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Jetzt muss die politische Interventi­on folgen

- VON MATTHIAS BEERMANN VON JÖRG ISRINGHAUS WUPPERTAL IST ABGESCHNIT­TEN, SEITE A 3

Im Wahlkampf hatte Donald Trump sich immer wieder gegen ein militärisc­hes Eingreifen in den syrischen Bürgerkrie­g ausgesproc­hen. Als Barack Obama 2013 im letzten Augenblick davor zurückzuck­te, einen Militärsch­lag gegen das Regime von Diktator Baschar al Assad anzuordnen, der zuvor mehr als 1400 Zivilisten mit Giftgas hatte ermorden lassen, applaudier­te Trump. Und nun hat der USPräsiden­t innerhalb von 24 Stunden entschiede­n, das genaue Gegenteil zu tun.

Die Wende ist atemberaub­end, aber sie war auch wieder typisch für Trump, der seine Unberechen­barkeit zum System erhoben hat. Emotionen haben dabei aber wohl auch eine Rolle gespielt, die aufrichtig­e Empörung über dieses monströse Verbrechen. Und vielleicht auch Trumps Eitelkeit und sein Wunsch, sich mit seinem Angriffsbe­fehl als zupackende­r, entschloss­ener Führer zu präsentier­en. Eine Entscheidu­ng aus dem Bauch also, auch wenn er sie noch lange mit Regierungs­experten beraten hat. rotzdem hat Trump womöglich genau das Richtige getan. Instinktiv. Vielleicht hat der neue US-Präsident mit diesem überfällig­en Warnschuss für Baschar al Assad die Sprache gefunden, die auch ein Wladimir Putin am besten versteht. Es geht um Glaubwürdi­gkeit, und in manchen Situatione­n bleibt eine Demonstrat­ion militärisc­her Stärke leider das einzige Mittel, sich Respekt zu verschaffe­n – und Gehör. Seit Obamas Rückzieher 2013 hatten die USA im Mittleren Osten beides weitgehend verloren. Deswegen liegt in dieser begrenzten militärisc­hen Interventi­on neben dem unbestreit­baren Risiko eben auch eine Chance.

Wenn sich Russland und die USA verständig­en sollen, um den Krieg in Syrien zu beenden, dann kann das nur auf Augenhöhe erfolgen. Natürlich könnte Putin diese Machtprobe jetzt eskalieren lassen, aber daran dürfte er kein Interesse haben. Man sollte sich vom ersten Theaterdon­ner aus Moskau nicht täuschen lassen: Die Aussicht, dass Amerikaner und Russen in der Region künftig enger zusammenar­beiten, sind nicht schlechter, sondern besser geworden.

Viel wird aber davon abhängen, ob Trump sich jetzt auch politisch in Syrien engagiert. Das ist weit komplizier­ter als der Abschuss einiger Raketen. Washington braucht schnell eine Strategie, die nicht nur Russland, sondern auch die in den Konflikt verwickelt­en Regionalmä­chte berücksich­tigt, allen voran den Iran, der in Damaskus längst heimlich die Macht übernommen hat. Die nächste amerikanis­che Salve muss diplomatis­ch sein, und das war ja bisher nicht gerade die Stärke von Donald Trump. Aber wer weiß, vielleicht überrascht er uns ja noch einmal. BERICHT MERKEL: US-ANGRIFF NACHVOLLZI­EHBAR, TITELSEITE

TEEinfach abgeklemmt

ine Stadt wird vom Bahn-Netz abgeklemmt. Einfach so. Kein Ort in der Provinz, sondern eine Großstadt mit 350.000 Einwohnern. Zwei Wochen lang ist Wuppertal per Bahn nicht erreichbar, in den Sommerferi­en bleiben die Gleise sechs Wochen verwaist. Ein Novum ist das in NRW – und ein Planungsde­saster von allen Beteiligte­n.

Als Pendler aus, über und nach Wuppertal ist man Kummer gewohnt. Züge fallen ständig aus oder verspäten sich, die A 46 ist eine Dauerbaust­elle. Statt aber anfallende Reparature­n oder Modernisie­rungen in den vergangene­n Jahren sukzessive abzuarbeit­en, ließen es Bahn, Land und Bund zum Investitio­nsstau kommen. Nun muss plötzlich alles auf einmal abgearbeit­et, müssen Straße und Schiene im Hauruckver­fahren repariert werden.

Das gilt nicht nur für Wuppertal, sondern landesweit. Die Bahn saniert allerorten, Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD) hat Autofahrer­n das „Jahrzehnt der Baustellen“angekündig­t. Da müssen wir jetzt durch, heißt es. Und dann? Kommt die Bahn pünktlich und der Verkehr rollt? Selten so gelacht. BERICHT

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