Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Viele Klagen über Grab-Diebstähle

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Neben Pflanzen verschwind­en auch Dekoration­en und Gießkannen.

(sg) Irgendeine­r der regelmäßig­en Besucher des Nordfriedh­ofs muss eine ganze Terrakotta-Armee von Schildkröt­en haben. Kleine Figuren, das Stück kostet um die drei Euro im Laden, alle gestohlen von Nico, der vor zehn Jahren begraben wurde. Für seine Mutter Petra Fuchs, die irgendwann aufgehört hat, neue Schildkröt­en für ihr totes Kind zu kaufen, ist die Vorstellun­g ungeheuerl­ich. „Diebstahl von einem Grab, das ist zutiefst verletzend für die Angehörige­n. Erst Recht, wenn es das Grab eines Kindes ist.“

Der Fall von Debora Cucci aus Urdenbach, die über Facebook versucht, die Püppchen zurück zu bekommen, mit denen ihre Tochter Emilia gespielt hat, und die seit anderthalb Jahren deren Grab schmückten, hat auch Nicos Mutter entsetzt. Nicht nur die Terrakotta- Figuren, auch Blumen, junge Pflanzen, Gießkannen und bunte Plastikost­ereier sind ihr schon gestohlen worden, und das Gefühl, dass da jemand weder ihr Eigentum noch ihre Trauer respektier­t, „tut immer wieder weh“. Und sie ist kein Einzelfall. Vor der Reihe von Kindergräb­ern, in der auch Nicos ist, hat eine andere Mutter vor einigen Wochen ein trauriges Schild aufgehängt: „Bitte nehmen Sie keine Spielsache­n von unseren Kindern. Wir gehen auch nicht in Ihre Kinderzimm­er.“Das Schild ist verschwund­en, die Diebstähle hören nicht auf. Petra Fuchs ist dazu übergegang­en, jedes Dekoration­sstück mit seinem Namen zu versehen. „Dann sollte zumindest auffallen, dass die Dinge nicht dem gehören, der sie nun hat.“

Manchem ist das aber gleichgült­ig, wie RP-Leser Joachim Kirschner unserer Redaktion berichtet. Seine Schwiegerm­utter habe eine Frau zur Rede gestellt, die Blumen von einem fremden Grab genommen hatte. Die habe nur achselzuck­end gesagt „Der Tote hat doch nichts davon, aber mir machen die Blumen auf meiner Fensterban­k Freude.“

Über Pflanzendi­ebstähle reden Friedhofsg­ärtner eher ungern. Viele fürchten Reaktionen wie die von Klaus André, der das Grab seiner Frau in Heerdt nicht mehr bepflanzen lässt, seit es mehrfach geplündert wurde. In Heerdt ist Ulrike Baumeister­s Vater im September beerdigt worden. Ihre Cousine hatte einen Korb mit Hortensien mitgebrach­t, die im Winter erfroren. Anfang März hatte sie die Neubepflan­zung in Auftrag gegeben. „Da war der Korb schon gestohlen – das ist mir unbegreifl­ich“, so Baumeister.

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