Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Düsseldorfer für Erdogan
Servet Bulut lebt seit fast 40 Jahren in Düsseldorf. Bei der Verfassungsänderung in der Türkei hat er für Erdogan gestimmt: Der baue Autobahnen und Hospitale.
DÜSSELDORF Leicht ist es nicht, einen Befürworter Erdogans zu finden, der sich offen dazu bekennt, obwohl die Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken für dessen Verfassungsänderung gestimmt hat. Servet Bulut steht dazu. „Ich habe im Düsseldorfer Konsulat für Erdogans Pläne gestimmt“, sagt Bulut. Seine Gründe? „Erdogan hat in den vergangenen 15 Jahren viel für die Türkei getan, das kommt in der deutschen Presse aber falsch rüber“, sagt Bulut. Konkret habe Erdogan Autobahnen und Krankenhäuser in den Großstädten gebaut.
Geboren ist Bulut in Gümüshane, einer Provinz im Nordosten der Türkei. „In meiner Gegend erzielte Erdogan am Sonntag die viertgrößte Zustimmung im ganzen Land“, sagt Bulut, und darauf, das merkt man, ist er ein bisschen stolz. Ob es nicht gefährlich sei, wenn der Staatspräsident seine Macht so massiv ausbaut? „Umso besser, wenn er mehr Macht bekommt als andere“, meint Bulut.
Der heute 47-Jährige kam 1980 nach Deutschland und spricht fast akzentfrei Deutsch. Bulut lebt in Oberbilk, dem Düsseldorfer Stadtteil mit dem größten Anteil türki- scher Bürger in der gesamten Landeshauptstadt. Er selbst hat seinen türkischen Pass behalten, arbeitet als Taxifahrer ebenfalls in Oberbilk. Drei Kinder habe er, eine 27-jährige Tochter, einen 24-jährigen Sohn und eine 13-jährige Tochter. „Meine Kinder sind hier in Deutschland geboren und haben einen deutschen Pass, beziehungsweise beide, und auch sie, also die älteren, denken in Sachen Erdogan so wie ich“, sagt Bulut. Und er betont, dass er überhaupt keinen Groll gegen die bei der Wahl Unterlegenen hat: „Jeder soll seine Meinung haben.“
Befragt nach seiner Heimat, sagt der 47-Jährige: „Also, wenn ich gefragt werde, sage ich, ich bin Düsseldorfer.“Sehr wohl fühlten er und seine Familie sich dort. Besonders gut sei das Bildungssystem, seine beiden älteren Kinder hätten eine kaufmännische Ausbildung gemacht und hätten gute Jobs.