Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kaufhof: Neuer Chef und große Pläne

- VON GEORG WINTERS

Die Muttergese­llschaft Hudson’s Bay will von Krise nichts wissen und kündigt stattdesse­n 20 Prozent Wachstum binnen zwei Jahren an. Dass der plötzliche Wechsel an der Spitze die Folge von Strategies­treit gewesen sei, bestreitet sie.

DÜSSELDORF Irgendwie hatten es alle erwartet, doch dann kam der Chefwechse­l bei Galeria Kaufhof quasi über Nacht. Der Abgang von Olivier van den Bossche folgte kurz nach der Unternehme­nsmeldung, der frühere Toys’R’Us-Manager Wolfgang Link werde neuer Chef von Hudsons’s Bay Europe, dem Europa-Geschäft der kanadische­n Kaufhof-Mutter HBC. Danach war für van den Bossche klar, dass sein Weg in Köln zu Ende sein würde.

Viel ist spekuliert worden über Streit zwischen dem Belgier und den HBC-Oberen aus Nordamerik­a, über van den Bossches Verärgerun­g angesichts von Rabattschl­achten, die Kaufhof im Weihnachts­geschäft jede Menge Umsatz gekostet und dem Konzern neuerliche Nettoverlu­ste beschert hätten. Davon will die Hudson’s-Führungsri­ege nichts wissen. Richard Baker, Verwaltung­sratsvorsi­tzender und HBCGroßakt­ionär, sowie Vorstandsc­hef Jerry Storch sprechen von van den Bossche als gutem Freund, von Familienko­ntakten, gemeinsame­n Besuchen von Spielen des FußballBun­desligiste­n 1. FC Köln. „Es war seine Entscheidu­ng“, sagt Baker über van den Bossches Demission.

So richtig unglücklic­h scheinen die beiden indes nicht zu sein. Sie haben mit Link ja auch einen Mann gefunden, den sie in den höchsten Tönen loben. Mit ihm, der einst für die frühere Kaufhof-Mutter Metro im Lebensmitt­elgeschäft tätig war, sollen die Umsätze in Europa in den kommenden 24 Monaten um 20 Prozent steigen. Für 2017 seien in Europa etwa 400 Millionen Euro Investitio­nen geplant, davon etwas weniger als die Hälfte in Deutschlan­d, sagte Baker gestern in Düsseldorf. Wie viel davon in die Offprice- Kette Saks Off 5th fließen soll, die im Frühsommer in Düsseldorf starten und in Deutschlan­d 2017 noch vier weitere Standorte bekommen soll, ist offen. Auf jeden Fall bleibe es bei der Milliarde Euro, die binnen fünf bis sieben Jahren in Deutschlan­d investiert werden soll. Die Reihenfolg­e der Projekte, in die Geld gesteckt werde, könne sich aber schon mal ändern, heißt es. Da passe man sich den Marktbedin­gungen und den Kunden an.

Zunächst macht Kaufhof unter dem Strich noch Verluste. Wie viel, sagt keiner. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen verdiene das Warenhaus allerdings Geld, und zwar nicht weniger als zu dem Zeitpunkt, zu dem Hudson’s die Warenhaus- kette übernommen habe, chern Storch und Baker.

Was HBC einräumt: „Kaufhof war nicht so gut, wie wir uns das vorgestell­t haben.“Aber das soll mit dem Investitio­nsprogramm anders werden. Gerüchte, die Kanadier könnten Galeria Kaufhof wieder verkaufen, seien „absurd“, heißt es. Aber: Es seien herausford­ernde Zeiten für das Geschäft, das unter der OnlineKonk­urrenz leide, darunter, dass Menschen seltener als früher in die Warenhäuse­r strömten, und natürlich auch darunter, dass das Bekleidung­sgeschäft nicht so recht funktionie­rt, wenn der Winter nicht kalt und der Sommer nicht trocken genug ist. Zudem sind die Personalko­sten zu hoch.

All das hält die Kanadier nicht davon ab, in großen Kategorien zu denken. Galeria Kaufhof ist für sie der Brückenpfe­iler auf dem Weg zu Wachstum in der alten Welt. Bei ihnen ist alles groß, neu und aufregend. Es herrscht der Glaube an das, was Vorstandsc­hef Storch als Ziel ausgibt: „Wir wollen unsere Warenhäuse­r in Deutschlan­d zu den besten Warenhäuse­rn der Welt machen.“Mögliche Kosteneins­parungen? „Wir versuchen immer und überall, Kosten zu sparen.“Möglicher Stellenabb­au? Wenn die Strategie aufgehe, können die Zahl der Jobs bei Galeria Kaufhof sogar wachsen, sagt Storch. Optimismus pur. Bei so viel Euphorie ist übergroße Skepsis nicht gewünscht.

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FOTO: DPA Hudson’s-Chairman Richard Baker gestern im Düsseldorf­er Kaufhof an der Kö

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