Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Diamanten von Nizza
Kathy zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich, als sie zu den Musikern aufs Podium stieg und mit den Armen wedelte. „Okay, alle miteinander – es ist Zeit für die Fütterung der Raubtiere. Mir nach!“
Sie führte ihre Gäste zur Westterrasse, wo jeder Platz mit Tischkarten gekennzeichnet war. Sam stellte zu seiner Erleichterung fest, dass man ihm einen Sitz zwischen zwei Hausgästen zugewiesen hatte, in sicherer Entfernung von Nina de Montfort. Elena war ebenfalls zufrieden mit ihrem Platz zwischen Armand und Edouard und mit der Aussicht auf indiskreten Klatsch und Tratsch aus der Modewelt. Als alle saßen, bat Mimi die Anwesenden, die Gläser in Richtung Kamera zu erheben, und machte schnell ein paar Momentaufnahmen.
Kathy übernahm die Aufgabe, eine kleine Willkommensrede zu halten, die mit herzlichen Dankes- bezeugungen an Coco für ihre Hilfe endete. „Nicht nur bei alledem“, sagte sie und deutete mit einer weit ausholenden Geste auf den Tisch, die Blumen und die anderen Dekorationsgegenstände, „es ist ihr auch gelungen, ein Wochenende in SaintTropez für uns zu organisieren. Eine echte Powerfrau! Trinken wir also auf meine Freundin und meinen Schutzengel, Coco Dumas.“
Die Unterhaltung wurde wieder aufgenommen, während Diener das Abendessen servierten. Ein leichtes Sommermenü: eisgekühlte Gazpacho aus Green-Zebra-Tomaten, kalter Hummer an Basilikumlinguine und, für Amerikaner mit Heimweh, Schokokäsekuchen. Als der Kaffee kam, stimmte die Band auf der anderen Seite des Hauses ihre erste Nummer an, eine aufgepeppte Version von La Mer, einem Chanson, das in den 1940er Jahren Furore gemacht hatte.
Einige Gäste blieben am Tisch sitzen und plauderten; andere drifte- ten in Richtung Musik ab. Sam führte Elena auf die winzige Tanzfläche, wo sie sich gegenseitig auf den neuesten Stand bringen konnten, wie sie das Abendessen verbracht hatten.
„Diese beiden Jungs, skandalös!“, sagte Elena. „Du kannst dir nicht vorstellen, was in den Umkleideräumen der Pariser Modehäuser vor sich geht.“„Wäre das wünschenswert?“„Wahrscheinlich nicht. Wie war dein Abendessen?“
„Prima. Zwei sehr nette Frauen, und es wird dich freuen zu hören, dass ich an keine der beiden Hand angelegt habe. Aua!“„Tut mir leid! War das dein Fuß?“Andere Paare hatten sich zu ihnen auf die Tanzfläche gesellt. Fitz, ein Fred-Astaire-Verschnitt jüngeren Datums, glitt mit der imposanten Stanislavska übers Parkett, und Alain tat das Gleiche mit Kathy. Nina und ihr junger Galan, Hubert und Ms Hoffman, sämtliche Paare stellten ihre Tanztechniken zur Schau, wobei Mimi zwischen ihnen hin und her flitzte. Die Reaktionen der Tänzer auf die Kamera fielen unterschiedlich aus – die Verwegenen unter den Männern beugten ihre Partnerinnen weit nach hinten, der Rest lächelte oder winkte. Nina hatte eine Rose aus der Vase auf ihrem Tisch genommen und in ihren Ausschnitt geklemmt, bevor sie für Mimi posierte.
Die Tanzfläche hatte sich inzwischen gefüllt, und Sam und Elena legten eine Verschnaufpause ein. Sie sahen zu, wie Alex mit seiner Tochter tanzte, wobei sie sich kaum bewegten und in ein Gespräch vertieft waren, als sie durch den Anblick von Hubert abgelenkt wurden, der sich entschlossen einen Weg zum Podium der Musiker bahnte.