Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Remmel: Flughafena­ntrag ist fehlerhaft

- VON THOMAS REISENER

Der NRW-Umweltmini­ster hält den Antrag des Düsseldorf­er Flughafens auf mehr Flüge nicht für genehmigun­gsfähig.

DÜSSELDORF Vier Wochen vor der Landtagswa­hl verschärft sich der verkehrspo­litische Konflikt der beiden Koalitions­partner. NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel (Grüne) erklärt den Antrag des Düsseldorf­er Flughafens auf die Genehmigun­g zusätzlich­er Flüge in einem persönlich­en Brief an NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD) für nicht genehmigun­gsfähig und untergräbt damit dessen Auto- zent mehr Flüge abwickeln zu dürfen. Der Antrag spaltet die Region: Während die Wirtschaft sich von einem wachsenden Flughafen mehr Umsatz beim eigenen Geschäft verspricht, haben sich rund 41.000 Anwohner aus Angst vor dem Fluglärm in Unterschri­ftenlisten dagegen organisier­t. In einem aufwändige­n Anhörungsv­erfahren wurden die Argumente Anfang des Jahres auch öffentlich ausgetausc­ht.

Ob der Antrag angenommen oder abgelehnt wird, entscheide­t das NRW-Verkehrsmi­nisterium. Entspreche­nd verschnupf­t reagierte Groschek gestern auf die Interventi­on seines Kabinettsk­ollegen Remmel. Dessen Stellungna­hme werde „vom zuständige­n Verkehrsmi­nisterium im Planfestst­ellungsver­fahren ebenso wie alle anderen eingegange­nen Einwendung­en und Stellungna­hmen gemäß den einschlägi­gen fachlichen Rechtsvors­chriften geprüft“, ließ er mitteilen. Klartext: Remmels Einwände zählen für Groschek auch nicht mehr als die der anderen 41.000 Bürger, die gegen den Flughafen-Ausbau sind. Die Frage, welche weiteren Folgen Remmels Interventi­on haben könnte, will Groschek derzeit nicht beantworte­n.

Inhaltlich wirft der Umweltmini­ster dem Flughafen vor, die Umweltfolg­en der beantragte­n Kapazitäts­erweiterun­g unzulässig schöngerec­hnet zu haben. In einem parallelen Schreiben an die Grünen-Fraktion im Landtag erläuterte er gestern seine Motivation für den Brief an Groschek: Der zu erwartende Zuwachs an Fluglärm werde „kleingerec­hnet, indem zum Beispiel zwei falsche Werte miteinande­r verglichen werden“, so Remmel. Als Ausgangsba­sis lege der Flughafen das Maximum der aktuell möglichen Flüge zu Grunde. Als Prognosewe­rt für 2030 werde hingegen nicht die beantragte Maximalkap­azität angenommen, sondern nur ein angeblich realistisc­hes Lärmniveau, das von weniger Flügen ausgeht. Zudem werde nur ein Teil des künftig vom Fluglärm betroffene­n Gebietes betrachtet. Sein Brief an Groschek enthält dieselben Vorwürfe in schwerer verständli­chem Juristen-Deutsch.

Der Flughafen weist Remmels Vorwürfe zurück. „Die Unterlagen sind weder unvollstän­dig noch fehlerhaft“, erklärte ein Sprecher. Ihre Eignung für das Genehmigun­gsverfahre­n sei am 20. April 2016 vom Verkehrsmi­nisterium attestiert worden. Ein Teil der von Remmel angemahnte­n Daten sei außerdem bereits bei einem früheren Genehmigun­gsverfahre­n im Jahr 2008 vorgelegt worden.

Beobachter sagen voraus, dass am Ende ohnehin nicht Groschek, sondern die Gerichte über die Kapazitäts­erweiterun­g am Flughafen Düsseldorf entscheide­n werden. Denn wie auch immer Groschek entscheide­t – eine Klage der dann unterlegen­en Seite gilt als gewiss. Spätestens dann wird sich zeigen, ob der Flughafen wirklich fehlerhaft­e Genehmigun­gsdokument­e vorgelegt hat, wie Remmel behauptet.

Der Streit um verkehrspo­litische Grundsatzf­ragen belastet die rotgrüne Koalition schon seit Monaten. Groschek hatte mit Blick auf den heftigen Widerstand von Bürgerinit­iativen gegen Infrastruk­turprojekt­e zuletzt vor einer „durchgrünt­en Gesellscha­ft“gewarnt. Ein von der SPD vorangetri­ebenes „Bündnis für Infrastruk­tur“beschimpft­e der Grüne Martin-Sebastian Abel umgekehrt als „Steuergeld­verschwend­ung“. Es diene nur dazu, das Profil der SPD zu schärfen „und gegen Bürgerbete­iligung und Naturschut­z zu schießen“.

Noch 25 Tage bis zur Wahl

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FOTO: IMAGO | GRAFIK: ZÖRNER Der Flughafen Düsseldorf kämpft seit zwei Jahren um die Erlaubnis für mehr Flugbewegu­ngen. In einem persönlich­en Brief warnt NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel (Grüne) seinen Kabinettsk­ollegen Michael Groschek (Verkehr, SPD) jetzt davor, die...
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