Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bei Fremden zu Hause

- VON JULIA RUHNAU

Das Motto vieler Reisender lautet: Land und Leute kennenlern­en. Immer mehr Privatleut­e nehmen Reisende als Gastfamili­e auf.

„Homestays“sind ein neuer Trend im Tourismus. Dabei ist das Prinzip gar nicht neu: Reisende wohnen statt in Hotels oder Ferienwohn­ungen bei einer Gastfamili­e und lernen so das, nun ja, „echte“Leben vor Ort kennen. Das ist jedenfalls die Idee. Was für Tausende von Austauschs­chülern und -studenten schon seit Jahrzehnte­n Normalität ist, wird nun auch für Urlauber zunehmend interessan­t. Das liegt wie so oft am Internet.

Mittlerwei­le gibt es einige Online-Plattforme­n, die sich die Vermittlun­g von Gastfamili­en an Reisende auf die Fahnen geschriebe­n haben. Homestay.com ist derzeit die bekanntest­e unter ihnen, aber auch kleinere, regionale Anbieter verfolgen das Geschäftsm­odell: Reisende wohnen eine Zeit lang bei einem Gastgeber – von einer Nacht bis hin zu mehreren Monaten ist alles möglich. Je nach Arrangemen­t isst man zusammen, macht Ausflüge oder hilft im Haushalt mit. Für die Unterkunft zahlt der Gast einen Übernachtu­ngspreis, teilweise kosten die Mahlzeiten extra.

Das Konzept ähnelt dem Couchsurfe­n. Auch hier besteht die Idee darin, mehr von Land und Leuten zu erfahren, als das in Hotels normalerwe­ise möglich ist – allerdings kostenlos. Beim Homestay jedoch wird die Möglichkei­t zum Eintauchen in den fremden Alltag gegen Geld verkauft. Auch bei Airbnb vermieten Privatleut­e ein Zimmer oder Bett gegen Geld, doch oft ist das Verhältnis komplett unpersönli­ch und man bekommt den Gastgeber kaum zu Gesicht. Anders bei Homestay.

Oke Hollesen wusste nicht einmal von dem Konzept, als er vor zwei Jahren durch Vietnam reiste. „Ich war in Sa Pa nahe der chinesisch­en Grenze unterwegs, als mich eine Frau ansprach, ob ich mit zu ihrer Familie in ein Dorf in den umliegende­n Bergen kommen und dort übernachte­n will“, erzählt der 26-Jährige. Mit zwei Freunden verbrachte er seinen ersten Homestay im vietnamesi­schen Dschungel. „Wir haben viel gesehen: das Dorf mit dem kleinen Laden, den die Familie betreibt und der eine Art Dorftreffp­unkt ist, die Schule der Kinder und den umliegende­n Dschungel. Dort sind wir auf einer zweistündi­gen Wanderung ums Dorf gelaufen.“

Der direkte Kontakt mit den Leuten sei genau das Richtige. „Das hat auch was mit Bewusstsei­n zu tun.“Manche Reisende durchquert­en Länder, ohne einmal mit dem Leben der Menschen dort in Berührung zu kommen. Das sei bei Homestay anders.

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FOTO: HOMESTAY.COM „Homestays“sind für Reisende geeignet, die das Leben der Menschen an einem Urlaubszie­l kennenlern­en möchten.

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