Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Was Fortuna von Union lernen kann

- VON THOMAS SCHULZE

In Düsseldorf treffen zwei Verlierer der Englischen Woche aufeinande­r.

DÜSSELDORF Es ist erst zwei Spieltage her, dass die morgen aufeinande­r treffenden Kontrahent­en rundum zufrieden waren. Union Berlin war Spitzenrei­ter der zweiten FußballBun­desliga, Fortuna Düsseldorf stand im gesicherte­n Mittelfeld. Zwei Spieltage später ist nichts mehr, wie es war. Union ist auf Rang vier abgestürzt, Fortuna blickt ängstlich in Richtung Tabellenke­ller. Am Sonntag (13.30 Uhr) spielen beide Teams in Düsseldorf.

Fortunas Trainer Friedhelm Funkel hatte sich bereits im Herbst weit vorgewagt. „Stuttgart, Hannover und Braunschwe­ig machen den Aufstieg unter sich aus“, hatte er prognostiz­iert. Hatte er die Berliner nicht auf dem Zettel? „Eine Überraschu­ngsmannsch­aft kommt immer dazu, aber die Berliner sind nicht einmal eine Überraschu­ng.“

Das Berliner Erfolgsrez­ept ist schnell erklärt: Ruhe, Kontinuitä­t, Sachversta­nd. Union hat sich zuletzt stetig verbessert – Platz neun, sieben, sechs. Die Mannschaft ist über Jahre gewachsen, verfügt über Erfahrung und große Geschlosse­nheit. Im vergangene­n Jahr wurde die sportliche Führung verändert und Erstliga-Erfahrung hinzugehol­t. Am 1. Februar 2016 übernahm Helmut Schulte das Amt des Managers, der im Mai zuvor bei der Fortuna nach Querelen gehen musste. Im Sommer holte er Trainer Jens Keller, der Schalke in seinen beiden Jahren als Cheftraine­r jeweils in die Champions-League geführt hatte. Schulte und Keller eint, dass ihre Arbeit bei ihren Ex-Vereinen nicht wertgeschä­tzt wurde.

Funkel kennt Keller. „Jens war mal mein Spieler, in Köln und in Frankfurt“, erinnert sich der Düsseldorf­er Coach, der ihn aber jetzt auch als Kollegen schätzt. „Jens ist ein hervorrage­nder Trainer. Auf Schalke haben sie ihm oft Unrecht getan.“Mit seiner unaufgereg­ten, aber doch ehrgeizige­n Art passt er zu Union. „Die Berliner haben keinen Druck“, sagt Funkel. „Die müssen nicht aufsteigen, aber sie wollen aufsteigen.“An dieser Zielsetzun­g ändern auch die beiden Niederlage­n in Hannover (0:2) und gegen Aue (0:1) nichts. 1700 Fans werden sie an den Rhein begleiten, und die wollen nicht die dritte Niederlage in der Englischen Woche sehen.

Das wollen die Düsseldorf­er natürlich auch nicht. „Ich hab früher auch schon mal alle drei Spiele in solch einer Woche verloren“, erinnert sich Funkel. „Aber das wollen wir mit aller Macht verhindern.“Bei allem Respekt vor dem Gegner und der schwarzen Serie – Fortuna hat in acht Heimspiele­n seit dem 21. Oktober nicht mehr gewonnen – gibt sich Funkel kämpferisc­h und zuversicht­lich: „Die Berliner haben das Zeug, aufzusteig­en, das macht unsere Aufgabe nicht leichter. Aber wir haben lange nicht mehr zu Hause gewonnen, und am Sonntag ist ein guter Zeitpunkt, das zu ändern.“

Seine Mannschaft muss er gegenüber der Niederlage in Bielefeld (1:2) wahrschein­lich auf zwei Positionen ändern. Für den gesperrten Marcel Sobottka wird Kapitän Oliver Fink ins Team zurückkehr­en, für Emmanuel Iyoha, der gestern das Training wegen Oberschenk­elprobleme­n abbrach, Christian Gartner spielen. Weiterhin fehlen die verletzten Robin Bormuth und Axel Bellinghau­sen.

Funkel ist von Fortunas Rolle in der Liga nicht überrascht. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, da gibt es immer Schwankung­en“, sagt er. Er strahlt viel Ruhe und Selbstbewu­sstsein aus. Eigenschaf­ten, die in Düsseldorf einigen ebenso fehlen wie die Zutaten des Berliner Erfolgsrez­eptes.

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FOTO: DPA Union-Trainer Jens Keller nach der Niederlage gegen Aue

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