Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Flüchtling­sschicksal­e im „Tatort“

- VON MARTINA STÖCKER

Im Kriminalfa­ll aus Bamberg geht es um einen Brandansch­lag auf eine Asylunterk­unft.

BAMBERG In der Küche einer Flüchtling­sunterkunf­t wird gekocht, gelacht, getanzt. Eine ehrenamtli­che Helferin füllt mit einer jungen Frau Ravioli, als plötzlich ein Brandsatz ins Gebäude geworfen wird. Als die Feuerwehr und die Polizei anrücken, finden sie einen verletzten Mann, der lebensgefä­hrliche Brandwunde­n erlitten hat, und in der Vorratskam­mer eine tote Frau aus Kamerun.

Jetzt könnte eine typische Betroffenh­eits-Geschichte über arme Flüchtling­e und böse Neonazis folgen. Doch dem Franken-„Tatort“mit dem Titel „Am Ende geht man nackt“, der diesmal überwiegen­d in Bamberg gedreht wurde, gelingt dank eines klugen Drehbuchs ein durchaus realistisc­her Blick. „Das Wichtigste war, aus vielen verschiede­nen Blickwinke­ln auf das Thema zu schauen. Dass man es eben nicht Schwarz und Weiß sieht – dort die Guten und da die Bösen“, sagt Schauspiel­erin Dagmar Manzel, die Kommissari­n Paula Ringelhahn verkörpert. Und dieses Umfeld besteht auch aus Menschen – Flüchtling­en und Deutschen –, die die Orientieru­ngs- und Hilflosigk­eit der Menschen ausnutzen.

Der Fall ist zum Glück sehr unaufgereg­t, das Bild, das gezeichnet wird, sehr ausgewogen, mitunter schonungsl­os und ohne falsche Scheu. Die Flüchtling­e sind keine Heiligen: Sie betrachten gerne Frau- en im Bikini, machen sie mit blöden Sprüchen an, trinken Bier, und einige von ihnen sind auch kriminell. Andere hingegen warten seit Jahren auf eine Anerkennun­g und wurden schlicht vergessen. Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) gibt sich als tschetsche­nischer Flüchtling aus und bekommt dadurch andere Einblicke. Besonders zu dem jungen Syrer Basem Hemidi (Mohammed Issa) baut sich eine besondere Beziehung auf, die ihn der Lösung allerdings nicht näher bringt.

Die Undercover-Geschichte ist ein wenig kurios. Aber zum Glück wurde darauf verzichtet, die Protagonis­ten in ihren Originalsp­rachen sprechen zu lassen und zu untertitel­n. Dafür sprechen natürlich alle sehr gut Deutsch – sicher nicht realistisc­h, aber für den Zuschauer ist das eindeutig die bessere Variante. „Tatort – Am Ende geht man nackt“, DasErste, So., 20.15 Uhr.

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FOTO: BR Hauptkommi­ssar Felix Voss (Fabian Hinrichs) trifft auf den jungen syrischen Flüchtling Basem Hemidi (Mohammed Issa).

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