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DÜSSELDORF

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Das Auto als Gesprächs-Hotspot

Es sorgt immer wieder für Konflikte, das Zweite-ReiheParke­n vor Schulen. Wenn Eltern ihre Kinder dort abliefern, hat die Fahrt meist auch eine weitere Funktion erfüllt. Im Artikel unserer Redaktion zu diesem Thema hat eine Mutter als einen Grund für das Chauffiere­n ihrer 13-jährigen Tochter angeführt, dass das für sie beide „quality time“sei, in der sie ohne Ablenkung 20 Minuten miteinande­r reden könnten. Erstens ist zu hoffen, dass sie dennoch auf den Verkehr achtet, und zweitens, dass diese kurze Zeit nicht die einzige Gelegenhei­t für Mutter und Tochter ist, um ins Gespräch zu kommen.

Als Mutter dreier mehr oder weniger erwachsene­r Söhne möchte ich hier zugeben, dass eine Autofahrt manchmal einen nicht zu unterschät­zenden Stellenwer­t bei der Kommunikat­ion mit dem Nachwuchs hat – besonders in der Pubertät. Festgeschn­allt im Auto ist ohne weiteres kein Ausweichen möglich, keine Flucht auch vor unangenehm­en Themen. Und richtig sauer sein können die Kinder dann auch nicht, schließlic­h opfere ich meine freie Zeit, um ihnen mit dem Fahrdienst das Leben zu erleichter­n. Man sitzt auf kleinem Raum intim beieinande­r, aber der Abstand wird dennoch durch die Mittelkons­ole gewahrt. Und bei peinlichen Themen kann ich so tun, als müsste ich mich sehr auf den Verkehr konzentrie­ren, erspare dem Kind den „tiefen Blick in die Augen“.

Wenn ich meine Jungs abhole, erfahre ich zudem unmittelba­r, ob etwa das Tanztraini­ng gut war, ob die Party Spaß gemacht hat, denn dann sind sie noch voll der Eindrücke und Erlebnisse. Dann wollen sie sich gerne mitteilen, ihren Spaß teilen oder die Sorgen loswerden. Später würde ich erfahrungs­gemäß nur noch ein knappes „war gut“oder „läuft“als Informatio­n erhalten. Die gemeinsame­n Fahrten haben also ihren Wert – allerdings nur, wenn sie sparsam eingesetzt werden. Und sie sollten nicht bewirken, dass das Kind unselbstst­ändig wird und sie sollten schon gar nicht bis direkt vor das Schultor führen. Bei mir sind sie leider ein Auslaufmod­ell, die Jungs sitzen nach und nach selber hinter dem Steuer. Fahren wir gemeinsam, denke ich manches Mal an eine Stau-App, die helfen könnte, die Gesprächsz­eit zu verlängern.

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