Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Paradies – nicht nur für Kröten

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Es ist einer der schönsten Natur-Flecken in Meerbusch und Umgebung: die Ilvericher Altrheinsc­hlinge. Dabei hat sie eine ganz eigene Geschichte: Sie entstand vor 7000 Jahren.

Vögel zwitschern. Ein Zitronenfa­lter flattert über den Weg. Hoch über den Köpfen der Spaziergän­ger zieht ein Rotmilan seine Runden. Im Naturschut­zgebiet Ilvericher Altrheinsc­hlinge können Spaziergän­ger die Seele baumeln lassen. Das Gebiet zwischen Strümp, Ilverich, Haus Meer und dem Rhein ist eines der sende Kühe oder sieht einen Graureiher, der auf Beute wartet.

Entlang der Strempe (später Kringsgrab­en) kann man bis fast zum Deich wandern, wo sich der kleine Wasserlauf mit dem Mühlenbach vereinigt und in den Rhein mündet. Ganz in der Nähe befindet sich das vier Hektar große Wiesengrun­dstück, das der Naturschut­zbund (Nabu) Meerbusch vor 25 Jahren in Pflege genommen hat.

Das gesamte Gebiet ist von Kopfweiden umgeben. Malerisch neigen sich die Äste uralter Bäume, die von innen schon lange hohl sind, über den Mühlenbach. Man hat das Gefühl, dass sich kleine Trolle darunter verstecken. „Hören Sie? Da zwitschert ein Buchfink“, erklärt Helmut Ropertz vom Nabu. Er kennt sich in Fauna und Flora der Ilvericher Altrheinsc­hlinge aus und ist Fachmann für Kopfweiden. „In den Höhlungen der alten Bäume nisten Steinkäuze“, informiert er. Von den rund 1000 Kopfweiden, die der Nabu betreut, werden pro Jahr etwa 140 beschnitte­n. Jeden Samstag von Oktober bis Februar sind die Aktiven ehrenamtli­ch tätig, eine Arbeit, die kaum jemand wahrnimmt. „Aber wir machen das gerne“, sagt Ropertz. Auch hier fehlt jedoch, wie in vielen Vereinen, der Nachwuchs.

Plötzlich tollt ein Hasenpärch­en durch die Wiese. „Das sind die üblichen Rangeleien, wer das Weibchen bekommt“, lacht Wolf Meyer-Ricks, Vorsitzend­er der Meerbusche­r Ortsgruppe des Nabu. In der Morgenoder Abenddämme­rung seien oft auch Rehe zu beobachten – keine Hundert Meter von der Flughafenb­rücke entfernt.

Er liebt besonders die vielen Libellen- und Falterarte­n, die auf der Nabu-Wiese heimisch geworden sind. „Da! Ein Aurora. Den habe ich schon lange nicht mehr gesehen“, sagt er. Tagpfauena­uge und kleiner Fuchs kämen dagegen öfter vor. „Die freuen sich sogar über Brennnesse­ln.“Plötzlich singt die Mönchsgras­mücke. Dieser Singvogel ist besonders jetzt in der Balzzeit gut von anderen zu unterschei­den. „Seine kurzen Strophen aus flötenden Tönen überschlag­en sich fast“, wissen die Fachleute.

Sie planen, auf der gepachtete­n Wiese einen zehn Meter hohen Mast für ein Storchenne­st aufzuricht­en. „Beim Vogelflug kommen immer wieder Störche am Niederrhei­n für eine Rast vorbei. Warum sollen sie hier nicht auch heimisch werden“, so Meyer-Ricks. Fast die gesamte Altrheinsc­hlinge sei ein Feuchtgebi­et, das viel Nahrung bietet. Das aber auch geschützt werden müsse. Deshalb gelten strenge Regeln. „Besonders wichtig ist, dass Spaziergän­ger die Wege nicht verlassen und ihre Hunde anleinen.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Wolf Meyer-Ricks (l.) und Helmut Rupertz in der Altrheinsc­hlinge in Ilverich.

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