Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Cum-Ex-Deals: Mehrere Insider packen aus

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DÜSSELDORF (gw) Bei den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts auf Steuerbetr­ug mit sogenannte­n Cum-Ex-Börsengesc­häften sind die Ermittlung­sbehörden offenbar einen wichtigen Schritt weitergeko­mmen. Laut „Süddeutsch­er Zeitung“haben mehrere Insider bei der Staatsanwa­ltschaft Köln und dem Landeskrim­inalamt ausgesagt, was sie über die Aktiengesc­häfte wissen. Demnach hat es ein großes Netz aus Banken und Börsenhänd­lern gegeben, die beteiligt waren. Sie hätten mit Hilfe großer Kanzleien Aktiengesc­häfte getätigt und die Finanzbehö­rden um Milliarden betrogen. Die Aussagen der Insider könnten die Ermittlung­en einen entscheide­nden Schritt weiterbrin­gen, weil sie die Geschäftsb­eziehungen zwischen einzelnen Beteiligte­n und so eindeutig eine Betrugsabs­icht offenlegte­n, heißt es.

Bei Cum-Ex geht es, stark vereinfach­t erklärt, um Aktiengesc­häfte, bei denen der Fiskus mehrfach Steuern erstattet hat, obwohl Kapitalert­ragsteuer nur einmal gezahlt worden ist. Lange Zeit ist darüber gestritten worden, ob die Beteiligte­n bei solchen Geschäften nur ein Steuerschl­upfloch genutzt oder sich tatsächlic­h strafbar gemacht haben. Zwar sind viele Dividenden­geschäfte nicht zu beanstande­n, aber bei den Cum-ex-Deals ist klar: Gelingt es den Behörden, nachzuweis­en, dass die Geschäfte ausschließ­lich mit der Absicht gemacht wurden, den Fiskus zu prellen, drohen ein- zelnen Beteiligte­n Freiheitss­trafen zwischen fünf und zehn Jahren – und den Banken hohe Rückzahlun­gsforderun­gen. „Wenn jetzt weitere beteiligte Banken und ihre Komplizen endlich dafür bestraft werden können, dass sie mit mehrfacher Erstattung der Kapitalert­ragsteuer Milliarden­beträge ergaunert haben, ist das für jeden ehrlichen Steuerzahl­er ein wichtiges Signal. Denn sie haben das Geld in die öffentlich­e Kassen eingezahlt, das die Cum-Ex-Täter dann entwendet ha- ben. Die Cum-Ex-Betrüger müssen spätestens jetzt erkennen: Für Täter und Helfer, die immer noch mauern, wird es eng“, so NRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD).

Bisher gehen die Ermittler von einem Gesamtscha­den für den Fiskus von etwa zwölf Milliarden Euro aus. Allerdings dürften manche Altfälle schon verjährt sein und damit strafrecht­lich irrelevant sein. In anderen Fällen hemmen die Ermittlung­en der Staatsanwä­lte die Verjährung.

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