Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verpasste Chancen im Landeshaus­halt

- VON BIRGIT MARSCHALL VON PHILIPP JACOBS VON MATTHIAS BEERMANN

Haushaltsk­onsolidier­ung bedeutet, Ausgaben und Einnahmen mittel- und langfristi­g auszugleic­hen. In Nordrhein-Westfalen ist das noch nicht gelungen. Darüber kann auch der Mini-Überschuss des vergangene­n Jahres nicht hinwegtäus­chen. Das Plus in der Kasse wäre ohne die Hilfe des Bundes und ohne Sondereffe­kte nicht möglich gewesen. Spätestens wenn die Zinsen wieder steigen, wird NRW Probleme bekommen, die Vorgaben der Schuldenbr­emse einzuhalte­n und ab 2020 dauerhaft ohne Defizite auszukomme­n.

Es war gar kein Hauptanlie­gen der Landesregi­erung, den Etat zu konsolidie­ren. Sie wollte vor allem mehr investiere­n. Offenbar gibt es hier aber ein Missverstä­ndnis: Man kann sehr wohl mehr investiere­n und gleichzeit­ig den Haushalt konsolidie­ren. Das aber hätte bedeutet, überflüssi­ge Subvention­en zu streichen, Bürokratie abzubauen, hier und da zu üppige Leistungen für Beamte zu kappen. Daran hat man sich lieber nicht gewagt. Im Ergebnis wurde weniger investiert, als es möglich gewesen wäre, wäre man das wachsende Ausgabenpr­oblem gezielt angegangen. Zudem lähmt die zu hohe Grunderwer­bsteuer private Investitio­nen. Sie gehört in der neuen Legislatur­periode dringend gesenkt. TITELSEITE NRW: HOHE STEUERN . . ., TITELSEITE

Der Ausgang des Referendum­s in der Türkei wirkte wie ein Weckruf. Obwohl im Vergleich zur Zahl der in Deutschlan­d lebenden Türken hierzuland­e nur wenige Erdogan tatsächlic­h ihre Stimmen gaben, ist eine neue Integratio­nsdebatte entbrannt. Es ist jedoch eine Debatte, die eigentlich schon seit den 60er Jahren, als die ersten türkischen Gastarbeit­er nach Deutschlan­d kamen, ernsthaft hätte geführt werden müssen.

Die Türken gelten in Deutschlan­d als die Migranteng­ruppe mit den schlechtes­ten Integratio­nsindexWer­ten. Sie haben die engsten Verbindung­en in die alte Heimat, nutzen am meisten Medien aus der Heimat und sind am stärksten ihrer Mutterspra­che verbunden. Heiraten in die deutsche Gesellscha­ft sind selten. Derartige Trends ignorierte die deutsche Politik bisher. Warum? Es ist wohl eine Mischung aus übertriebe­ner Toleranz und Desinteres­se. Die Türken wiederum taten ihrerseits wenig dafür, dass sich dieser Status ändert. Sie isolierten sich, statt ihr Recht auf Teilhabe an der deutschen Gesellscha­ft einzuforde­rn. BERICHT TÜRKEI VERLÄNGERT . . ., TITELSEITE

SIntegrati­on auf Türkisch

Mays Brexit-Schachzug

eit neun Monaten ist Theresa May britische Premiermin­isterin, als Nachfolger­in des über das Brexit-Referendum gestolpert­en David Cameron. Seither musste sie mit dem Vorwurf leben, den EU-Austritt ohne eigenes Mandat des Volkes zu exekutiere­n. Trotzdem hatte May vorgezogen­e Neuwahlen stets ausgeschlo­ssen. Nun soll es sie plötzlich doch geben. Man möchte May gerne abkaufen, dass sie das Land damit vor den Brexit-Verhandlun­gen einigen will, aber man fragt sich, warum sie die Briten dann nicht an die Urnen gerufen hat, bevor die Scheidung in Brüssel eingereich­t wurde.

In Wirklichke­it steckt reiner Opportunis­mus hinter Mays Schritt. Für ihre Tories ist der Augenblick günstig, ihre Mehrheit im Parlament auszubauen. Die Opposition gibt ein Bild des Jammers ab, was unter anderem auch daran liegt, dass der irrlichter­nde Labour-Chef Jeremy Corbin sich beim Brexit nicht zu einer klaren Haltung durchringe­n kann. Bevor den Wählern der schmerzhaf­te Preis für den EU-Austritt wirklich klar wird, sollen Fakten geschaffen werden. Es geht um Machtsiche­rung, das ist die Wahrheit. BERICHT THERESA MAY WILL BRITEN AM 8. JUNI . . ., TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany