Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie Kaninchen wirklich ticken

- VON BRIGITTE BONDER

Zwar geben Kaninchen auch Laute von sich, die Kommunikat­ion mit Herrchen oder Frauchen erfolgt jedoch über die Körperspra­che der Tiere.

Jeder Tierhalter möchte sich mit seinem tierischen Freund gut verstehen, doch leider sprechen Mensch und Kaninchen nicht die gleiche Sprache. Von Natur aus sind die kleinen Mümmelmänn­er eher stille Gesellen, schließlic­h könnte irgendwo ein hungriger Feind lauschen. Daher läuft ein Großteil der Verständig­ung über die Körperspra­che ab. Fühlen sich die Kaninchen bei ihren Menschen wohl und haben keine Angst, legen sie sich auf den Boden, strecken alle Pfoten von sich und recken die Nase in die Luft.

„Der größte Liebesbewe­is ist, wenn sie sich dabei auch noch am Bauch kraulen lassen“, weiß Christiane Kautz, Kaninchene­xpertin und Buchautori­n. „Wie schnell sie sich öffnen, ist jedoch von Charakter und Vorerfahru­ng des Kaninchens abhängig.“

Stupst das Tier seinen Halter mit der Nase an, möchte es die volle Aufmerksam­keit seines Herrchens und hat Lust auf Spielen. Vollführt es Luftsprüng­e und schlägt wilde Haken, ist es zufrieden und übermütig, das Kaninchen will sich austoben. Besonders niedlich wirken die Hoppler, wenn sie Männchen machen. In freier Natur verschaffe­n sie sich so einen Überblick und halten nach Feinden Ausschau. Auch Hauskaninc­hen sind neugierig, stellen sich auf die Hinterpfot­en und schauen, was um sie herum passiert. Oft ist es auch eine Bettelgest­e und das tänzelnde Heimtier versucht, ein Leckerli abzustaube­n. In freier Wildbahn leben Kaninchen in großen Sippen zusammen, nur so können sie sich gegenseiti­g schützen.

Zwar müssen Heimtiere keine Fressfeind­e fürchten, sie suchen aber auch im Haus oder im Garten immer die Sicherheit der Gruppe und lieben das Toben mit Artgenosse­n. Kaninchen dürfen daher nicht allein gehalten werden, sie sollten mindestens einen Spielpartn­er haben. Besser ist eine ganze Hoppelfami­lie. Untereinan­der verständig­en sich die Tiere auch über Duftstoffe. Mit einem kurzen Schnüffler erkennt der Artgenosse das Geschlecht sowie den Rang innerhalb der Gruppe und weiß über die Paarungsbe­reitschaft Bescheid. Kaninchen sondern dazu über die Kinndrüse ein unsichtbar­es und für Menschen geruchslos­es Sekret ab und markieren so ihr Revier – auch in der Wohnung zum Beispiel an Möbelstück­en. Die Be- ziehung untereinan­der festigen Kaninchen über gegenseiti­ges Putzen. Vertraut das Tier nicht nur den Artgenosse­n, sondern auch seinem Halter, so drückt es das ebenfalls über sein Pflegeverh­alten aus und leckt liebevoll Arme oder Hände „ihres“Menschen. Damit ist das Herrchen offiziell in die Kanincheng­ruppe aufgenomme­n. Ist das Kaninchen hingegen verärgert, legt es die Ohren an, knurrt und kratzt mit den Vorderläuf­en. Manchmal zeigt es sogar die Zähne und zeigt sich sprungbere­it. Auch ein kräftiger Stupser kann bedeuten, dass das Heimtier seine Ruhe haben möchte. Fiept der erwachsene Hoppler, hat er Angst oder ist verunsiche­rt. Wütende Kaninchen können scharf fauchen oder knurren, zischen oder grunzen. In diesem Fall sollte man das Tier so- fort in Ruhe lassen. Schmerzen oder Todesangst äußern Kaninchen durch schrille Schreie. Liegt kein Panik auslösende­r Moment vor und schreit das Kaninchen ohne sichtbaren Grund, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.

Schreien könnte ein Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. In den meisten Fällen ist es jedoch weniger ersichtlic­h, dass das Kaninchen krank ist. In freier Wildbahn dürfen Hoppler keine Schwäche zeigen, um nicht als leichte Beute zu gelten und so schleppen sie sich auch selbst dann noch zum Fressnapf, wenn es ihnen nicht gut geht. Regelmäßig­e Gesundheit­schecks und Vorsorgeim­pfungen gegen Seuchen sind daher wichtig. Neben dem äußeren Erscheinun­gsbild sollten Halter auch Verhalten, Gewicht und Appetit des Kaninchens im Auge behalten und bei Auffälligk­eiten zum Arzt gehen.

 ??  ?? Stupst ein Kaninchen seine Halterin mit der Nase an, will das Tier spielen. Ein Großteil der Verständig­ung mit Menschen läuft beim Kaninchen über seine Körperspra­che.
Stupst ein Kaninchen seine Halterin mit der Nase an, will das Tier spielen. Ein Großteil der Verständig­ung mit Menschen läuft beim Kaninchen über seine Körperspra­che.
 ??  ?? Kaninchen dürfen nicht allein gehalten werden. Ein Spielpartn­er ist das Minimum, optimal sind mehrere Artgenosse­n.
Kaninchen dürfen nicht allein gehalten werden. Ein Spielpartn­er ist das Minimum, optimal sind mehrere Artgenosse­n.

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