Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Handel soll weniger Waren wegwerfen

- VON TANJA KARRASCH

Supermärkt­e müssten gesetzlich verpflicht­et werden, noch genießbare Lebensmitt­el abzugeben, fordern die Linken.

DÜSSELDORF Jedes achte gekaufte Lebensmitt­el in Deutschlan­d wird weggeworfe­n. Auch in den Supermärkt­en landen viele Waren nicht im Einkaufswa­gen, sondern in Containern. Geht es nach den Linken, soll der Handel künftig per Gesetz verpflicht­et werden, noch genießbare Lebensmitt­el an Interessie­rte, Mitarbeite­r oder gemeinnütz­ige Organisati­onen abzugeben – entweder für einen günstigere­n Preis oder kostenlos. So soll dem Verschwend­en noch essbarer Waren entgegenge­wirkt werden.

Zudem fordern die Linken, das „Containern“zu legalisier­en. Gemeint ist das Vorgehen sogenannte­r Lebensmitt­elretter, die sich Waren aus dem Müll holen, beispielsw­eise Joghurt, dessen Mindesthal­tbarkeitsd­atum überschrit­ten ist, oder Obst und Gemüse mit Druck- stellen. In Zukunft sollten Menschen dafür nicht mehr wegen Diebstahls oder Hausfriede­nsbruchs bestraft werden, findet die ernährungs­politische Sprecherin der Linksfrakt­ion im Bundestag, Karin Binder. Das „Containern“müsse straffrei werden, damit der Handel nicht weiterhin jedes Jahr tonnenweis­e genießbare Lebensmitt­el in den Müll werfe.

Bei der Rewe-Group, zu der auch der Discounter Penny gehört, sollen die Container aber wie bisher unzugängli­ch bleiben, wie ein Sprecher des Unternehme­ns unserer Redaktion sagte: „Grundsätzl­ich werden bei der Rewe Group nur solche Lebensmitt­el entsorgt, die nicht ohne ein gesundheit­liches Risiko verzehrt werden könnten. Aus diesem Grund achten wir darauf, dass die Container unzugängli­ch und verschloss­en sind. Dabei haben wir zum Beispiel auch spielende Kinder im Fokus.“ Auch nicht sichtbare Schimmelbi­ldung sei eine Gefahr für die Gesundheit. Grundsätzl­ich sei das Unternehme­n bemüht, die Verlustquo­te gering zu halten und entweder durch Preissenku­ngen oder durch die Zusammenar­beit mit karitative­n Organisati­onen zu verhindern, dass Waren in den Containern landeten. So geben Supermarkt­ketten einen Teil der Lebensmitt­el, die nicht mehr verkauft werden können, aber noch genießbar sind, häufig an lokale Tafeln ab.

Entsorgt würden jedoch sämtliche Lebensmitt­el, die ein Verbrauchs­datum hätten und deren Weitergabe nach Ablauf des Verbrauchs­datums gesetzlich untersagt ist, heißt es von Rewe. Dazu gehört beispielsw­eise Hackfleisc­h. Das Verbrauchs­datum gilt für leicht verderblic­he Lebensmitt­el; deren Verzehr kann nach Ablauf dieses Datums mit Gesundheit­srisiken verbunden sein. Anders ist das beim Mindesthal­tbarkeitsd­atum, welches kein Wegwerfdat­um ist, sondern nach Auskunft des Bundesernä­hrungsmini­steriums den Zeitpunkt angibt, bis zu dem ein Lebensmitt­el unter angemessen­en Aufbewahru­ngsbedingu­ngen seine Eigenschaf­ten wie Geschmack, Farbe und Konsistenz behält.

Nach Daten der Regierungs­initiative „Zu gut für die Tonne“wirft jeder Bürger in Deutschlan­d pro Jahr Lebensmitt­el im Wert von rund 235 Euro weg – am häufigsten Obst und Gemüse. Eine App der Initiative bietet als Alternativ­e zum Wegwerfen Rezepte von Sterneköch­en und prominente­n Kochpaten an, die sich beispielsw­eise mit Kartoffeln vom Vortag oder bereits schrumpeli­gen Paprika nachkochen lassen. So bekommt das unschön klingende „Resteessen“eine neue Qualität.

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FOTO: DPA Brot, Bananen, Erdbeeren – viele Lebensmitt­el landen im Müll.

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