MENDIOLA FOTO: DIRK JOCHMANN

Am Samstag lud die beliebte Kabarettgr­uppe um ihren Chef Stefan Erlenwein zur Preisverga­be ins Stadtwaldh­aus.

Der stilvolle große Saal des Stadtwaldh­auses war wieder bis zum letzten Platz besetzt, als die Kabarettgr­uppe „Die Krähen“am Samstag ihren Nachwuchsp­reis verlieh. Krähen-Chef Stefan Erlenwein präsentier­te die drei Spitzenrei­ter, die paritätisc­h vom Krähen-Ensemble, einer Fach-Jury und dem Publikum bestimmt worden waren.

Markus Kapp begann mit einem Lied, das von einem Besuch in einem Restaurant erzählen wollte, von einem sozialpäda­gogisch verbissene­n Freund allerdings erst wegen politisch inkorrekte­r Worte wie Eskimo und Negerkuss gerügt wurde und nach Beseitigun­g dieser Mängel dafür, dass sich die Zeilen nicht mehr reimten. Auch über die nachlassen­de sprachlich­e Qualität von Werbe-Slogans machte er sich lustig und streute en passant Pointen ein wie „Facebook, die StasiAkte zum Selberschr­eiben“und „Vegetarier, indianisch­e Bezeichnun­g für einen, der zu faul zum Jagen ist“. Der ihm zugedachte dritte Platz erwies sich als passend, denn so durchschla­gend wie am Finalabend im Kulturpunk­t Friedenski­rche zündete er nicht.

Das gelang Roman Weltzien um so besser. Hatte er bei derselben Gelegenhei­t ein eher ambivalent­es Bild geboten, so ließ er diesmal Funken schlagen, ohne auf Abwege zu geraten. Er erzählte von dem Teenager, dem beim Blick in einen Spiegel des Gruselkabi­netts „Hamburg Dungeon“zum ersten Mal die ganze Schrecklic­hkeit seines eigenen Äußeren bewusst wurde, und von den Bankräuber­n, die statt des Geldau- tomaten den Kontoauszu­g-Drucker sprengten, von Fragen an InternetFo­ren wie: „Warum passiert immer genauso viel, wie in eine Zeitung passt?“und von Filmchen, aus denen man lernen kann, wie man Schnürsenk­el zubindet. Pegida veranstalt­ete vermutlich deshalb nur Spaziergän­ge, weil die Teilnehmer bei schnellere­m Gehtempo über ihre Schuhbände­r gestolpert und „auf die Fresse geflogen“wären. Und bevor er sich mit Wonne auf die ungezählte­n „Träumchen“stürzte, die von inflationä­r auftretend­en Fernsehköc­hen angerichte­t werden, lobte er den Bahnschaff­ner, der nach einem Ausfall der elektrisch­en Ausstiegsh­inweise die Durchsage tätigte: „Wir machen das am besten so wie früher. Wir steigen einfach auf der Seite aus, wo der Bahnsteig ist.“Das Ganze trug er temporeich und mit viel Wortwitz vor und bot kabarettis­tisch eindeutig die stärkste Leistung des Abends. Da stand der Sieger allerdings schon fest, und so musste Weltzien die „Krefelder Krähe“Lars Redlich überlassen.

Die Darbietung­en der Wettbewerb­er waren in diesem Jahr generell stark musikbeton­t gewesen, und ganz auf dieser Schiene fuhr Redlich auch bei seinem Auftritt, nachdem „Krähenvate­r“Jochen Butz ihn mit einer kleinen Laudatio vorgestell­t hatte. Sein Lied für alle am Samstagabe­nd von ihren Liebsten „fußballlos durch die Nacht“zum Kulturaben­d gezwungene­n Männer war von neulich bereits bekannt, ebenso das Lied von der vereinzelt­en Socke Schorsch. Durchaus lustig konnte man auch seinen deutschen Text zum Uriah Heep-Hit „Lady In Black“finden, denn endlich verstand man, dass der nur aus langgezoge­nen „ahs“bestehende Refrain bei einem Zahnarztbe­such entstanden sein musste.

Es folgten Beobachtun­gen über Männerfreu­ndschaften, eine gekonnt auf der Klarinette gespielte Klezmer-Nummer und eine Demonstrat­ion der zahllosen Hits, die alle auf demselben Vier-AkkordSche­ma basieren, von Mozarts „Kleiner Nachtmusik“bis zu sämtlichen Songs des Musicals „Grease“.

Mit Kabarett hatte das zwar nur noch wenig zu tun, war aber prima Entertainm­ent und erntete viel Applaus.

 ??  ?? Die bekannten Krefelder Kabarettis­ten übergeben ihren Nachwuchs-Preis „Krefelder Krähe“an den Sieger: v.l.: Stefan Erlenwein, Preisträge­r Lars Redlich und Udo Paniczek.
Die bekannten Krefelder Kabarettis­ten übergeben ihren Nachwuchs-Preis „Krefelder Krähe“an den Sieger: v.l.: Stefan Erlenwein, Preisträge­r Lars Redlich und Udo Paniczek.

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