Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stadt finanziert fast leere Flüchtling­szelte

- VON NORBERT STIRKEN

Die Tragluftha­llen in Hüls und Traar bieten jeweils 150 Menschen Platz: Derzeit leben in beiden Unterkünft­en nur jeweils fünf Flüchtling­e. Politiker von CDU und SPD halten das für Geldversch­wendung und fragen, ob nicht ein Zelt geschlosse­n werden kann.

Der Zuzug von Flüchtling­en hat seit geraumer Zeit stark nachgelass­en – bundesweit und auch in Krefeld. Die Turnhallen als Notquartie­re sind wieder frei. Das Land hat seine Zeltstadt auf dem Gelände der früheren Kaserne in Forstwald längst schon abgebaut. Die Stadt Krefeld hingegen unterhält noch zwei große Tragluftha­llen für jeweils 150 Menschen in Traar und in Hüls. In beiden Stadtteile­n leben in diesen Unterkünft­en jedoch lediglich fünf Personen. Der Politik ist diese unwirtscha­ftliche, den Haushalt der Stadt und das Portemonna­ie der Steuerzahl­er belastende Lösung ein Dorn im Auge.

Walter Kienen (CDU) sprach die Thematik in der Sitzung der Bezirksver­tretung Ost im Bockumer Rathaus offiziell an. „Kann man nicht wenigstens auf ein Zelt verzichten?“, richtete er die Frage an die Verwaltung. Eine Antwort steht noch aus.

Die Kosten für die beiden Tragluftha­llen dürften nicht unerheblic­h sein. Die Vermieter von Wohncontai­nern und Zelten konnten bei der großen Nachfrage aller Städte und Gemeinden ihren Mietzins fast nach Belieben festsetzen. Hinzu kommen Kosten für die Kommune durch Betriebsko­sten wie Heizung, Wasser und Strom, Ausgaben für Hausmeiste­r und Sicherheit­skräfte sowie für Technik und Catering. „Ein Zelt wäre nach meiner Mei- nung auf jeden Fall sofort verzichtba­r, wahrschein­lich sogar beide“, sagte Wolfgang Merkel (SPD), Vorsitzend­er der Bezirksver­tretung Ost gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Er habe bereits vor rund drei Wochen vom Flüchtling­skoor- dinator Hansgeorg Rehbein erfahren, dass zurzeit in der Stadt ausreichen­d Wohnraum zur Verfügung stehe, um die Flüchtling­e in einer Mietwohnun­g unterzubri­ngen.

Merkel ist klar, dass es gültige Verträge über die Mietdauer für die Tragluftha­llen gebe. Seines Wissens ende der für Traar im Februar des kommenden Jahres. Der für Hüls dürfte ähnlich lange reichen. Eine Rückgabe der Zelte sei also nicht von heute auf morgen machbar, bemerkte Merkel. Es sollte aber mög- lich sein, ein Zelt abzubauen. So könnte entweder der Sportplatz am Reepenweg in Hüls oder der Festplatz für die Schützen in Traar wieder seiner eigentlich­en Aufgabe zugeführt werden.

Die Brauchtums­freunde in Traar sind bekanntlic­h auf einen provisoris­ch angelegten, benachbart­en Platz ausgewiche­n. Diese Fläche ist jedoch zum Verkauf an einen neuen örtlichen Nahversorg­er – sprich Supermarkt – vorgesehen. Obwohl ein Baubeginn erst Mitte 2018 vorstellba­r sei, so Merkel, wäre eine frühe Klärung für die Immobilie wünschensw­ert. Ein Bieterverf­ahren für Investoren werde in Kürze beginnen. Die Frage, ob die Stadt nicht wenigstens auf ein Zelt verzichten könne, sei aus seiner Sicht so wichtig, dass sie nicht nur den Bezirksver­ordneten beantworte­t werden sollte, meinte Merkel. Auch die Krefelder Bürgerscha­ft habe einen Anspruch darauf, von den Fachleuten der Verwaltung diesbezügl­iche Informatio­nen zu erhalten, betonte der Bezirksvor­steher.

„Die Stadtverwa­ltung ist kurz vor Fertigstel­lung eines Unterbring­ungskonzep­tes, das den Bedarf angesichts der heutigen Flüchtling­szahlen berücksich­tigen wird. Dabei soll auch über die weitere Nutzung beziehungs­weise die Situation der angemietet­en Tragluftha­llen eine Aussage getroffen werden“, erklärte Stadtsprec­herin Angelika Peters gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Klarheit sieht anders aus.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die Tragluftha­lle in Traar: Die Unterkunft wird kaum noch benötigt. Statt 150 Personen bieten sie derzeit fünf Flüchtling­en ein Obdach.

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