Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
15-Jähriger mit Axt und Messer getötet
Am späten Sonntagabend ist ein Streit unter Jugendlichen im Duisburger Stadtteil Marxloh eskaliert. Schnell kamen Hunderte Schaulustige zusammen. Die Hintergründe der Tat sind rätselhaft. Polizei und Staatsanwaltschaft schweigen.
DUISBURG Das Drama beginnt wohl mit einem vermeintlich harmlosen Streit. Als am Ostersonntag gegen 23.15 Uhr die Polizei im Duisburger Problem-Stadtteil Marxloh anrückt, ist daraus blutiger Ernst geworden: Ein 15-Jähriger ist durch Messerstiche in den Rücken und Axtschläge ins Gesicht schwer verletzt worden, so berichten es zumindest Augenzeugen. Wenig später stirbt der attackierte Jugendliche im Krankenhaus. Verwandte wollten ihm noch zu Hilfe kommen, wurden aber ebenfalls angegriffen und verletzt. Der oder die Täter konnten unerkannt entkommen.
Während Rettungskräfte noch am Tatort um das Leben des Jungen kämpfen, haben sich Hunderte Schaulustige eingefunden. Die Stimmung ist aufgeladen, viele von ihnen schreien sich an und versuchen, aufeinander loszugehen. Die Polizei ist mit einer Einsatzhundertschaft und einer Hundestaffel vor Ort. Sie muss auch Rettungswagen und Helfer vor den aggressiven Schaulustigen beschützen.
Was genau passiert ist, was der Auslöser für den Streit ist und warum er so dramatisch eskaliert ist, war auch gestern rätselhaft. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Polizei will zu dem Fall nichts weiter sagen, verweist auf die Staatsanwaltschaft. Auch die gibt keine Auskünfte, begründet das mit „laufenden Ermittlungen“. Frühestens heute soll es im Laufe des Tages eine Stellungnahme von offizieller Seite geben.
Auch gestern ist am Tatort in Marxloh noch keine Ruhe eingekehrt – noch immer stehen viele Schaulustige herum, die Polizei ist vor Ort. Die Stimmung wirkt bedrohlich. Nachbarn erzählen, wie sie den Osterabend erlebt haben. Zwei Jugendliche hätten gestritten, erzählen mehrere Zeugen. Einer der Jugendlichen habe dann Unterstützung angefordert. Daraufhin seien fünf Männer angefahren gekommen und hätten in den Streit eingegriffen. Diese seien zu diesem Zweck extra mit dem Auto aus Dortmund gekommen, ist gerüchteweise zu hören.
Bei dem Opfer soll es sich um einen 15-jährigen Bulgaren handeln, erzählt Ramadan, einer der Nachbarn in der Straße, die auch das Zuhause vieler Roma-Familien ist. Der 37-Jährige versichert, die Familie des Opfers gut zu kennen. Ramadan ist einer der wenigen, die sich trauen, über die Nacht von Sonntag auf Montag zu sprechen. Die meisten anderen sprechen kein Deutsch und sind verängstigt. Den Auslöser des Streits hat aber auch Ramadan nicht mitbekommen, sagt er. Dass es sich um einen Streit unter verfeindeten Roma-Familien handeln könnte, wird gemunkelt.
Der Bürgermeister des Bezirks Hamborn, zu dem auch Marxloh gehört, zeigte sich gestern „erschrocken“von der außergewöhnlichen Brutalität des Falls. „Ich habe immer mal wieder von Müll in der Straße gehört, aber nicht von einer solchen Brutalität“, sagt Uwe Heider (SPD). Er spricht von einem Stigma für Marxloh. Der Stadtteil ist auch über Duisburg und sogar NRW hinaus als Problem-Stadtteil bekannt und macht Schlagzeilen mit sogenannten Schrottimmobilien, in denen Zuwanderer aus Südosteuropa leben. Der tödliche Angriff untermauere das Negativbild, das viele hätten, dabei kennt er auch die guten Seiten des Viertels.
Um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu verstärken, überwacht die Polizei das „Pollmanneck“in Marxloh, einen besonderen Kriminalitätsschwerpunkt, seit Ende 2016 per Video. Der Tatort liegt nur wenige Straßen davon entfernt.
Bei dem Opfer soll es
sich um einen Bulgaren handeln, erzählen Nachbarn