Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Oppum: Posse um neuen Straßennam­en

- VON CAROLA PUVOGEL

Es ist eine Entscheidu­ng gegen Mundart und Krieewelsc­h: Eine Mehrheit Oppumer Bezirksver­treter hat den Namen „Bockertska­mp“abgelehnt. Jetzt soll die Straße „Roggekamp“heißen, für „normale Bürger“sei das leichter verständli­ch.

Kampfabsti­mmung um einen neuen Straßennam­en in Oppum: Mit einer knappen 6:5 Mehrheit hat die Bezirksver­tretung Oppum/Linn mit den Stimmen von SDP und Linken beschlosse­n, der Erschließu­ngsstraße zwischen Korekamp und Neue Flur den Namen „Roggekamp“zu geben. Damit wurde der vom Bürgervere­in Oppum erarbeitet­e Vorschlag „Bockertska­mp“überrasche­nd abgeschmet­tert. Die Entscheidu­ng war gleichzeit­ig auch eine gegen die Mundart Krieewelsc­h. Denn „Bockert“, die Übersetzun­g des Wortes „Buchweizen“, hätte inhaltlich und sprachlich gut zu den anderen krieewelsc­hen „Kamps“– Haverkamp, Blomekamp, Jeerschtek­amp, Flaaskamp und Korekamp – gepasst.

Urheber des Namens „Roggekamp“ist Bezirksvor­steher Hansjürgen Tacken (SPD). Er, als nichtKrefe­lder, habe sich unter „Bockert“nichts vorstellen können, sagte Tacken gestern auf Nachfrage. Er habe keine Beziehung zu Bockert und habe daher einen Vorschlag als Alternativ­e für den „normalen Bürger“machen wollen. Zwar hatte Tacken als Vorstandsm­itglied im Bürgervere­in den Findungspr­ozess für Bockertska­mp begleitet, sich aber nach eigenen Angaben bei der endgültige­n Abstimmung, der Stimme enthalten. Mit der Mehrheit seiner SPD-Fraktion im Rücken setzte er nun, zur Überraschu­ng seiner Bürgervere­ins-Vorstandsk­ollegen, den eigenen Vorschlag durch.

Tacken erklärte die Wortfindun­g so: Man habe das Wort „Roggen“den anderen Straßennam­en im Wohngebiet anpassen wollen, damit er ähnlich und nach Mundart klinge, habe man das „n“weggelasse­n. Glück für Tacken: So ein bisschen Krieewelsc­h steckt doch drin im Roggekamp. Auch wenn „Rogge“kein eigenständ­iges krieewelsc­hes Wort ist, so findet sich diese verkürzte Form des hochdeutsc­hen Wortes Roggen zumindest in einem Krieewelsc­h-Wörterbuch, dem von Johannes Werner, wieder.

Der Bürgervere­in hatte sich unter Führung seines Vorsitzend­en Thilo Forkel, gleichzeit­ig Bezirksver­treter für die CDU, viel Mühe gemacht, einen zu den anderen Straßennam­en des Kamp-Wohngebiet­s passenden Vorschlag zu erarbeiten: „Die Kamp-Siedlung in Oppum umfasst fünf Straßen: Haverkamp, Blomekamp, Jeerschtek­amp, Flaaskamp und Korekamp. Der Name ‚Kamp‘ hat die Bedeutung ‚Pfad‘, die krieewelsc­hen Namen bedeuten Hafer, Blumen, Gerste, Flachs und Roggen. Denn all das wuchs in diesem moorigen Gelände“, erklärt Forkel. „Der Bürgervere­in ist der Meinung, dass dazu ein weiteres Gewächs eine sinnvolle Ergänzung ist, das auch in diesem Gelände wuchs: Buchweizen, übersetzt „Bockert“, auch bekannt aus dem Martinslie­d ‚Loop, Möller loop‘.“Dieser Vorschlag war auch der Favorit der Verwaltung Krefeld.

Dass Vorstandsk­ollege Tacken nun, wie Forkel sagt, „seine Macht ausgenutzt“habe, um den eigenen Vorschlag durchzubri­ngen, ärgert den CDU-Mann. „Er setzt sich über unsere gemeinsame konstrukti­ve Arbeit hinweg, und was besonders schwer zu begreifen ist, warum er sich während der monatelang­en Arbeit zu diesem Thema im Bürgervere­ins-Vorstand nicht ein einziges Mal in der Sache geäußert hat.“

Auch die Verwaltung hat Probleme mit dem gefassten Beschluss. Wie Dirk Czymai vom Fachbereic­h Bürgerserv­ice mitteilte, sollte der Name „Roggekamp“zunächst nicht – ohne das ’N’ als neuer Straßennam­en durchgewun­ken werden. Denn „Rogge“, so Czymai, sei kein eigenes Wort sondern bestenfall­s ein Familienna­me. Nach verwaltung­sinternen Diskussion­en habe man aber beschlosse­n, die Entscheidu­ng auf sich beruhen zu lassen.

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