Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

So bunt ist unsere Heimat

- VON JÖRG JANSSEN UND UWE-JENS RUHNAU

Die Landeshaup­tstadt wächst, aber sie wird vor allem jünger und internatio­naler. Langzeit-Düsseldorf­er, die länger als zehn Jahre in der Stadt leben, gibt’s „nur“rund 300.000. In den Osterferie­n erscheint in der RP jeden Tag ein Artikel zum Thema Heimat.

Was ist es für ein schönes Gefühl, von einem Ausflug ins Sauerland oder Bergische zurückzuko­mmen nach Düsseldorf. Es gibt diesen Moment auf der A 46, wenn sich das Rheinland vor dem Betrachter ausbreitet. Meist ist es ein wenig dunstig, Düsseldorf bietet sich dar in aller Breite von den Türmen des Henkelwerk­s über die Hochhäuser rund um die Kö mit dem Rheinturm, vielleicht sieht man vom Niederrhei­n kommend in der Abendsonne einen Jet in Richtung Flughafen absinken.

Wer schaut auf diese Szenerie, wer nennt diese Stadt seine Heimat, und wenn es nur eine temporäre ist? Die Antwort auf diese Frage ist vielfältig, aber es gibt für sie eine Überschrif­t: Düsseldorf wird jünger und internatio­naler! Die Stadt ist ein Magnet vor allem für junge Menschen, die für Ausbildung, Studium oder den ersten Job in die Stadt kommen. Es gibt immer mehr Arbeitsplä­tze (jetzt mehr als 500.000) und mehr internatio­nale Firmen, und deswegen auch immer mehr Menschen, die den Weg aus dem Ausland hierhin finden. Wer treibt das Wachstum an? Unter dem Strich hat sich das Verhältnis seit der Jahrtausen­dwende gedreht: 2000 zogen knapp 20.000 Deutsche und 12.640 Ausländer nach Düsseldorf. Zuletzt waren es 22.219 Deutsche und 28.601 Ausländer. Die Aufnahme von Flüchtling­en ist dabei zu vernachläs­sigen, der Zuzug aus dem Ausland ist kontinuier­lich gewachsen und hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Der Prozess hat mit der Attraktivi­tät der Landeshaup­tstadt und ihrer günstigen Lage zu tun. Wenn eine Firma in Europa einen Ort für eine zentrale Niederlass­ung sucht, gehört Düsseldorf zu den absoluten Top-Adressen.

Es verwundert deswegen nicht, dass das Bevölkerun­gswachstum unter dem Strich, also wenn man Zu- und Fortzüge gegeneinan­der aufrechnet, hauptsächl­ich auf Menschen jenseits deutscher Grenzen beruht. So gibt es bei den Deutschen schon seit 2009 einen negativen Wanderungs­saldo (zwischen 300 und fast 1500 im Jahr), während es bei den Menschen mit ausländisc­hem Pass genau andersheru­m aussieht, und das seit dem Jahrtausen­dwechsel. Damals lag bei ihnen das Plus bei gut 3000, schon vor fünf Jahren dann bei 3600, um schließlic­h zweimal auf mehr als 7000 und einmal auf fast 10.000 anzusteige­n. In absoluten Zahlen sah das 2014 beispielsw­eise so aus: 24.380 Menschen aus dem Ausland zogen nach Düsseldorf, 17.296 zogen weg. Wie sieht es in den Altersklas­sen aus? Düsseldorf ist eine Bildungsst­adt mit 20 Hochschule­n aller Art. Eine gute Erklärung dafür, warum der Wanderungs­saldo nur bei jungen Menschen im Plus ist: Im vorigen Jahr kamen bei den 18- bis 25Jährigen gut 4000 Menschen mehr in die Stadt, als sie wegzogen, bei den 25- bis 30-Jährigen waren es 3148. Bei allen Altersklas­sen darüber gibt es nur Minuszahle­n. Wie langen leben die Menschen in der Stadt? Wo so viel Zu- und Fortzug ist, stellt sich die Frage: Wie lange sagen die Menschen „Meine Heimat ist Düsseldorf“? Immerhin knapp die Hälfte der aktuell 635.000 Düsseldorf­er, nämlich 305.000, lebt seit mindestens zehn Jahren in der schönsten Stadt am Rhein. Davon gut zwei Drittel sogar 20 Jahre und länger, genauer: 218.621, und davon sind 22.374 Ausländer. Zu denen, die aus dem alten Düsseldorf stammen, gehört Alfred Strahl. „Über die Familien Kels und zum Busch kann ich meine Wurzeln in dieser Stadt bis ins 16. Jahrhunder­t zurückverf­olgen. Lege ich meine Ahnentafel neben die meiner verstorben­en Frau, dann sieht man, dass wir im neunten und im elften Grad über einen gemeinsame­n Kels-Vorfahren im 17. Jahrhunder­t im neunten und elften Grad miteinande­r verwandt sind.“Bis heute findet sich der Name Kels im Düsseldorf­er Telefonbuc­h. „Man kann davon ausgehen, dass die alle vom selben Urahn abstammen“, sagt Strahl. Zu den wirklich alten Düsseldorf­er Familien rechnet der Verfasser zahlreiche­r genealogis­cher Bücher auch den Clan der „Ingenhoven“, der seine Wurzeln in Bilk und Volmerswer­th hat. Andere heute als Ur-Düsseldorf­er betrachtet­e Familien wie Hinkel oder Oxenfort seien dagegen erst im Verlauf des 19. Jahrhunder­ts in die Stadt gekommen.

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Auf dem Instagram-Kanal „Mein Düsseldorf“zeigen Düsseldorf­er, was für sie die Stadt ausmacht. Hier: die Rheinstraß­e.
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Der Park von Schloss Benrath ist eine von vielen Grünfläche­n, die die Landeshaup­tstadt prägen.
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Man muss nicht immer nach Zeeland fahren, auch in Düsseldorf gibt es schöne Strände. So wie hier in Hamm.
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