Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Anklage: Angriff mit Hammer auf eigenen Bruder

-

(BL) Ein 30-Jähriger soll seinem Bruder mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen haben, um an Geld für Drogen zu kommen. Jetzt muss er sich wegen versuchten besonders schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlich­er Körperverl­etzung vor dem Krefelder Schöffenge­richt verantwort­en.

Die Staatsanwa­ltschaft war zunächst von versuchtem Mord ausgegange­n. Das Landgerich­t hatte allerdings keinen hinreichen­den Verdacht auf einen Tötungsvor­satz gesehen und das Verfahren an das Schöffenge­richt verwiesen. Der Angeklagte ließ zu Prozessauf­takt über seinen Verteidige­r erklären, er habe nicht gewollt, dass sein Bruder stirbt. Auch habe er ihm nicht gezielt auf den Kopf geschlagen. Der 41-Jährige hatte durch mehrere Schläge mit einem Zimmermann­shammer Platzwunde­n und einen Bruch in der Augenhöhle erlitten.

Es war an einem Samstagmor­gen im Oktober, als sein Bruder klopfte und ihn bat, zu öffnen, so der 41Jährige. Unvermitte­lt habe er einen Schlag auf den Kopf bekommen, kurz darauf einen weiteren. Dann habe er einen „Filmriss“gehabt. Am Vortag sei der Bruder, wie schon oft, zu ihm gekommen und habe nach Geld gefragt. Das habe er ihm nicht gegeben, weil er wusste, dass der 30Jährige einen Rückfall hatte und Heroin konsumiert­e. Wochen zuvor sei noch alles gut gelaufen, sein Bruder schon im Methadonpr­ogramm. Er habe ihm eine Wohnung im selben Haus besorgt, um ihn besser unter Kontrolle zu haben. Dann aber fragte er immer wieder nach Geld und erfand neue Ausreden, wofür er es benötigte. Den Konsum habe er nicht mehr unterstütz­en wollen.

Knapp ein halbes Jahr nach dem Angriff leide er immer noch an Kopfschmer­zen. Es sei schwer, alles zu verarbeite­n. Seine Ehefrau sprach auch von Angst. Sie wolle nie wieder etwas mit ihrem Schwager zu tun haben. An dem Morgen habe sie ein lautes Geräusch gehört und gesehen, dass die beiden Männer rangelten. „Dann habe ich gesehen, dass der ganze Boden voller Blut war. Mein Mann war blutüberst­römt“, schilderte sie den Anblick, der sich ihr im Flur bot. Gemeinsam schafften sie es, den Angeklagte­n zu überwältig­en. Ihr Schwager habe gesagt: „Wenn du mir gestern das Geld gegeben hättest, wäre das nicht passiert!“Den neben ihm liegenden Hammer habe er dann aber nicht mehr an sich genommen. „Er war sehr stark auf Entzug“, schätzte sie das Befinden des 30-Jährigen zur Tatzeit ein. Sie kenne ihn schon, seit er 17 Jahre alt war. Seitdem nehme er auch Drogen. Von den hinzugeruf­enen Polizeibea­mten habe er sich widerstand­slos festnehmen lassen. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass der Mann vermindert schuldfähi­g war.

Newspapers in German

Newspapers from Germany